Politics | Transit

Ins Rollen gebracht

Die Region Trentino-Südtirol will mehr Verkehr auf die Schiene bringen. Dazu soll die Rollende Landstraße mit 7 Millionen Euro unterstützt werden.

Es war Besuch von ganz oben, der am Mittwoch in Bozen anstand. Pat Cox, der für alle großen Verbindungsachsen in Europa zuständige EU-Koordinator war höchstpersönlich angereist, um sich ein Bild von den Arbeiten am BBT zu machen und mit den Landeshauptleuten der Euregio über die Finanzierung des Megaprojekts zu sprechen. Im Rahmen des Treffens mit Cox kündigte der Trentiner Landeshauptmann unter anderem an, dass die Region künftig die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene unterstützen werde. Ugo Rossi steht zur Zeit der Region Trentino-Südtirol als Präsident vor. Als solcher teilte er mit, dass die Region bereit sei, insgesamt 7 Millionen Euro bereitzustellen, um die ROLA zu finanzieren.


Nicht mehr am Brenner aussteigen

Das Kürzel ROLA steht für “Rollende Landstraße”. Als solche wird jenes kombinierte Transportsystem bezeichnet, bei dem komplette Lastwagen beziehungsweise Sattelzüge inklusive Fahrer per Bahn befördert werden. Interessantes Detail: Laut dem österreichischen Verkehrsjournal ist die ROLA zwar die “ineffizienteste und unökonmischste Form des kombinierten Verkehrs”, im Falle der Brennerachse aber ein “sehr sinnvolles Verkehrsinstrumentarium für die Verlagerung des Transitverkehrs”. 1989 wurde die ROLA entlang der Brennerachse eingeführt. Aktuell reicht sie von Wörgl bis nach Trient. Die meisten LKWs werden derzeit jedoch nur bis zum Brenner transportiert, weil sich der Transport auf der italienischen Seite auf finanziellen Gründen nicht mehr lohne. Darauf weist Domenico Sartori in der heutigen Ausgabe der Trentiner Tageszeitung L’Adige hin. In Österreich hingegen hätten sektorale Fahrverbote und anderweitige Einschränkungen des Transitverkehrs auf den Autobahnen die ROLA zunehmend attraktiver gemacht.

Laut Ugo Rossi will die Region nun das Modell der österreichischen Regierung nachahmen, die 2014 mit 16,3 Millionen die ROLA unterstützte. 12,2 Millionen Euro davon gingen an die ROLA zwischen Wörgl und Brenner. Konkret werden 94 Euro an Fördergelder für jeden LKW, der tagsüber die ROLA benutzt, ausbezahlt. 47 Euro pro LKW sind in den Nachtstunden. “Wir haben beschlossen, in Zusammenarbeit mit dem Verladebahnhof in Trient die Fördermodalitäten festzulegen um zu verhindern, dass die 120.000 LKWs, die derzeit ihre Bahnreise am Brenner unterbrechen auch in Zukunft ihre Fahrt auf Richtung Süden auf der Straße fortsetzen”, so der Trentiner Landeshauptmann. Wie genau die Region den Transport auf der ROLA zwischen Brenner und Trient fördern wird, steht noch nicht fest. Zu bedenken gilt, dass Trentino-Südtirol keinerlei Zuständigkeiten in Sachen Transport hat.


Ausnahmen auch für uns

Wohl eher kontraproduktiv für das Vorhaben, mehr Schwertransport von der Straße auf die Schiene zu verlegen, dürfte ein Antrag der Bürgerunion sein, den der Südtiroler Landtag am Mittwoch Nachmittag angenommen hat. Andreas Pöder forderte darin, dass Nordtirol im Rahmen des dort geltenden sektoralen Fahrverbots mehr Ausnahmebestimmungen vorsehen solle. “Das sektorale Fahrverbot Nordtirols sieht Maßnahmen zur Transitverringerung vor, bei dem Ausnahmebestimmungen für Nordtirols Wirtschaftstreibende vorgesehen sind, aber die Südtiroler Wirtschaftstreibenden benachteiligt werden”, rechtfertigt Pöder seinen Antrag. Er wollte die Südtiroler Landesregierung verpflichten, bei der Nordtiroler Landesregierung für eine Ausdehnung der Ausnahmebestimmungen auf Südtirol zu intervenieren. Man stehe in der Frage in Kontakt mit Trient und Innsbruck, berichtete Mobilitätslandesrat Florian Mussner. Mussner sprach sich für den Antrag aus, womit dieser als angenommen galt.

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Benno Kusstatscher Thu, 09/17/2015 - 11:38

Warum endet die RoLA in Trient ? Um die Valdastico zu rechtfertigen oder um die Valsugana zu beglücken? Wenn sie bis nach Verona verlängert würde, dann hätten die Spediteure der Po-Ebene einen riesigen Vorteil: ab Wörgl "frische" Fahrer. Der Fahrtenschreiber beginnt ab Wörgl mit einer Fahrzeit von null. Das dürfte den Spediteuren wohl mehr bringen als die zitierte Förderung.

Thu, 09/17/2015 - 11:38 Permalink
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Hermann Trebo Sun, 09/27/2015 - 06:43

Dass das Projekt Brennerbasistunnel mit seinen noch ausstehenden Zulaufstrecken bis Salurn - und mit seinem bereits derzeitigen finanziellem Monsteraufwand Aufwand - erweist sich immer deutlicher als unwirtschaftlich und gleichzeitig als nicht effizient - um das Thema Transit durch Südtirol in weiter Zukunft zu lösen ( siehe erster Gegenwind seitens der Bevölkerung im Unterland ). Und dass dessen Gesamtfinanzierung sowohl seitens Italien wie von Südtirol immer schwieriger wird ist vorauszusehen - ohne dabei ein Prophet zu sein !? Also ist eine Reform oder neue Gesamtüberlegung zum derzeit noch bestehendem Projekt - und dessen fiktiver Finanzierung - schleunigst in die Wege zu leiten ! Das Kernthema dabei bleibt sicher aufrecht - bedingt jedoch eine neue Gesamtschau und neue Reglementierung sämtlicher derzeit bereits bestehender Verkehrsflüsse - welche sich auf den bestehenden Verkehrsinfrastrukturen zwischen dem Brenner und Salurn bereits abspielen. Also das Thema Zug - Autobahn und Landesstrasse als Gesamtpaket! Und auf diese drei Gruppen von Verkehr ist in Gesamtschau das planerische Auge neu zu werfen - zu reparieren bzw.. zu investieren! Erste und neue Überlegungen dazu sind -Gott Lob - bereits im Gange - siehe das Thema ROLA zwischen Brenner und Salurn !

Sun, 09/27/2015 - 06:43 Permalink