"Die 4 Säulen der Kinder- und Jugendanwaltschaft in 5 Minuten"
Ihre Wahl zur Kinder- und Jugendanwältin verlief nicht ohne Hürden, was haben Sie sich dazu gedacht
Nun, ich dachte, hier handelt es sich eben um Politik und dass Mehrheiten erst gefunden werden müssen. Ein demokratischer Vorgang. Meine Anhörung habe ich gemacht und der politische Teil des Wahlvorgangs im Landtag hatte mit meiner Person nicht mehr viel zu tun.
Es gab ein wenig Aufregung um Ihre politische Orientierung…
Das fand ich eigentlich bedauerlich, dass hier nicht klar gefragt und getrennt wurde. In meiner Anhörung habe ich mich zur Position und Vision der Kinder- und Jugendanwaltschaft geäußert und das ist eine neutrale Aufgabe. Hätte man mich gefragt, ob ich bereits politische tätig war, hätte ich sehr wohl gesagt, dass ich einmal als Unabhängige auf der Grünen Liste kandidiert habe.
Ihre Mitkandidatin Margit Zöll kritisiert die magere Präsenz der SVP-Landtagsabgeordneten in ihrer Anhörung, wer war denn bei Ihnen anwesend?
Ich ging als Erste in die Anhörung und habe eigentlich nur wahrgenommen, dass ziemlich viele der Oppositionsvertreter anwesend waren. Wie das bei meinen Mitkandidaten war, kann ich nicht sagen und möchte das auch nicht mehr thematisieren. Es kamen pro Stunden vier Kandidaten zur Anhörung und wir hatten jeweils 5 Minuten Zeit, die vier Säulen der Kinder- und Jugendanwaltschaft zu interpretieren. Ich habe dargelegt, wie ich mir die Vernetzung, Interessensvertretung, Sensibilisierung und Beratung dieses Amtes vorstellen könnte.
In einem Interview mit RAI Südtirol haben Sie angekündigt, den Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund besondere Aufmerksamkeit schenken zu wollen.
Meine Schwerpunkte werden sich erst noch herauskristallisieren. Ich werde jetzt mit den verschiedenen Verbänden und Organisationen Gespräche führen, aber auch die bereits begonnenen Projekte weiterführen. Etwa die Ombudsstelle für fremduntergebrachte Kinder, die meine Vorgängerin Vera Nicolussi Leck 2012 eingerichtet hat. Sicherlich ist es meine Aufgabe, alle Kinder und Jugendliche die in Südtirol leben gleichwertig zu vertreten, das ist ganz klar und mir sehr wichtig.
Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrer Arbeit als Mediatorin im Bereich Kinder und Jugend sammeln können?
Als Mediatorin der Familienberatungsstelle Maximilian Kolbe in Brixen habe ich immer wieder mit hochkonfliktuellen Themen zu tun, etwa Kinder in Scheidungs- oder Trennungssituationen. Da ist nicht nur die Kernfamilie betroffen, sondern auch die erweiterte Familie; ich kenne verschiedene andere Bereiche wie Schule und Kindergarten durch meine freiberufliche Arbeit als Mediatorin zur gewaltfreien Kommunikation oder Elterntrainerin. Da kommt schon eine gewisse Bandbreite zusammen.
Sehen Sie die Kinder- und Jugendanwaltschaft als eine Problemlösungsstelle?
Nein, überhaupt nicht. Ich glaube, da haben wir viele Experten und soziale Institutionen, die das bereits sehr gut machen. Die Kinder- und Jugendanwältin hat eher die Aufgabe zu vernetzen und zu koordinieren. Ich möchte auch Stimme und Sprachrohr sein für Kinder und Jugendliche in Südtirol und mit allen Beteiligten auf gleicher Augenhöhe zusammenarbeiten.
Werden Sie eine streitbare Kinder- und Jugendanwältin sein, also auch öffentlich Stellung beziehen oder eher aus dem Hintergrund heraus arbeiten?
Das kann ich im Moment noch nicht sagen, dazu muss ich mich erst in die Materie einarbeiten. Zu meinen bisherigen beruflichen Erfahrungen kann ich wohl einiges sagen, aber wie die Arbeit der Kinder- und Jugendanwältin im Austausch mit der Öffentlichkeit gestalten werde, noch nicht. Für mich ist es auch sehr wichtig, einen Schritt nach dem anderen zu machen und mir die nötige Zeit zu geben.
Wann werden Sie Ihr neues Amt antreten?
Ich muss jetzt noch einige meiner freiberuflichen Aufträge zu Ende führen, kann mir aber schon vorstellen, parallel in der Anwaltschaft zu arbeiten. In der Woche nach Ostern wird sich diesbezüglich einiges klären.