Cinema | Salto Weekend
Der lange Weg ins Kino
Foto: Go Go! Cinema/Vintola18/KinaPix
Das von Vintola 18 in Zusammenarbeit mit KinaPix organisierte Projekt, das durch Politiche Giovanili Alto Adige finanziert wird, ist, wie die involvierten Jugendlichen, noch jung. Eine thematische Ausrichtung hat die angestrebte Vorführungsreihe bereits, nach ausführlicher Diskussion, die auch im qualitativ hochwertigen Horror, bei psychologischem Filmschaffen, Techniken der Filmkunst oder den aus ihrer Sicht fernen 80ern hätten enden können. Stattdessen geht es auf ein weites Feld, das an vier Abenden im Dezember (5., 7., 12. und 14. Dezember, mit Beginn jeweils um 20.30 Uhr im Bozner Filmclub) in die Welt der Road Movies entführen soll. Für die bürokratischen Notwendigkeiten und die Beschaffung der für die Aufführung notwendigen DCP-Dateien (Digital Cinema Package), stehen den jugendlichen fachkundige Personen zur Seite.
Einen dazu passenden Namen hat das junge Projekt mit „Go, Go! Cinema“ ja bereits, Pietro Iannelli vom Bozner Filmclub erhofft sich einen ähnlichen Effekt auf das Publikum, wie ihn etwa die Aufnahme von „Barbie“ in die Programmgestaltung hatte. Er schwärmt von einem jungen Saalpublikum, das zu einem guten Teil erstmals das Bozner Programmkino betreten hat und von den für einen lebendigen Kinobetrieb ebenso wichtigen Diskussionen über das Gesehene und Gehörte nach dem Abspann, bestenfalls in der hauseigenen Bar oder noch im Kinosaal.
„Go, Go! Cinema“ soll also, analog zur infamen Anspielung von Hillary Clinton im US Wahlkampf 2016, ein vor allem junges Zielpublikum ansprechen und mobilisieren, durch gezielte Werbung vorab und dann mit kurzen Einführungen und angeregte Debatten im Saal Lust auf mehr machen. Während die vier Road Movies noch nicht feststehen, haben die Jungendlichen in der Diskussionsrunde, der ich beiwohnen durfte bereits festgestellt, wieviel Freiheit diese erste Einschränkung noch erlaubt: Vom Klassiker am Motorrad zur Musik von Steppenwolf („Easy Rider“), über ungleiche Freundschaften („Green Book“), bis hin zu Drogen-Trips auf den Spuren Hunter S. Thompsons in (Richtung) Las Vegas („Fear and Loathing in Las Vegas“) oder gar Reisen durch postapokalyptische Landschaften („Mad Max - Fury Road“), bleibt vieles möglich. Auch über die Vorzüge von Kino in Originalsprache (gerade bei jungen Menschen mehr und mehr beliebt) oder Synchronfassungen lässt sich trefflich streiten.
Das Go, Go! Cinema würde seinem Namen aber nicht gerecht werden, wenn es nicht selbst auf Reisen ginge: Zuletzt gestern auf kurzer Distanz ins zu wenig bekannte Kinomuseum Bozen in der Industriezone, welches auf 500 Quadratmetern vor Sammlerstücken fast aus allen Nähten platzt und mit dem man auch im Gespräch ist, um ausgewählte Stücke an den geplanten Dezemberabenden im Filmclub auszustellen. Zuvor hat man bereits eine Reise zum Giffoni Film Festival für Kinder- und Jugendliche unternommen, weitere Reisen stehen noch an (siehe Info Box).
Auch dürfen die jungen Kinoliebhader:innen Juryluft schnuppern und beim Bz48h-Short film contest bei der Preisvergabe am 7. Oktober erstmals einen Film mit der „Giuria Young - menzione Go, Go! Cinema“ auszeichnen und dabei frei aus der Vorauswahl der besten zehn Beiträge auswählen. Der ausgewählte Film wird dann an einem der vier Dezemberabende als Vorprogramm zu einem der Road Movies zu sehen sein. Auch diese Aufgabe, mit gemeinsamer Diskussion über das Für und Wider verschiedener Kurzfilme wird wohl den Blick der Go, Go! Cineasten aufs Kino um die eine oder andere Perspektive erweitern. Wir sind gespannt, welche Straße das junge Projekt in den kommenden Monaten einschlägt…
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