„Angebot diversifizieren“
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Ist es wirklich nur gefrorenes Wasser? Die Frage, welche Konsequenzen die Kunstschneeproduktion mit sich bringt, sei legitim, so die Grünen. „Die Antworten darauf sind oft vage und von Interessenskonflikten geprägt“, ist die Oppositionspartei überzeugt.
„Ich gehöre zu der Generation, die mit Schneekanonen vor der Tür geboren wurde“, sagt Elide Mussner, eine der Kandidat*innen im Grünen Spitzenteam für die kommenden Landtagswahlen: „Die Herstellung von Kunstschnee ist heute Teil der lokalen Kultur. Wie so oft zögern die Menschen, das zu hinterfragen, was schon immer da war. Es scheint, die künstliche Beschneiung sei die natürlichste Sache der Welt. Wasser, das entnommen, gefroren und im Frühjahr wieder in den natürlichen Kreislauf eingespeist wird. Aber ist das wirklich so?“ Heute, angesichts der akuten Klimakrise und ihrer offensichtlichen Folgen, sei es wichtiger denn je, klare Antworten auf diese Frage zu geben.
Die derzeitige „Wintermonokultur“ habe in der Vergangenheit eine wirtschaftliche Berechtigung gehabt, war Anstoß für den wirtschaftlichen Aufschwung und unterstützte die Täler in einer wichtigen Entwicklung. „Heute ist dieser ausgeartete Wintertourismus eine Bremse für die notwendige wirtschaftliche Transformation, da wir weiterhin in die Vergangenheit blicken, anstatt in die Zukunft zu schauen“, so die Grünen.
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Um eine klare und wissenschaftliche Antwort auf diese Frage zu geben, wurde im Sommer 2023 eine Arbeitsgruppe von Elide Mussner eingerichtet. Die Leitung übernahm der Umweltingenieur Gianluca Vignoli: „Ziel dieser Arbeit ist es, klare und wissenschaftliche Grundlagen für einen konstruktiven Diskurs über die zukünftige Entwicklung des Wintertourismus zu schaffen.“ Die Arbeitsgruppe untersuchte verschiedene Studien, die in den Alpen in unterschiedlichen Höhenlagen (zwischen 1.000 und 2.500 Metern) durchgeführt wurden. Deren Ziel war es, die Auswirkungen der künstlichen Beschneiung, des Pistenbaus und der Pistenpräparierung auf den Boden, die Vegetation und die Artenvielfalt zu verstehen.
Die ErgebnisseDie Ergebnisse würden für sich sprechen: Künstliche Beschneiung und Pistenpräparierung führen zu Bodenverarmung, schwächerer Vegetation und erhöhen das Erosionsrisiko. Effekte, die sicherlich nicht dazu beitragen, das empfindliche Gleichgewicht des alpinen Ökosystems in Angesicht klimatischer Unsicherheit zu schützen: Im Sommer 2023 erreichte die Nullgradgrenze laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa über 5.000 Meter, auf der Marmolada wurden laut der Tageszeitung Repubblica +13 Grad gemessen und wir erleben jetzt einen Oktober mit sommerlichen Temperaturen.
Zu den Auswirkungen auf die Umwelt komme der massive Energieverbrauch der Skiindustrie hinzu: Dieser habe sich von 2000 bis 2020 auf 134 Millionen Kilowattstunden mehr als verdoppelt. Für 2020 entspricht dies dem Energieverbrauch von 150.000 Menschen in einem Jahr. Diese Energie wird im Winter verbraucht, wenn die Produktion aus erneuerbaren Quellen (Photovoltaik, Wasserkraft) am geringsten ist.
Angesichts der klimatischen Herausforderung könne die Lösung nicht in einem ständigen Ausbau der Infrastruktur für die Erzeugung von Kunstschnee liegen. Es sei an der Zeit, den Blick nach vorne zu richten und neue Wege zu suchen. „Wege, die es dem Wintertourismus ermöglichen, sein Angebot zu diversifizieren, für einen verantwortungsvolleren Umgang mit den Ressourcen, mehr Widerstandsfähigkeit gegenüber klimatischen Phänomenen und sozialer als auch wirtschaftlicher Nachhaltigkeit.“
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"134 Millionen Kilowatt pro…
"134 Millionen Kilowatt pro Stunde" ist falsch formuliert.
Korrekt müsste es heißen: 134 Mio. Kilowattstunden (kWh).
"....Wege, die es dem…
"....Wege, die es dem Wintertourismus ermöglichen, sein Angebot zu diversifizieren..."
Damit dieser Satz keine Phrase bleibt, sollte dazu gesagt werden, wie diese Diversifizierung konkret aussehen soll.
Elide Mussner ist kompetent…
Elide Mussner ist kompetent und wirklich grün, das ist bei den Grünen leider eher die Ausnahme.
In reply to Elide Mussner ist kompetent… by Hartmuth Staffler
Habe ein passendes Beispiel…
Habe ein passendes Beispiel dazu: der grüne Landtagsabgeordnete Hanspeter Staffler ist nicht für den kompromisslosen Schutz des bedrohten Brixner Auwaldes und sieht auch nur mehr die dafür vorgesehenen Ausgleichsmassnahmen bzw. die Erweiterung der Millander Au in eine Bauschutt- und Mülldeponie mit Altölvorkommen!
Echter Naturschutz bedeutet aber „zuallererst schützen was noch da ist zu schützen“!!
NB. Der Auwald in der Brixner Indudstriezone soll einem 3D-BETON-Drucker Gebäude der Firma Progress weichen…..
In reply to Habe ein passendes Beispiel… by Franz Pattis
Ergänzung: ich habe nur eine…
Ergänzung:
ich habe nur eine Erklärung für das Verhalten des Herrn Staffler bzw. der grünen Landtagsabgeordneten zum Brixner Auwald: sie wollen effektiv nach den Wahlen zur Mehrheit überwechseln bzw. In die Landesregierung!