Chronicle | Usbekistan

Pescosta: Abends ein Bier und ruhig bleiben

Nachrichten aus Usbekistan von Norbert Pescosta: Gegen die Bürokratie kommt man nicht an, eine Ausreise vor Freitag scheint unwahrscheinlich.

Abwarten und ruhig bleiben, heißt es weiterhin für den in Usbekistan festgehaltenen Arzt Norbert Pescosta. Das Telefon gesperrt wegen zu hoher Rechnung, langsam die Bürokratie, die vor einigen Jahrzehnten stehen geblieben ist. Das einzige, was sich dieser Tage bewegt, die Temperatur, mittlerweile bei rund 45 Grad. Das usbekische Abenteuer zieht sich – auch nach dem Freispruch von der Anklage der illegalen Medikamenteneinfuhr verzögert sich die Ausreise wegen seines abgelaufenen Visums. Über den Nachrichtendienst WhatsApp kann Pescosta noch mit der Außenwelt kommunizieren – und salto.bz zum Beispiel über seinen letzten Polizeibesuch am Montag berichten.

Gerade war ich bei der Polizei, schaut so aus, als ob ich mindestens bis Freitag bleiben muss. Meine Helfer in der Not bleiben am Ball. Der Botschafter, Dorfmann und Dietmar Pfeifer vom FCS. Er ist Manager eines in Bozen lebenden usbekischen Davis Cup-Tennisspielers und hat auch direkte Drähte hierher. Ein Freund von mir hat den Kontakt hergestellt. Ich will alles versuchen, aber gegen diese Bürokratie kommt man nicht an. Also ruhig bleiben nach erneuter Enttäuschung und weiterwarten. Und abends Bier zum Einschlafen. Gruß aus Zentralasien, Wüste.

Nach dem Stillstand vom Wochenende hofft der Arzt nun auf die kommenden zwei Tage. Und taucht in der Zwischenzeit immer mehr in das Gastgeberland ein, das zum unfreiwilligen Gefängnis geworden ist.

Wäre ich Einheimischer, würde ich erstmals monatelang im Gefängnis warten auf Anhörung. Dann weitere Monate auf Gerichtsverhandlung. Also Glück gehabt. Englisch spricht eigentlich niemand. Selbst in Restaurant musste ich aufstehen und gehen, da Bestellung auch mit Zeichen unmöglich war. Eine andere Welt.

Die Leute sind nett und haben sicher ihre Probleme mit diesem Land. Sie sind sehr solidarisch und großzügig miteinander. Je länger ich hier bleibe, desto mehr Facetten bekomm ich mit, die man sonst nicht sieht. Es gibt überall zwei Seiten.