E-Mobilität: China ist Nummer 1
China ist nicht nur der größte Automarkt der Welt, sondern führt auch bei der E-Mobilität. 2016 hat China die USA als Land mit der größten E-Auto-Flotte erstmals überholt. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 40% aller weltweit hergestellten E-Autos in China gebaut. Zudem war 2016 der chinesische Autobauer BYD der weltgrößte Hersteller von Elektroautos mit reinem Batterie- oder Plug-in-Hybridantrieb und überholte sogar Tesla. Laut Internationaler Energiebehörde (IEA) ist China mit etwa 650.000 Elektroautos sowie rund 200 Millionen Elektro-Zweiräder und über 300.000 Elektrobusse mit Abstand Vorreiter bei der Elektromobilität.
Jede vierte Batteriezelle und jeder dritte Elektromotor werden inzwischen in China hergestellt. Die Batterie ist die wichtigste und kostenintensivste Komponente der E-Autos und macht bis zu 40 % der Wertschöpfung aus. Sie bestimmt nicht nur die Reichweite, sondern auch, wie schnell sich das Auto wieder aufladen lässt. Chinesische Hersteller von Lithium-Ionen-Akkus wollen mit Niedrigpreisen auf dem Batterien-Markt in Zukunft noch stärker präsent sein.
Bislang wird der Markt für E-Autos in China vor allem von Modellen chinesischer Hersteller dominiert. Marktführer ist der Autobauer BYD. Unter den Top-20 findet sich mit Tesla nur ein ausländischer Hersteller. Doch ausländische E-Autoproduzenten versuchen mehr und mehr auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen.
Experten der Autoindustrie gehen davon aus, dass chinesische Autobauer, die momentan ihre Modelle fast ausschließlich in China verkaufen, künftig ihre E-Autos auch auf den Weltmarkt bringen und so zu einem wichtigen globalen Anbieter für Elektromobilität werden.
Auch bei der Infrastruktur ist China führend. Allein in diesem Jahr werden 800.000 Ladesäulen aufgestellt, bis 2020 sollen es fünf Millionen sein. Neue Gebäude müssen mit Batterieladestellen für E-Autos ausgerüstet sein.
Gründe für das starke Wachstum der E-Mobilität
Der starke Aufschwung der E-Mobilität in China ist das Ergebnis verschiedener Faktoren. Die Regierung fördert die E-Mobilität massiv entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dabei geht es nicht nur um einzelne Fördermaßnahmen, sondern um eine kontinuierlich und systematisch angepasste Automobilpolitik, die es in dieser Form in keinem anderen Land der Welt gibt. Öffentliche Subventionen und eine bevorzugte Behandlung bei der Zulassung für E-Auto machen den elektrischen Antrieb für die Chinesen immer attraktiver. So sollen ab 2018 mindestens 10% aller Neuwagen E-Autos sein.
Mit einem dichten Netz von E-Ladestationen, das kontinuierlich weiter ausgebaut wird, übertrifft China die Infrastruktur für E-Autos anderer wichtiger Märkte wie Europa und die USA.
Laut Consulting Company Accenture haben Chinas Autobauer erkannt, dass sie beim Verbrennungsmotor die ausländische Konkurrenz nicht überholen können, da der technische Vorsprung zu groß ist. Bei Elektroautos sehen sie ihre große Chance den Technologievorsprung der großen internationalen Autohersteller wettzumachen und bei der E-Mobilität die Führung zu übernehmen.
Der Technologiewechsel in der Autoindustrie ist für Chinas Regierung auch zu einer Priorität geworden, um die enorme Luftverschmutzung in den Griff zu bekommen. Die Umweltbelastung in den großen Städten und Ballungszenten hat inzwischen solche Ausmaße angenommen, dass sich die Regierung gezwungen sieht, alle nur möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um CO2- und andere Schadstoffemissionen zu verringern. Mit Hilfe der elektrischen Revolution des Verkehrs soll es gelingen in Zukunft den Smog aus Chinas Städten zu verbannen.
Zukunftsperspektiven
Chinas Autodichte ist verglichen mit den USA oder mit Europa noch sehr gering. Während in den USA auf 1000 Einwohner 742 PKW entfallen und in Europa 562, sind es in China noch nicht einmal 100. Das bedeutet, dass der chinesische Automarkt noch ein enormes Aufholpotenzial hat. Das Auto ist auch in China ein Statussymbol und mit zunehmendem Wohlstand der wachsenden Mittel- und Oberschicht wird die Autodichte stark zunehmen. Die chinesische Regierung setzt in ihrem Fünfjahresplan auf nachhaltiges Wachstum und fördert in diesem Zusammenhang auch die Automobilindustrie mit besonderem Fokus auf die Entwicklung neuer Antriebstechnologien wie die der Elektromotoren.
2020 soll die Zahl der Neuzulassungen von E-Autos 2 Millionen betragen und bis 2025 sollen 7 Millionen E-Autos produziert werden, was etwa 20% der geplanten Gesamtautoproduktion entspricht. Zudem sollen Exporte von E-Autos in die großen Märkte wie die USA und Europa gefördert werden und die Technologie der E-Auto-Batterien weiter verbessert werden. Auch für Joint Ventures mit ausländischen E-Autoherstellern soll es Erleichterungen geben.
Laut Experten der Autoindustrie entscheiden die regulativen Rahmenbedingungen der einzelnen Länder darüber, wie schnell sich die E-Mobilität durchsetzen kann. Staatliche Förderungen wie finanzielle Anreize und andere Incentives, ausreichende Ladeinfrastruktur, Sensibilisierung der Verbraucher und Marktverfügbarkeit sind ausschlaggebend. China erfüllt diese Rahmenbedingungen schon jetzt zu einem guten Teil und wird deshalb auch in Zukunft weltweit eine führende Rolle in der E-Mobilität spielen.