Economy | Landwirtschaft
Kreislaufwirtschaft neu denken
Foto: biwi
War der Fokus zunächst auf die Produktion von Energie und Düngemittel gerichtet, hat der Einstieg einer Gruppe von Investoren aus dem Transport- und Logistiksektor, Fercam, Iveco Gasser und Transbozen, ein beeindruckendes Wachstum ermöglicht. Die Anlage wurde bedeutend vergrößert und die Produktion auf Bio-LNG und Kohlensäure ausgeweitet. LNG gewinnt angesichts der steigenden Treibstoffpreise und vor dem Hintergrund der Klima-Schutz-Diskussion an Bedeutung, auch die Herstellung von Kohlensäure für den Lebensmittelsektor gestaltet sich zunehmend lukrativer, da bereits einige Hersteller aufgrund der hohen Energie-Kosten aus der Produktion ausgestiegen sind. Bekannt ist mittlerweile auch, dass die Preise für Düngemittel, das teuer aus anderen Ländern importiert werden muss, explodieren und auch die Ressource Wasser in heißen Sommern wie diesen knapp wird. Letzteres fällt übrigens als Abfallprodukt bei der Düngemittel-Produktion an: Dem Gärrest wird Flüssigkeit entzogen und soweit gereinigt, dass es als reines Wasser in den Eisack abgeleitet werden kann.
Mit der Neu-Ausrichtung hat sich die Gesellschaft auch einen neuen Namen und ein neues Logo gegeben: „biwi – Landwirtschaft fürs Klima“. Nach außen hin soll damit verdeutlicht werden, dass die Landwirtschaft nicht mehr nur Verursacher von klimaschädlichen Gasen sein will, sondern mit Maßnahmen zur aktiven Reduktion Taten setzt. Zum ersten Mal hat sich auch der neue Präsident der biwi, Thomas Klapfer, Bürgermeister der Gemeinde Franzensfeste, den Mitgliedern vorgestellt. Klapfer hat vor Kurzem die Nachfolge des langjährigen Präsidenten Klaus Stocker angetreten.
„Wir haben alles!“
„Ich habe den schönsten Job der Welt“, erklärte Manfred Gius und wies auf die Produkte hin, die derzeit in der biwi hergestellt werden und mittlerweile teilweise teure Mangelware geworden sind: angefangen beim Gas, über Düngemittel bis hin zum Treibstoff. Mit dem Einstieg der finanzkräftige Investoren, den Familien Gasser, Baumgartner und Hofer, wurde ein Brücke geschlagen zwischen der Landwirtschaft und der Transport-Branche. Beide Bereiche haben, so Gius, mitunter Probleme mit der Akzeptanz und sind als „Dreck-Produzenten“ bzw. Dreck-Schleudern“ verschrien.
„Ziel war und ist es, etwas für die Zukunft unserer Kinder zu tun, denn inzwischen hat jeder verstanden, wie wichtig der Klimaschutz ist – und das ist nicht nur eine leere Floskel. Wir machen aus der Milchwirtschaft eine Kreislaufwirtschaft und wollen die Dekarbonisierung der Landwirtschaft voranbringen“, betonte der Geschäftsführer und wies damit auf das visionäre Ziel hin, dass die Ideengeber dieses Projekts im Sinn hatten. Mittlerweile spüre man vermehrt ein Interesse seitens der Politik, der entsprechenden Instanzen und Gremien. Auch der Südtiroler Energieverband ist inzwischen auf die Anlage aufmerksam geworden, berichtete Gius, der die Anwesenden über eine Reihe von Neuigkeiten informierte, so unter anderem dass die Anlage nachweislich mit einem negativen CO2-Abdruck läuft bzw. auch die entsprechende Zertifizierung vorliegt. In einem weiteren Schritt sollen auch die Landwirte, die Mitglied bei der biwi sind, die Möglichkeit erhalten, ihren Betrieb zu evaluieren und ein Zertifikat über die CO2-Bilanz zu erhalten.
Wenn wir nachweisen können, dass wir eine CO2-neutrale Milch produzieren können, dann wird das in Zukunft für die Betriebe sehr viele Vorteile bringen.
„Wenn wir nachweisen können, dass wir eine CO2-neutrale Milch produzieren können, dann wird das in Zukunft für die Betriebe sehr viele Vorteile bringen“, zeigte sich Gius überzeugt, der weiters den Einstieg bei Bio Energy Glonntal bekannt gab. In Oberbayern soll nach dem Vorbild von biwi eine Biogasanlage errichtet werden, welche ebenfalls die Dekarbonisierung der Landwirtschaft vorantreiben soll.
Präsident Klapfer betonte in seiner Ansprache, wie wichtig es sei, dass jeder seinen Beitrag zum Schutz des Klimas leiste. „Wir sind mit unserer Anlage Vorreiter und stolz darauf“, so Klapfer, der auf das innovative Konzept der biwi hinwies, mit welchem die Böden und das Grundwasser geschont und in die Zukunft der nächsten Generation investiert wird.
Die anschließenden Führungen durch die Anlage mit Geschäftsführer Manfred Gius und den Verwaltungsräten Alex Gasser und Josef Mayr stießen auf großes Interesse, auch die Verlosung einer Lkw-Ladung voll Stroh fand bei den Mitgliedern großen Anklang, denn inzwischen sind nicht nur die Preise für die Futtermittel explodiert, sondern auch für‘s Stroh.
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Gratulation und weiter so.
Gratulation und weiter so. Der fermentierte Dünger ist "bekömmlicher" für die Felder und stinkt auch viel weniger. Hoffentlich gibt es bald Nachahmer.
In reply to Gratulation und weiter so. by Dietmar Nußbaumer
Ob angesichts der KLIMA-KRISE
Ob angesichts der KLIMA-KRISE, die ganze technische Aufrüstung zur Beseitigung "der durch unsinnigen Futterimporte verursachten CO2-Belastung vertretbar ist," ist schon wegen der Frag-würdigen zu vielen Transporte, Alles eher als vernünftig!
Vernünftig und nachhaltig wirtschaftende Bauern, bringen die Ausscheidungen ihrer Tiere auf den eigenen Feldern unter!
Alles schön und gut, aber
Alles schön und gut, aber Ziel müsste es sein, die Gemeinde energieautark zu machen und nicht den LKW Verkehr zu fördern! Siehe dazu eine tschechische Gemeinde : https://www.derstandard.at/story/2000140051027/tschechisches-dorf-als-e…
Kreislaufwirtschaft??? Wohl
Kreislaufwirtschaft??? Wohl eher Greenwashing... Die ganze Anlage wurde doch deswegen errichtet, weil viel mehr Kühe gehalten werden und folglich viel mehr tierische Exkremente anfallen, als die Wiesen an Wirtschaftsdünger aufnehmen können. Auch kann wohl kaum von geschlossenen Kreisläufen gesprochen werden, solange der Großteil der Kraftfuttermittel importiert wird.
Das ist ein sehr wertvoller
Das ist ein sehr wertvoller Beitrag für mehr Zukunftsfähigkeit. Weitere Landwirte mögen diesem Beispiel folgen ! Die Welt verbessert sich am effizientesten von unten...