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Ötzi in der Bank
„Es stimmt“, sagt Landeshauptmann Arno Kompatscher, „diese Idee wurde an mich herangetragen“. Auch Konrad Bergmeister, Präsident der Stiftung Sparkasse bestätigt: „Ich habe von diesen Überlegungen gehört“.
Der Plan ist noch in der Anfangsphase, könnte aber die Karten im Rennen um das Ötzimuseum völlig neu mischen. Denn neben dem Projekt der Signa-Gruppe am Virgl und dem Anfang dieser Woche vorgestellten Tosolini-Projekt im Ex-INA-Gebäude an der Talferbrücke könnte schon bald ein drittes Projekt in das Rennen um das neue Ötzi-Museum gehen.
Die Südtiroler Sparkasse überlegt, ihren historischen Sitz zu verkaufen. Im herrschaftlichen Gebäude sollte dann der Mann aus dem Hauslabjoch seine neue Ruhestätte finden.
Die Südtiroler Sparkasse überlegt, ihren historischen Sitz zu verkaufen. Im herrschaftlichen Gebäude sollte dann der Mann aus dem Hauslabjoch seine neue Ruhestätte finden.
Das Sparkassenhaus
Der riesige Komplex zwischen Sparkassenstraße und Talfergasse ist der historische Sitz der Südtiroler Sparkasse.
Am 7. Februar 1900 beschließt die Generalversammlung der Sparkasse Bozen, in diesem Stadtviertel nahe der Talfer einen neuen, würdigen und repräsentativen Sitz zu erbauen. Der Neubau soll zwischen der Sparkassenstraße und der Talfergasse entstehen. Es wird ein öffentlicher Wettbewerb ausgeschrieben, den der Architekt Wilhelm Kürscher gewinnt. Kürscher und die Meraner Firma Musch & Lun bauen in zwei Jahren den neuen Sparkassenkomplex. Weil die Bank zu diesem Zeitpunkt nur neun Angestellte hat, wird nur der erste Stock des neuen Sitzes direkt für die Bankgeschäfte genutzt. Im Erdgeschoss bleibt damit Platz für Geschäfte und im zweiten und dritten Stock des Gebäudes entstehen 15 Mietwohnungen.
Im Laufe der letzten hundert Jahre wird die Immobilie mehrmals umgebaut und modernisiert. Seit vielen Jahren wird das gesamte Haus als Bürokomplex und Bankfiliale genutzt.
Weil der Sitz unter Denkmalschutz zwar repräsentativ, aber als Immobilie hoffnungslos veraltet ist, hat man bereits in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals einen Umzug in ein modernes Dienstleistungszentrum angedacht. Doch noch nie waren die Überlegungen so ernst wie jetzt.
Das Angebot
Der Grund dafür: Hinter einem möglichen Umzug steht ein konkreter, größerer Plan. Ein Plan, mit dem man einerseits die eigenen Bedürfnisse einer modernen Bank umsetzen will, anderseits aber auch den Traum maßgeblicher wirtschaftlicher und politischer Kreise in der Landeshauptstadt erfüllen kann.
Es soll für eine mächtige Südtiroler Seilschaft ein gutes Geschäft werden. Und gleichzeitig ein Schuss vor den Bug für Rene Benko und seinen Statthalter Heinz Peter Hager.
Es soll für eine mächtige Südtiroler Seilschaft ein gutes Geschäft werden. Und gleichzeitig ein Schuss vor den Bug für Rene Benko und seinen Statthalter Heinz Peter Hager.
Der Plan: Das Sparkassenhaus soll vom Land oder von der Stiftung Sparkasse angekauft werden. Mit dem klaren Auftrag, dass dort das neue Ötzimuseum entsteht. Der Komplex besteht aus fünf Etagen und zwei Kellergeschossen und er hat jene Fläche, die es für das neue Ötzimuseum braucht. Das Land schreibt 10.000 Quadtratmeter vor. Das Sparkassenhaus hat eine Fläche von 10.029 Quadratmetern.
Nach Informationen von salto.bz wurde die Aktion an der Bankenspitze schon vor einigen Monaten andiskutiert.
Das Netzwerk
Für das Ötzimuseum bräuchte es zwar umfangreiche Umbauarbeiten, doch das Angebot würde genau in jene Forderung passen, die die Bozner Kaufleute und ein Teil des politischen Establishments der Landeshauptstadt immer lauter erheben: „Der Ötzi muss in der Bozner Altstadt bleiben!“
Kennt man die Spitze der Sparkasse, so wird klar, dass der gesellschaftliche und wirtschaftliche Einfluss der Bankenführung in diesem Land ungleich höher ist als jener eines „normalen Konkurrenten“.
Dass der zuständige Stadtrat für Wirtschaft, Stefan Konder, Angestellter der Sparkasse und Leiter der Kommunikationsabteilung der Bank ist, kann man in diesem Planspiel als glückliche Fügung sehen. Sicher aber ist diese Personalunion für die Umsetzung des Projektes alles andere als ein Hindernis.
Die Problematik
Trotz dieses Hintergrundes wird die Umsetzung dieser Vision aber nicht ganz einfach werden. Das Sparkassenhaus hat einen Handelswert, der um die 35 Millionen Euro liegt. Sollte die Stiftung Sparkasse die Immobilie ankaufen, muss sie ihre letzten finanziellen Reserven anknabbern. Das Land als möglicher Käufer dürfte sich ebenfalls nicht leicht tun, eine solche Summe und zusätzlich die Umbaukosten aufzubringen.
Zudem gibt es seit dieser Woche eine andere Problematik. Pietro Tosolini hat sein Ötzi-Projekt präsentiert, das praktisch auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt. Kann es sich die Sparkasse aber leisten, ausgerechnet mit einem Unternehmer in Konkurrenz zu treten, der historisch zu den größten Kreditnehmern der Bank gehört? Auch diese Frage wird man im Verwaltungsrat der Sparkasse andenken müssen.
Spätestens dann, wenn man an die Umsetzung der Vision geht.
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Eine Art Ritterfest für das
Eine Art Ritterfest für das Ötziturnier Hager - Tosolini - Bergmeister > die Zuschauertribüne könnte man vor dem Athesia-Haus in der Museumstraße aufstellen. Für die rituelle Inszenierung wäre Stefan Konder zuständig. Warum nicht ?