Selbst ist der Käse

Von begeisterten Unternehmern, gesunden Kühen und innovativen Finanzierungsideen. Ein Interview mit Alexander Agethle von der Käserei Englhorn in Mals.
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Foto: oew

In den letzten 10 Jahren hat sich am Betrieb Englhorn in Mals vieles verändert. Sonja Sagmeister, Alexander Agethle und Max Eller haben sich einiges einfallen lassen: Der Aufbau einer Hofkäserei, der Bau eines Laufstalles für behornte Tiere der vom Aussterben bedrohten Rasse Original Braunvieh, die Sanierung des Wohnhauses und der Bau einer für die Eigenversorgung genutzten Photovoltaikanlage. Doch damit nicht genug. Es scheint, als ob sie jetzt erst richtig Luft holen für ihr neues Abenteuer. Und diesmal mit einer sehr innovativen Finanzierungsidee.

Klaus Egger: Alexander, was habt ihr vor in den nächsten Jahren?

Alexander Agethle: Vor kurzem hatten wir die einmalige Gelegenheit, das an unserem Hof unmittelbar angrenzende Gebäude, die ehemalige Dorfsennerei, zu erwerben. Dadurch ging der lange ersehnte Wunsch, eine neue Hofkäserei zu bauen, in Erfüllung. Der Neubau ermöglicht es uns die gesammelten Erfahrungen unseres Senners Max noch besser in Käsequalität umzusetzen und die räumlichen Nachteile im alten Gebäude auszugleichen.

Klaus Egger: Dann startet ihr jetzt sozusagen richtig durch.

Alexander Agethle: Genau. Und zwar in mehrerlei Hinsicht. Zum einen werden wir in der neuen Käserei ein paar technische Verbesserungen vornehmen z.B. ein eigenes Holzheizsystem installieren, den Hartkäse im Kupferkessel, anstatt wie bisher im Edelstahlbehälter, herstellen und zum anderen vom zweitägigen Käsen zum eintägigen Käsen wechseln. Durch diese Maßnahmen steigern wir nochmals die Qualität des Käses. Gemeinsam mit zwei weiteren kleinen Biobauern aus dem Dorf werden wir die Milch von ca. 24 Kühen verarbeiten.

Klaus Egger: Ein großes Thema, finde ich zumindest ist, dass in Südtirol die Milch zwar von der Kuh auf der Weide stammt, das Futtermittel aber größtenteils aus dem Ausland, sogar aus Übersee kommt. Von heimischer Milch kann dann nur mehr mit viel Fantasie gesprochen werden.

Alexander Agethle: Ja, das stimmt leider. Wir sind jedoch überzeugt von der Sinnhaftigkeit kleiner lokaler Kreisläufe und getragen von der Idee die Qualität unserer Lebensmittel weiter zu verbessern. Deshalb werden alle drei Betriebe zur Gänze auf jeglichen Zukauf von Futtermitteln außerhalb der Region verzichten. In Zukunft wird ausschließlich Bioheu gefüttert.

Klaus Egger: Aber reduziert das nicht auch die Milchmenge?

Alexander Agethle: Auch das stimmt. Das wird dazu führen, dass die Gesamtmilchmenge sinken wird, jedoch die Qualität unserer Produkte und die positiven ökologischen Auswirkungen sich weiter erhöhen. Und das ist genau der Weg den wir gehen wollen.

Klaus Egger: Rechnet sich so was dann noch?

Alexander Agethle: Spannende Frage. Unser Betrieb ist von einem intensiven Milchviehbetrieb zu einem ökologische wirtschaftenden Extensivbetrieb umgestaltet worden. Dadurch sind aber nicht nur die Erträge bei der Milchproduktion von 9.000kg Milch pro Kuh und Jahr auf 5.000kg gesunken, sondern auch die Produktionskosten. Wie zum Beispiel kein Futterzukauf, verringerter Energieaufwand, geringe Tierarztspesen und noch einiges mehr. Das wiederum bedeutet nicht nur, dass wir die Qualität unsere Produkte steigern konnten sondern dass wir auch zu einem großen Teil von möglichen Teuerungen abgekoppelt sind. Z. B. haben die derzeitigen Preissteigerungen im Bereich des Kraftfutters keinen Einfluss auf die Kosten unseres Betriebes.

Klaus Egger: Ihr habt euch entschlossen bei der Finanzierung eures Projektes komplett neue Wege zu gehen. Und zwar über Gutscheine. Wie kamt ihr zu der innovativen Finanzierungsidee mit den Gutscheinen?

Alexander Agethle: Ich bin in verschiedenen Gruppierungen tätig, die sich mit dem Versuch, das Vinschgau in eine nachhaltige Zukunft zu lenken auseinandersetzt. Dabei ist unweigerlich auch die Diskussion einer lokalen Währung entstanden. Die Aktion Englhörner ist eine Vorstufe eines regionalen Währungsansatzes.

Klaus Egger: Finanziert ihr euch nur über die Gutscheine?

Alexander Agethle: Wir wählten Gutscheine, weil sie eine einfache, sympathische aber auch effiziente Form des Produktevorverkaufs sind. Zudem ist der Verkauf von Gutscheinen vom italienischen Zivilgesetzbuch geregelt. Wir finanzieren unsere Aktion aber nicht ausschließlich über Gutscheine. Wir bringen unser Eigenkapital mit ein und einen Teil finanzieren wir über einen Kredit mit der Raiffeisenkasse Bozen durch das ethical banking.

Klaus Egger: Nehmen wir mal an, ich kaufe jetzt solche Gutscheine. Welche Garantien, dass alles so klappt wie du dir das vorstellst, kannst du mir geben?

Alexander Agethle: Die Gegenfrage würde lauten: wie viel Garantien hast du bei einem Investment in Aktien, Fonds oder Wertpapiere? Unsere Familie bewirtschaftet den Betrieb seit über 200 Jahren. In den letzten 10 Jahren haben wir einen völlig neuen Betriebszweig aufgebaut und gelten heute als einer der besten Käseproduzenten Südtirols. Trotzdem, es bleibt eine Frage des Vertrauens. Das ist klar.

Klaus Egger: Wie ist bis jetzt die Resonanz auf die Idee?

Alexander Agethle: Die Resonanz überwältigt uns. Wir hätten nicht geglaubt, dass so viele Menschen, die uns gar nicht persönlich kennen dieses Projekt mittragen. Das motiviert uns umso mehr.

Klaus Egger: Dann wünsche ich dir viel Erfolg mit eurem Projekt und freue mich schon auf den leckeren, wirklich regionalen Käse.

Alexander Agethle: Danke dir.

Weitere Infos über Alexander, der Käserei und den Details für den Erwerb der Gutscheine unter www.englhorn.com

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Maximilian Ben… Sat, 08/17/2013 - 17:55

bedanke ich mich für diesen Beitrag. Ich hoffe wir bekommen bald ähnliche Beiträge, aus denen man etwas lernt und trotzdem versteht wo der Weg hingehen könnte.

Sat, 08/17/2013 - 17:55 Permalink