Bleibt zuhause, sprach der Film!
Zuhause bleiben, Zuhause bleiben, Zuhause bleiben und viele, viele Filme schauen. Ja, so ließe sich die Zeit überbrücken, was nicht heißt, dass einem jeden Film nicht die höchste Aufmerksamkeit geschenkt wird. Im Folgenden nun in zufälliger Reihenfolge eine Auswahl an Filmen, deren Protagonisten zu ähnlichem Daheim-Bleiben verdonnert sind. Egal aus welchen Gründen, egal zu welcher Zeit, egal in welcher Drastik, egal, egal...schauen Sie einfach und prüfen Sie die eigene Belastbarkeit.
Das Fenster zum Hof (Alfred Hitchcock, 1954)
Natürlich, das musste sein, der Klassiker unter den Zuhause-Bleiber-Filmen. Ein Fotograf liegt mit gebrochenem Bein Zuhause, es ist heißester Sommer und aus dem Fenster in den Innenhof und zu den benachbarten Wohnungen lässt es sich wunderbar blicken. Ein Hitchcock der einengenden, unvergleichlich pulsierenden Art, mit einem starken James Stewart und einer bezaubernden Grace Kelly in den Hauptrollen. Ein Krimi, eine Liebesgeschichte, ein Nachbarschaftsporträt. Und unserem jetzigen Alltag vielleicht nicht ganz unähnlich.
The Hateful Eight (Quentin Tarantino, 2015)
Rückblickend einer von Tarantinos unbeliebteren Filmen, doch ein Kammerspiel, wie man es selten sieht. Eine kuriose Ansammlung exzentrischer Charaktere werden in eine eingeschneite Hütte gepfercht, eine Spannungssituation kreiert und in klassischer Tarantino-Manier drei Stunden lang palavert. Ja gewiss, der erste Teil des Films spielt in den Weiten des Westens, dann geht es jedoch schnell in das Innere und man kann sehen, was passiert, wenn die (richtig) falschen Zutaten in den selben Topf geworfen werden.
Die 12 Geschworenen (Sidney Lumet, 1957)
Einer der engsten Film sicherlich, denn er spielt zum größten Teil im Hinterzimmer eines Gerichtssaals, in dem eine Gruppe sehr unterschiedlich gepolter Männer in einem Prozess urteilen müssen. Was langweilig klingt, ist jedoch abwechslungsreich und mitreißend. Auch hier treibt es den Schweiß auf die Stirn, und was das Drehbuch und die Inszenierung von Lumet mit den Umständen anstellt, ist auch beim erneuten Sichten noch spannend.
10 Cloverfield Lane (Dan Trachtenberg, 2016)
Draußen drohen die Aliens die Erde überrannt zu haben, drinnen harren drei sehr unterschiedliche Figuren in einem Bunker aus. Wann kann man sich wieder rauswagen? Und während sich vor allem die junge Protagonistin erst langsam mit den neuen, klaustrophobischen Umständen arrangiert, kommen immer mehr Zweifel auf: Existiert die Bedrohung dort draußen wirklich, oder ist alles eine große Lüge, gepflanzt vom zwielichtigen Besitzer des Bunkers?
Amour (Michael Haneke, 2012)
Zwei alte Menschen in einer großen Wiener Altbauwohnung. Sie leben dort und sie lieben dort, beides in tiefer Verbundenheit, doch angesichts des nahenden Todes melancholisch still. Der Film verlässt die Wohnung niemals, und das ist gut so. Was Haneke mit der radikalen Reduktion schafft, ist in seiner Schlichtheit erstaunlich beeindruckend. Ein Paradebeispiel für zarte Gefühle auf kleinem Raum.
Der letzte Tango von Paris (Bernardo Bertolucci, 1972)
Umstritten provokant, doch unbestritten großartig zwängt Bernardo Bertolucci in diesem Kammerspiel Marlon Brando und Maria Schneider in eine leer stehende Pariser Wohnung. Was dort geschieht, kann im besten Fall als ekstatisch beschrieben werden. Dicht, intensiv, und das in mehrfacher Hinsicht. Der Körper als Objekt der Begierde. Vor den Fenstern könnte genausogut Corona wüten, es würde keinen Unterschied machen.
Saló oder Die 120 Tage von Sodom (Pier Paolo Pasolini, 1975)
Von einem kontroversen Kammerspiel zum Nächsten. Wer denkt, man hat alles gesehen und die Enge des Raumes könnte einem nichts mehr anhaben, der sollte sich dieser Verfilmung von Marquis de Sades Roman annehmen. Was hier in einem eingemauerten Schloss zur Zeit des italienischen Faschismus passiert, sucht seinesgleichen und zeigt wie kein anderer Film, wie wichtig und schön die Freiheit eines jeden Menschen ist, räumlich wie universell. Und außerdem, wie gut wir es, verglichen mit den armen Seelen dieses Films, aktuell haben. Wenn Corona vorbei ist, dürfen wir die völlige Freiheit wieder in die Arme schließen. Hoffen wir, dass es bald soweit sein wird.