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Abgestürzter Bartgeier

Hanspeter Gunsch sollte Direktor des neuen Amtes für den Nationalpark Stilfserjoch werden. Der Wettbewerb war auf ihn zugeschnitten. Doch der Plan ging in die Hose.
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Foto: Stilfserjoch Nationalpark
Es ist eine gängige Praxis, die in fast allen öffentlichen Verwaltungen vorkommt, über die aber niemand offen spricht. Man hat eine Person, die ein Amt zur Zufriedenheit aller leitet, muss die Führungsstelle aber per Wettbewerb ausschreiben. Damit der öffentliche Wettbewerb zur geplanten Bestätigung wird, hilft man ein ganz klein wenig nach. Indem man zum Beispiel den Prüfungsstoff und die Fragen auf den Auswählten zuschneidet.
Es sind keine großen Manipulationen, die durchaus im Ermessensspielraum der Prüfungskommission liegen und die so kaschiert werden, dass nur Insider das Spiel durchschauen. Meisten gibt es danach keinen Kläger, also braucht es auch keinen Richter.
Ein aktuelle Fall macht deutlich, dass ein solcher Plan aber auch ordentlich in die Hose gehen kann. Es geht um die geplante Ernennung des geschäftsführenden Direktors des Amtes für den Nationalpark Stilfserjoch, Hanspeter Gunsch.
 

Der Stilfserjoch-Nationalpark

 
Noch unter dem Faschismus wurde im Jahr 1935 der Nationalpark Stilfserjoch errichtet. 1951 und 1977 wurde der Park erweitert, so dass der Park rund um das Ortlermassiv mit einer Größe von 134.620 Hektar zu den größten  Naturschutzgebieten in Europa gehört. Das Gebiet des Nationalpark liegt in drei Provinzen bzw. Regionen: Südtirol, Trentino und Lombardei.
Bis 1995 wurde der Nationalpark vom Staat und dem staatlichen Forst- und Domänenbetrieb verwaltet. Danach wurde zur Verwaltung das Nationalpark-Konsortium gegründet, das mit Vertretern der Ländern Südtirol und Trentino, der Region Lombardei und des italienischen Umweltministeriums besetzt wurde.
Von Anfang an gab es einen Südtiroler Direktor des Konsortiums und damit des Parks: Zuerst Luis Karner, dann Luigi Spagnolli und bis zu seiner Pensionierung 2016, der ehemaliger Laaser Bürgermeister Wolfgang Platter.
 
Unter der Gesamtdirektion würden jeweils für die Lombardei, dem Trentino und Südtirol aber drei Außenstellen geschaffen, die für ihre Parkgebiete zuständig waren. Den Südtiroler Dienstsitz in Glurns leitet seit rund 1. Februar 2010 Hanspeter Gunsch. Der studierte Glurnser Biologe war bereits vorher neun Jahre lang dort als Koordinator für Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung tätig gewesen.
 

Ein neues Amt

 
Ende Februar 2016 gelingt der Politik endlich, das was man jahrzehntelang vergeblich versucht hatte. Per Durchführungsbestimmung geht die Verwaltung der drei Teile des Nationalparks an die drei Länder über. Anstelle des Staates übernehmen das Trentino und Südtirol auch die finanzielle Ausstattung der neuen Struktur.
Damit wird auch das Amt für den Nationalpark Stilfserjoch - das früher eine Außenstelle eines Konsortiums war - in die Landesverwaltung eingegliedert. Genau gesagt in die Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung, dem Ressort des Vinschger Landesrates Richard Theiner.
Damit aber müssen auch die Mitarbeiter des Amtes pragmatisiert werden. Hanspeter Gunsch ist zwar geschäftsführender Amtsdirektor, um weiterhin als Direktor fungieren zu können, muss er aber einen öffentlichen Wettbewerb bestehen.
Am 3. Juli 2017 schreibt das Land deshalb ein Auswahlverfahren zur Besetzung der Direktion des neuen Amtes für den Nationalpark Stilfserjoch aus. Bis zum 2. August müssen die Interessierten ihre Teilnahme melden. Am Ende sind es drei Landesbeamte, die sich am Auswahlverfahren beteiligen.
 

