Seilbahn Brixen: Wunschflug im Ploseland
Werner Kusstatscher, Beszirkspräsident des Südtiroler Wirtschaftsrings, will nicht länger warten. Als vertane Chance sieht er die Nicht-Abhaltung eines Referendums zur Errichtung der neuen Seilbahn Brixen. „Auf Kosten der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt, wird das Projekt zum Zweck der politischen Selbstdarstellung missbraucht“, sagt Kusstatscher. Er möchte Fakten sehen. Die Plose muss wachsen.
Doch wer missbraucht wen? Hans Heiss von den Grünen sieht es so: „Die Bemerkung des Herrn Kusstatscher ist müßig, denn es wird mit Sicherheit eine Fragestellung des "Komittees gegen den Überflug der Stadt" eingebracht werden.“ Doch eines nach dem anderen, sagt Heiss, Fakt ist: erst drei Monate nach den Südtiroler Landtagswahlen kann eine Volksabstimmung durchgeführt werden. Bis Januar 2014 heißt es also, Geduld haben und an einer „sorgfältigen Fragestellung feilen."
Bitte nicht ein zweites Sexten
Kusstatscher versteht die Welt nicht mehr. Während in Sexten, im Fall der Skiverbindung Helm-Rotwand „von den Projektgegnern das Fehlen einer Volksbefragung angeprangert wird, wurde in Brixen das ursprünglich geplante Referendum als eine von der Verwaltung ‚aufgepflanzte‘ Volksabstimmung kritisiert und von einem ‚Missbrauch‘ der Volksabstimmung als basisdemokratisches Beteiligungsinstrument gesprochen.“ Der Wind weht heiß aus Brixens Wirtschaftskreisen. Sie wollen eine unmittelbare Bahnhofsanbindung mit Überfliegung der Stadt, bauen, machen, schaffen. Kusstatscher möchte seine Klientel zufrieden sehen, für Hans Heiss ist der Vergleich mit Sexten hinfällig: „Genau weil wir nicht wie Sexten enden wollen, müssen wir eine Konfrontation auf jeden Fall vermeiden. Brixen ist eine Stadt des Zusammenschauens, es kann nicht sein, dass es wieder ein Projekt von einigen Wenigen wird.“
Seilbahngedanken der Brixner lesen Sie hier.
Was die Grünen in Brixen und mit ihnen „der Großteil der Bevölkerung“, möchten ist eine „landschaftsschonende und bürgerschonende Seilbahnverbindung.“ Konsens herrscht in Brixen darüber, dass die Plose als Freizeitgebiet erhalten bleiben soll, schreibt Markus Lobis. „Doch die technischen Voraussetzungen für einen Start ab dem Bahnhof, wie es sich die Wirtschaft der Stadt vorstellt, ist noch lange nicht geklärt“, sagt Hans Heiss. Aus der Ecke der Wirtschaft ertönt einmal mehr der Ruf nach Arbeitsplatzbeschaffung, Kusstatscher fordert klare Verhältnisse, eine Entscheidung eben, denn: „Mit der Kombination Zug und Bahn öffnen sich für die Plose und für Brixen viel neue Möglichkeiten, die für sämtliche Brachen mehr Wertschöpfung bringen, damit neue Arbeitsplätze geschafft werden können, Arbeitsplätze, die derzeit im produzierenden Gewerbe verlorengehen.“ 35 Millionen Euro kostet das Projekt, Skischaukeln sollen die Kassen füllen. Wessen Kassen? Wessen Gelder? Wessen Nutzen? Schon wieder Wahlkampfzeit?