Society | Diskussion

Ist Jugendkultur keine Kultur?

Über den Platz junger alternativer Kultur in unserer Gesellschaft wird am Dienstag in Neumarkt diskutiert. Jugendarbeiter Hubert Fischer im Gespräch.

"Wie kann junge/alternative Kultur in unserer Gesellschaft besser verstanden werden?" Unter diesem Titel findet am Dienstag, 18. November, ein Diksussionsabend im Jugend- und Kulturzentrum Point in Neumarkt statt. Hubert Fischer ist der Leiter des Jugendzentrums, seit 2006 arbeitet er bereits dort. “Es ist unser Interesse als Jugendzentrum, solche Diskussionen anzustoßen”, ist Fischer überzeugt, denn junge alternative Kultur habe es in Südtirol schwer, im “normalen Rahmen” einen Platz zu finden.

Was heißt das konkret, das alternative Jugendkultur keinen Platz “im normalen Rahmen” findet?
Als Beispiel kann etwa das Laubenfest in Neumarkt herhalten. Als sich einige Jugendliche mit eigenen Musikveranstaltungen daran beteiligen wollten, kam von den Veranstaltern ein klares “Nein!”, mit der Begründung, das sei “keine Kultur”. Es fehlt einfach noch an Akzeptanz.

Es kann nicht sein, dass es in erster Linie immer um die “Sicherheit” geht.

Aber hat sich nicht schon einiges getan? Etwa die Diskussion, die um und nach dem Fall Miracle Hill stattgefunden hat?
Sicher, aber das ist ja keine neue Diskussion, sondern eine ewige Geschichte, wenn man so will. Es hat immer Generationenkonflikte gegeben und wird sie auch immer geben, aber es ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um darüber zu reden, wie Jugendkultur in Zukunft besser integriert und akzeptiert werden kann.

Am Diskussionsabend wird auch Jugendlandesrat Philipp Achammer anwesend sein. Was erwarten Sie sich von ihm?
Philipp Achammer hat versprochen, dass es in Zukunft leichter sein wird, für Jugendliche selbst Veranstaltungen zu organisieren. Ich habe den Eindruck, dass er zuhört und weiß, was er sagt. Aber wieviel er politisch bewegen werden kann, muss sich erst noch zeigen.

Es wäre toll, wenn in Zukunft mehr zugelassen würde, und auch die “Erwachsenenwelt” sich immer mehr öffnen würde.

Was erwarten Sie sich insgesamt vom morgigen Diskussionsabend?
Einerseits soll darüber geredet werden, wie man sich in Zukunft besser vernetzen kann – auch die Jugendzentren untereinander. Andererseits auch darüber, wie bürokratische Hürden genommen werden können. Denn die Gemeinden und ihre Bürgermeister sind – seit ihnen vom Land die Verantwortung für die Abhaltung von Veranstaltungen übertragen worden ist – zusehends vorsichtiger geworden. Das hat auch der Fall von Miracle Hill gezeigt. Aber es kann nicht sein, dass es immer in erster Linie um die “Sicherheit” geht.

Warum soll “traditionell” gleich “besser” sein?

Sondern?
Den Jugendlichen muss die Möglichkeit gegeben werden, Verantwortung zu übernehmen, zu lernen, und Fehler zu machen. Und falls sie Fehler machen, darüber zu diskutieren. Aber hierzulande wird es den jungen Menschen doppelt schwer gemacht.

Inwiefern?
Einmal existieren gewisse Ängste einfach, weil es eine andere Generation ist. Aber dazu kommt, dass sie praktisch durchgehend mit den “traditionellen” Vereinen in Konkurrenz gesetzt werden. Warum soll aber “traditionell” gleich “besser” sein? Hier wünsche ich mir mehr Respekt vonseiten der Traditionsvereine, dass man gemeinsam etwas schafft und nicht von vornherein die Initiativen der Jugendlichen mit einem “Wir wissen das besser, weil wir das immer schon so gemacht haben”, abzutun.

Junge, alternative Kultur hat es hierzulande schwer, im “normalen Rahmen” einen Platz zu finden

Hier setzen ja auch die Jugendzentren mit ihrer Arbeit an?
Genau, wir reden mit den Jugendlichen gemeinsam und bringen ihnen Vertrauen entgegen. Dazu kommt, dass wir ihnen einen gewissen Rahmen bieten, sie begleiten. Was noch fehlt, sind geeignete Räume, wo die jungen Leute dann auch ihre Ideen umsetzen können. Hier gilt es Plätze zu schaffen.

Welche sind Ihre größten Anliegen an Politik und Gesellschaft?
Die Jugendlichen und ihre Kultur müssen in die Mitte der Gesellschaft geholt werden. Es geht einfach nicht, dass sie am Rande verweilen, wo sie niemand hört und niemand sieht. Außerhalb der Jugendzentren gibt es aber kaum solche Möglichkeiten und daher fände ich es toll, wenn in Zukunft mehr zugelassen würde, und auch die “Erwachsenenwelt” sich immer mehr öffnen würde.

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