Zugeschnittener Wettbewerb?

 
Das Auswahlverfahren geht in zwei Schritten über die Bühne. Am 6. Oktober findet die schriftliche Prüfung der Kandidaten und eine Woche später, am 13. Oktober die mündliche Prüfung statt. Nur wer schriftlich besteht, darf mündlich antreten.
Die Prüfungskommission besteht aus dem Direktor der Landesagentur für Umwelt Flavio Ruffini, der Direktorin des Amtes für Weiterbildung, Bibliotheken und audiovisuelle Medien, Lucia Piva und dem Direktor des Amtes für Bergwirtschaft
Matthias Zöschg. Zöschg hat früher selbst jahrelang das Glurnser Nationalparkbüro geleitet.
Weil Hanspeter Gunsch in- und außerhalb der Landesverwaltung als fähiger und kompetenter Amtsdirektor gilt, war der Ausgang des Auswahlverfahrens eigentlich schon vorbestimmt. Damit es zu keiner Überraschung kommt, hat man anscheinend noch etwas nachgeholfen.
So ist das Anforderungsprofil auf den amtierenden Amtsdirektor maßgeschneidert. Doch nicht genug.
 
Bei der schriftlichen Prüfung lautet eine von vier Fragen: „Erarbeiten Sie eine gemäß den üblichen Gepflogenheiten gut strukturierte Pressemitteilung (Haupttitel/headline, Untertitel/subheadline, Zusammenfassung/teaser, Text) zur Wiederansiedlung des Bartgeiers in der Region des Nationalparks Stilfserjoch.
Der Zufall will es, dass es genau eine solche Pressemitteilung wirklich gibt. Am 17. Juni 2016 verschickt das Landespresseamt eine Mitteilung mit dem Titel „ Der Bartgeier fliegt wieder im Nationalpark Stilfserjoch“ an die Medien. In dem Artikel werden Landesrat Richard Theiner und ausgerechnet Hanspeter Gunsch zitiert. Nach Informationen von salto-bz stammt der Text zu weiten Teilen auch aus der Feder von Gunsch.
 

Der Unfall

 
Trotz dieses Arrangements kommt es aber zu einem unvorhergesehenen Unfall. Hanspeter Gunsch fällt bei der schriftlichen Prüfung durch. Nur einer der drei Kandidaten legt eine ausgezeichnete schriftliche Prüfung ab. Pierpaolo Macconi, Bediensteter im Landeswarnzentrum des Zivilschutzes.
Maccioni ist auch der einziger Kandidat, der dann eine Woche später bei der mündlichen Prüfung antritt. Auch bei der Prüfung am 13. Oktober macht der Landesbedienstete - nach Aussagen von Anwesenden - eine mehr als nur gute Figur.
Noch am selben Tag aber gibt die Prüfungskommission das Ergebnis bekannt. Im amtlichen Schriftstück heißt es: „Ergebnis der Auswahl: Kein Gewinner/keine Gewinnerin“.
Pierpaolo Maccioni hat die mündliche Prüfung nicht bestanden. Nur so kann Hanspeter Gunsch auf seinem Platz bleiben.
Wenigstens bis zum nächsten Auswahlverfahren. Und bis dahin wird es noch lange dauern.
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Sell Woll Wed, 10/18/2017 - 10:53

"... muss die Führungsstelle aber per Wettbewerb ausschreiben": wann wird denn endlich jene des amtes für jagd und fischerei ausgeschrieben? oder ist das bei einem gigi spagnolli nicht nötig???

Wed, 10/18/2017 - 10:53 Permalink