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Jazz gegen die Kälte

Heute beginnt in der Dekadenz in Brixen die Winter-Saison, bzw. das Winterprogramm für die Jazz-Schiene. Wir sprechen mit dem künstlerischen Leiter Max von Pretz über einige Punkte, die uns ins Auge gefallen sind.
Skylla / Ruth Goller
Foto: Ruth Goller
  • salto.music: Wir sind gerade mit einem einigermaßen kalten Winter konfrontiert. Hast du diesen Umstand beim Programmieren des heute beginnenden Jazz-Programms in der Dekadenz mit einkalkuliert? Will sagen, gibt es wärmenden, wohligen Jazz? 

    Max von Pretz: Ich bin ja absolut kein Fan von Winter und Kälte, deshalb habe ich das Frühjahrsprogramm sicherheitshalber im Sommer gebucht. Das soll sicherstellen, dass dem Publikum bei einigen der Bands warm ums Herz wird und andere wiederum im Keller ordentlich einheizen werden!

    Ich freue mich deshalb immer sehr, wenn ich auch lokale Projekte und MusikerInnen buchen kann, die meiner Ansicht nach im internationalen Vergleich bestehen.

    salto.music: Schaut man sich das Programm genauer an, dann fällt auf, dass verhältnismäßig viele lokale Namen auftauchen, die Teil gebuchter Projekte sind. Es wirkt, als wären die hiesigen MusikerInnen mit dem Ganzen verwoben. Ist dies Teil des Konzeptes, hat sich das so entwickelt letzthin oder täuschen wir uns einfach nur? 

    Max von Pretz: Es gibt aktuell gar einige großartige lokale Bands und MusikerInnen sowieso, deren Projekte sehr gut ins Programm passen. Ich freue mich deshalb immer sehr, wenn ich auch lokale Projekte und MusikerInnen buchen kann, die meiner Ansicht nach im internationalen Vergleich bestehen. Das zeigt, dass in der Südtiroler Jazz-Landschaft etwas passiert. Lokale Acts waren immer schon ein wichtiger Bestandteil der verschiedenen Programmlinien der Dekadenz und das ist auch gut so.

  • Ruth Goller & Skylla: „Below My Skin“, aus dem Album „Skyllumina“, das am 01. März 2024, erscheinen wird. (Official Music Video)
    (c) Ruth Goller / Skylla

  • salto.music: Am Donnerstag, 18. April 2024, wird Ruth Goller mit ihrem Projekt „Skylla“ nach Brixen kommen. Goller hat unter diesen Titel 2021 ein wunderbares und faszinierendes Stück Musik veröffentlicht. Kannst du uns etwas zum aktuellen Stand der Dinge bezüglich Skylla sagen? Hat sich die Musik verändert?

    Max von Pretz: Ruth hat letzthin an ihrem zweiten Skylla Album gearbeitet, von dem wir im April auch bereits Stücke im Keller hören werden. Neu ist, dass beim zweiten Album jeweils verschiedene SchlagzeugerInnen bei den einzelnen Stücken mitspielen. Ob beim Konzert in der Dekadenz auch ein Schlagzeuger/eine Schlagzeugerin mit dabei sein wird, bleibt vorerst noch eine Überraschung!

    salto.music: Ein zweiter inspirierender Programmpunkt ist das Konzert des Jazz-Pianisten David Helbock am Donnerstag, 21. März 2024, der u.a. Soundtracks von John Williams spielen wird. Kennst du bereits die Setlist? Wird es Helbock schaffen, den Pathos von Williams’ Kompositionen auf die Bühne zu holen oder wie geht er dieses Unterfangen an?

    Max von Pretz: David Helbock interpretiert auf seinem John Williams gewidmeten Album Stücke aus verschiedensten weltberühmten Filmen. Darunter finden sich unter anderen Kompositionen, die wir aus den Harry Potter Filmen, Star Wars, E.T., Indiana Jones, Jurassic Park und weiteren sofort wiedererkennen. Natürlich werden die Stücke nicht einfach nur im Original wiedergegeben. David Helbock hat die Stücke neu arrangiert und teilweise verdreht. Es werden also seine Interpretationen dieser weltbekannten Kompositionen zu hören sein. Er holt das Publikum mit allseits bekannten Melodien dort ab, wo es sich wohl fühlt und irritiert dann mit seinem eigenen Arrangement der Nummern, bevor er uns wieder in die Comfort-Zone zurückführt. Es sollte also etwas weniger pathetisch werden, als man laut Untertitel des Konzerts annehmen könnte.

  • Hol sich die Soundtracks von John Williams auf seine Klaviatur: Der österreichische Jazzpianist David Helbock gastiert mit diesem Programm am 21. März 2024, in der „Dekadenz“ in Brixen. Foto: David Helbock
  • salto.music: Der Opener heute ist die österreichische Band Purple Is The Color. Warum sollte man sich diese Band anschauen?

    Max von Pretz: Ich freue mich wirklich sehr, dass wir heute mit Purple Is The Color in die Jazz-Saison starten, weil es eine Band ist, die auch Live-Musikfans begeistern kann, die sonst nicht wirklich jazz-affin sind. Das trifft übrigens durchaus auf mehrere der Konzerte im Frühjahrsprogramm zu. Die fantastischen Musiker von Purple Is The Color schaffen es mit ihren teils sehr kräftigen, teils sanften Kompositionen, den Jazz-Kontext aufzulockern und überzeugen mit wunderbaren Melodien und abwechslungsreichen improvisierten Parts. Purple Is The Color touren international, haben bereits ein Showcase auf der „Jazzahead” in Bremen spielen dürfen und waren auch beim „Kick Jazz Showcase“-Festival in Wien im Line Up. Ich bin mir sicher, dass es ein großartiges Konzert wird und dass der Konzertbesuch für alle, JazzerInnen und nicht, eine Bereicherung sein wird.

  • Links:

    Das „Jazz-Programm“ der Dekadenz Brixen: https://www.dekadenz.it/de/aktuelle-spielzeit/jazz.html

  • Kick Off für die Wintersaison des Konzertprogrammes in der „Dekadenz“ in Brixen: Die Österreicher Purple Is The Color werden heute Abend ihr breite und eigenständige Sichtweise des Jazz auf die Bühne bringen. Foto: Purple Is The Color