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Schiris gesucht

Auf der Suche nach neuen Talenten hat die Sektion Bozen der AIA einen neuen kostenlosen Ausbildungskurs für junge Schiedsrichteranwärter gestartet.
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Foto: AIA Bozen

Das Metier des Schiedsrichters genießt quer durch die Sportwelt unter Fans kein rühmliches Ansehen. Besonders im Fußball entfachen kontroverse Entscheidungen der Offiziellen des Öfteren heiße Diskussionen. Selbst in Zeiten von modernen Technologien und Videoschiedsrichtern im globalen Fußball, bleiben menschliche Spielleiter jedoch unverzichtbar.

So herrscht auch in Südtirol in normalen Zeiten bei wöchentlich über 200 Spielen enormer Bedarf an Schiedsrichtern. Derzeit zählt die Bozner Sektion "Mario Bregoli" des italienischen Schiedsrichterverbandes (AIA) allerdings nur etwa 180 aktive Mitglieder, davon dutzende Schiedsrichterbeobachter. Viele müssen mehrere Spiele abdecken. Für den am 20. April begonnenen Ausbildungskurs möchte man deshalb neue Talente und Interessenten zwischen 14 und 40 Jahren gewinnen. Wer jünger als 17 Jahre ist, darf auch Mitglied im Fußballverein bleiben. 

 

Schiedsrichter als Lebensschule

 

Für Christian Gantioler, ehemals selbst aktiver Schiedsrichter und nunmehr Vorstandsmitglied der AIA Bozen und Schiedsrichterbeobachter, kam es zu Beginn als Fußballspieler nicht infrage, die Seite zu wechseln und Spiele zu leiten. Am Ende war der Reiz allerdings doch größer als gedacht und Gantioler entschied sich, zumindest den Ausbildungskurs zu absolvieren. Nach mehreren hundert geleiteten Partien zieht er eine klare Bilanz: „Wenn du einmal Schiedsrichter warst, willst du nicht mehr selbst spielen. Es ist einfach viel toller, der Boss auf dem Platz zu sein.“  

 

Anfangs sei es zwar herausfordernd, Entscheidungen kosteten Überwindung. Aber als Schiedsrichter reife man enorm in seiner Persönlichkeit, meint Gantioler. Das Regelwerk sei zweifelsohne wichtig, den Unterschied liege aber darin, wie man in die Kabine schreitet, auf dem Platz in Erscheinung tritt und mit den Jahren auch als Mensch reift. Ähnlich sieht es der Präsident der Sektion Bozen, Alessandro Zampieron: „È una scuola di vita.“

 

Vom Jugendfußball in die Champions League

 

Mit dem Start ins Schiedsrichterdasein seien auch Aufstiegsmöglichkeiten in die Profiligen verbunden. Während man in den ersten Spielen noch von einem Tutor begleitet wird und Feedback erhält, wird man danach laufend beobachtet und kann mit guten Leistungen in höhere Spielklassen aufsteigen. Derzeit pfeifen Schiedsrichter der Sektion Bozen sogar auf nationaler Ebene in der Serie D. Aber auch ein Aufstieg bis in die Serie A, die oberste italienische Spielklasse, sei theoretisch möglich.

 

In einer nach wie vor von Männern dominierten Domäne stellt die AIA Bozen derzeit zudem rund zehn Schiedsrichterinnen, die mit einem Aufstieg in die Serie D zugleich auch die Berechtigung erhalten, internationale Spiele der Frauenfußball-Weltmeisterschaft oder der Champions League der Frauen, zu leiten. Von Zeit zu Zeit organisiere man in Bozen auch Vorträge namhafter Schiedsrichter, wie zuletzt Graziella Pirriatore, die im internationalen Frauenfußball pfeift.

 

Der Kurs

 

Für Christian Gantioler Grund genug, in die kostenlosen Schiedsrichterkurse der AIA Bozen zumindest reinzuschnuppern. Coronabedingt finden diese bis auf Weiteres digital statt, so auch der am Dienstag gestartete Ausbildungskurs, der insgesamt zwei Monate dauert und wöchentlich dienstags und donnerstags von 17:30 bis 19 Uhr über die Bühne geht. Einschreibungen sind auch nach Start des Kurses noch bis 30. April über die neue zweisprachige Website der AIA Bozen möglich. Die Kurse selbst werden in italienischer Sprache abgehalten, es sind aber auch deutschsprachige Schiedsrichter anwesend, die bei Verständnisschwierigkeiten auf die Sprünge helfen sollen. Dasselbe gilt für die Abschlussprüfung.

Hat man diese geschafft, erhält man nach den ersten geleiteten Spielen bald einen Schiedsrichterausweis, der kostenlosen Zutritt zu allen Stadien in Italien verschaffen kann. Nicht zuletzt wird man als Schiedsrichter für geleitete Spiele auch entschädigt. Die Rückerstattungen seien besonders in unteren Ligen keineswegs üppig, gesteht Gantioler, man könne die Fahrten zu den Spielen aber mit schönen Ausflügen kombinieren: „Ich habe als Schiedsrichter Südtirol kennengelernt.“