Environment | Flächenverbrauch

Am Ende steht die Netto-Null

Die Plattform Land diskutiert über Strategien, den Flächenverbrauch einzuschränken. Beispiele aus Bayern, dem Veneto und Südtirol bieten Ansätze dafür.
Gemeinde
Foto: LPA

Die EU macht in Sachen Flächenschutz Ernst: Bis 2050 sollen alle EU-Staaten die Verbauung von Grund und Boden auf “Netto-Null” bringen. Wie im Webinar der Platform Land “Spannungsfeld Flächenziele & Siedlungsgrenze” am Mittwoch deutlich wurde, sind die meisten Länder aber noch weit von diesem Ziel entfernt. Die Ansätze zur Erreichung dieser Ziele sind in den einzelnen Ländern jedoch recht unterschiedlich.

“In einigen Ländern wird der Flächenverbrauch gedeckelt, in andere werden Restverbrauchsflächen definiert. Und wieder andere Länder arbeiten mit Siedlungsgrenzen, um den Flächenverbrauch langfristig einzuschränken”, fasst Florian Lintzmeyer von Ifuplan zusammen. Bis 2030 soll der Flächenverbrauch in allen EU Staaten bereits deutlich reduziert und gleichzeitig auch überprüft werden, ob die Instrumente zum Flächensparen wirken.

 

Sensibilisierung und Flächensparmanager vor Ort

 

Bayern will den Landverbrauch mit einer Flächensparoffensive einschränken: “Derzeit werden täglich 11,6 Hektar Flächen verbraucht”, berichtet Clara Hoffmann vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. “Bis 2030 soll die Flächennutzung auf fünf Hektar täglich sinken”. Um dieses Ziel zu erreichen setzt Bayern vor allem auf Sensibilisierung und Flächensparprämien; die Nutzung von Bestandsvolumen wird gefördert. Für die Bebauung neuer Flächen braucht es hingegen einen Bedarfsnachweis. Sogenannte Flächensparmanager beraten die politisch Verantwortlichen vor Ort.

 

Partizipative Prozesse und Siedlungsgrenzen


Im Veneto hat der Flächenverbrauch in den letzten vier Jahren dank der Bemühungen der einzelnen Gemeinden hingegen bereits deutlich abgenommen, zeigt sich Francesco Marinelli von Ecoaction erfreut: "von 1.140 Hektar im Jahr 2017 auf 683 Hektar im Jahr 2020".

In Südtirol soll dies durch die Ausarbeitung der Gemeindeentwicklungspläne und die Abgrenzung der Siedlungsgebiete gelingen, die von den einzelnen Gemeinden durch einen partizipativen Prozess ausgearbeitet werden sollen. Ein Beispiel dafür ist Taufers im Münstertal: In der Vinschger Gemeinde wurden durch die Plattform Land die Leerstände erhoben, Beispiele erfolgreicher Innenentwicklung gezeigt und ein kostenlose Beratungen angeboten. “Zudem haben wir Treffen mit Interessensgruppen, Themenstammtische und einen Workshop mit Jugendlichen organisiert“, berichtete Roselinde Gunsch, Bürgermeisterin von Taufers i. M.

Laut dem Präsidenten der Plattform Land, Andreas Schatzer stellen diese Vorgaben vor allem für die Gemeinden eine große Herausforderung dar: “Auf der einen Seite müssen wir unbedingt die Natur- und Kulturflächen schützen, auf der anderen Seite müssen wir aber auch eine Entwicklung zulassen und dem prognostizierten Bevölkerungswachstum in Südtirol Rechnung tragen.”

 

Nur mehr 3,7 Prozent der Gesamtfläche Südtirols stehen prinzipiell für eine zusätzliche Besiedelung zur Verfügung.

 

Die große Frage in den Gemeinden ist also jene, wo die Siedlungsgrenzen in den Gemeinden gezogen werden, innerhalb welcher das Bauen für die nächsten 15 Jahre möglich sein wird. Außerhalb des Siedlungsraumes wird Bauen nur mehr in Ausnahmefällen möglich sein. Dass diese Beschränkungen jedoch unbedingt notwendig sind, unterstrich Carlotta Polo, Direktorin des Amtes für Gemeindeplanung: “Nur mehr 3,7 Prozent der Gesamtfläche Südtirols stehen für eine zusätzliche Besiedelung zur Verfügung”. Dies liege natürlich auch daran, dass große Teile der Fläche aufgrund des unwegigen Geländes von vorne herein nicht genutzt werden können, so Polo.

Mit der Siedlungsgrenze soll zukünftig der Siedlungsbereich von der Landschaft getrennt werden. Die Siedlungen sollen möglichst kompakt und geschlossen sein. Neu ist, dass bei der Bedarfsberechnung neben den statistischen Daten auch politische Ziele stärker berücksichtigt werden können. Damit kann ein starkes Wachstum von Gemeinden in Stadtnähe gebremst oder in strukturschwächeren Gemeinden mehr Wachstum zugelassen werden. Eine - laut Polo - sinnvolle Maßnahme. Sie setzt sich dafür ein, dass die bereits gewidmeten, aber noch nicht genutzten Flächen, sowie leerstehende Bausubstanz stärker genutzt werden.

In der abschließenden Diskussionsrunde sprachen Ressortdirektor Frank Weber, Angelika Mair von Kollektiv2020 und Thomas Schuster, Bürgermeister von Rasen-Antholz, über die Herausforderungen des Flächensparens für die Landesverwaltung, Gemeinden und Planer.

 

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