Environment | Eröffnung

Neues aus Altem: Upcycling hält Einzug in Brixen

Wiederverwenden statt wegwerfen, einen Gang zurück schalten und sich auf das, was einst wertvoll war, besinnen. Dafür steht der Upcycling-Store "Wianui" in Brixen.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Was nicht mehr gebraucht wird oder abgenutzt und alt ist, wird allzu oft weggeworfen. Das muss nicht sein. Aus nicht mehr verwendeten Materialien kann auch Neues entstehen. Dieser Gedanke steht hinter der Idee von Upcycling. Michela Lorenzini ist eine der Mitbegründerinnen von “Wianui” (= Wie Neu). Am 21. März öffnet der Upcycling-Store in Brixen seine Tore. Michela Lorenzini erzählt von wiederverwerteten Materialien, deren Wert, ihrem persönlichen Engagement und dem Traum von einer entschleunigten Welt.

Frau Lorenzini, wie ist die Idee zu “Wianui” entstanden?
Michela Lorenzini: Vor zwei Jahren hat es im Forum in Brixen eine Ausstellung gegeben, wo Sozialgenossenschaften handwerkskünstlerische Stücke aus recycelten Materialien präsentiert haben. Es waren dies alles Einzelstücke, die nicht zum Verkauf standen. Die Ausstellung hat großen Anklang gefunden und viele Leute hätten die Stücke gern gekauft. Damals ist uns die Idee gekommen, einen Platz zu schaffen, wo solche Gegenstände nicht nur ausgestellt, sondern auch verkauft werden.

Was bedeutet denn eigentlich “Upcycling”?
Beim Upcycling werden nicht mehr gebrauchte und somit wertlos gewordene Materialien einer neuen Verwendung zugeführt. Mittels Kreativität entstehen nützliche und dekorative Produkte mit einem größeren Wert als im einfachen Recycling.

Wie wird das “Wianui” in Brixen ausschauen?
Das Lokal wird als Concept-Store funktionieren. Das heißt, es werden zum einen Sachen verkauft werden, zum anderen soll es als Veranstaltungsort und als sozialer Treffpunkt funktionieren.

Die Initiatorinnen von “Wianui”.

Und wer stellt die angebotenen Gegenstände her?
Es sind sowohl Sozialgenossenschaften und Bezirksgemeinschaften als auch Südtiroler Handwerkskünstler, die aus wertlos gewordenen lokalen Materialien wieder Neues entstehen lassen. Einrichtungsgegenstände etwa. Aber auch Schmuck, Kleidung, Geschenksartikel oder Kunststücke.

Was ist das Besondere am Upcycling?
Durch das Wiederverwenden von Materialien, die nicht mehr gebraucht werden und weggeworfen werden würden, bekommen diese einen Mehrwert, auch ästethisch. Darüber hinaus sind wir ganz besonders bedacht, alte Südtiroler Handwerkskunst und die entsprechenden Fertigkeiten vor dem Aussterben zu bewahren.

Wie soll das verhindert werden?
Einen Weg, den wir gewählt haben, ist die direkte Zusammenarbeit mit interessierten Menschen. Im “Wianui” werden neben dem Verkauf von Gegenständen auch Workshops abgehalten werden, für Schulklassen, aber auch für Jugendliche und Erwachsene. In diesen Workshops sollen Fähigkeiten, die früher selbstverständlich waren und am Aussterben sind, weitergegeben und dadurch erhalten werden. Bevor es zu spät ist.

Ihnen liegt das Thema sehr am Herzen?
Ich selbst komme ja aus der Modewelt und da ist etwa zu beobachten, dass die Modeindustrie beziehungsweise die Produktion mehr und mehr abgewandert ist. Dadurch gehen viele handwerkliche Fähigkeiten, die vor allem von Frauen gepflegt und weitergegeben werden, verloren. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass die Wirtschaftskrise nicht nur Schlechtes mit sich gebracht hat, sondern es findet eine Rückbesinnung auf alte Werte und eben auch Fertigkeiten statt, die in der heutigen schnelllebigen Konsumwelt ansonsten verdrängt werden würden.

Und dem will “Wianui” entgegensteuern?
Ja, genau. Unser zweites Anliegen ist genau diese Entschleunigung der globalen Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Durch unsere Zusammenarbeit mit hiesigen Künstlern und Einrichtungen, die nur heimische Materialien verarbeiten, wollen wir bewusst die lokale Wirtschaft fördern und dabei eine ressourcenschonende und -sparende Lebensgestaltung propagieren.

Das “Wianui” wird am 21. März in der Stadelgasse in Brixen eröffnet. Die Zone ist bekannt für eine große Anzahl an “alternativen” Geschäften. Ist die Wahl auch deshalb auf die Stadelgasse gefallen?
Es war ein Zufall, dass dort ein Lokal frei geworden ist. Wir haben uns aber gleich gedacht, “da passen wir am besten hinein, da sind wir am besten aufgehoben”. Die Leute, die in diese Gegend der Stadt zum Einkaufen kommen, sind sensibler gewissen, etwa ökosozialen, Themen gegenüber. Was eine tolle Energie in der ganzen Gasse entstehen lässt.

Wer wird Im “Wianui” arbeiten?
Derzeit sind wir drei Frauen, die die Initiative ins Leben gerufen haben. Dazu kommen noch Freiwillige.

Am Samstag, 21. März wird ab 10.30 Uhr in der Stadelgasse 7/A die Eröffnung von “Wianui” gefeiert.