salto.music: Jutta und Ossy, ihr habt seit 2020 im versteckten (Musik-)Kämmerlein an eigenen Songs für euer gemeinsames Singer/Songwriter-Projekt Herbstmond gefeilt. Warum habt ihr euch damit erst im April – über YouTube - und dann im Mai – auf der Livebühne in Wien und am Ritten – an die Öffentlichkeit gewagt?

Jutta Wieser: Wir haben schon 2019 begonnen und die lange Vorbereitungszeit hat zwei Gründe: zum einen lebt Ossy in Wien und ich in Südtirol und wir arbeiten so, dass wir die meisten Lieder gemeinsam entwickeln und zum anderen ist natürlich auch die Corona-Pandemie dazwischen gekommen und die hat das miteinander in Präsenz arbeiten natürlich schwierig gemacht. Aber abgesehen davon haben wir beide immer sehr viele Projekte und deswegen ist die gemeinsame Zeit rar und besonders kostbar.

Ossy Pardeller:  Weil wir sehr tätige Menschen sind, in zwei weit voneinander entfernten Orten leben und weil wir den Abend gut ausarbeiten wollten. 

salto.music: Der Song „Peace“ handelt davon, dass eine deiner Töchter eine schwere Zeit durchmachen musste und wurde als 1. Herbstmond-Song mit einem Videoclip Anfang April 2024 veröffentlicht. Dieser wurde von der Choreografin Valentina Bagnis und dem Filmemacher Jochen Unterhofer produziert. Kannst du uns Näheres über die Video-Single erzählen? Warum habt ihr „Peace“ als 1. Song ausgewählt?

Jutta Wieser: Meine Tochter hat diese Zeit in diesem Film und Tanzprojekt mit Valentina und Jochen verarbeitet und das war komplett unabhängig von dem Lied, das ich geschrieben hatte. Als ich den Film dann gesehen habe, war ich zutiefst berührt. Und gleichzeitig hatte ich eine Gänsehaut, denn ich hatte dieses Lied „Peace“ bereits eineinhalb Jahre vorher geschrieben, über die Gefühle, die ich bei ihr erkannte und die Gefühle, die mich beschäftigt haben. 

Und als ich den Film gesehen habe, war mir klar, dass dieses Lied genau auf den Film passte. Die Länge stimmte überein, die Akzente passten, es ist, als wäre es immer schon so gedacht gewesen, obwohl es parallel in verschiedenen Kontexten entstanden ist. Und durch dieses bereits vorhandene wunderschöne Video von Valentina und Jochen und deren Erlaubnis es verwenden zu dürfen, entstand die Idee, zu unseren Liedern Videos zu machen.

salto.music: Ende April 2024 folgte dann der 2. Song „Night beginns to Fall“, den du mit Ossy Pardeller für die Ausstellung „notte/nacht“ der Künstlerinnen Thea Unteregger und Francesca Tomasi aufgenommen hast. Passend dazu erschien ein Collagen-Animations-Videoclip auf YouTube. Was gibt’s über Song Nr. 2 zu erzählen?

Jutta Wieser: Also den Song habe ich für die Vernissage der Ausstellung „notte/nacht“ geschrieben und auch gesungen. Einer der wenigen Songs, die ich alleine geschrieben habe, und derzeit auch der einzige Song, bei dem ich auf der Bühne auch Gitarre spiele, damit Ossy seine wunderbaren Soli dazuspielen kann. 
Thea hatte mich gebeten etwas Passendes zu singen und ich habe nichts gefunden, aber als ich dann die Werke der beiden Künstlerinnen gesehen habe, kamen diese Worte und diese Melodie zu mir, diese Sanftheit und diese Dunkelheit der Nacht. Und so ist das Lied entstanden.
Ich habe dann Thea gefragt, ob sie Lust hätte ein Video herzustellen und sie hat dann mit ihren Collagen über 5.000 Fotografien für diesen Stopmotion Film gemacht. Eine unglaubliche Arbeit!

salto.music: Die aktuelle, erst kürzlich online gestellte Neuerscheinung Song Nr. 3 trägt den Titel „Zeit“ und ist laut Ankündigung „ein trauriges Lied über das Abschiednehmen und den Umgang mit Schmerz, aber auch die Botschaft, dass wir nie alleine sind in unserem Werden und Vergehen“. Als Video-Single steht sie mit einem Clip von Andreas Schütz seit 11. Juni 2024 auf eurem Herbstmond-YouTube-Kanal. Wie verlief die Entstehungsgeschichte des Liedes?

Ossy Pardeller: Wie immer hat Jutta einen Text mitgebracht. Wir sprachen darüber, ich suchte nach einer passenden Harmoniefolge, Jutta suchte die Melodie und daraus ist dann das Lied entstanden. Mein persönliches Lieblingslied. Fast alle unsere Lieder sind so enstanden. Es klingt etwas be-fremdlich, aber wir brauchen für einen Song, das Vertonen meine ich, zwei bis drei Stunden. Es „flutscht“, wenn man so sagen darf. 

salto.music: Ihr habt in der tonstube mit Martin Niedermair aufgenommen, wie z.B. auch Corinne Amrand. Wie kam es dazu? Trifft dies auf alle drei bisherigen Herbstmond-Songs zu? Wann folgt Song Nr. 4 oder eine Debüt-EP?

Ossy Pardeller: Die Gitarren habe ich in Siegsdorf/Bayern aufgenommen. Martin hat sie dann natürlich veredelt. Mit Martin Niedermair würde ich immer arbeiten wollen, auch wenn er nicht der Mann Jutta's wäre, weil er einfach ein großartiger Tonmeister und Musiker ist. Schau’n wir mal, wann der oder die nächsten Songs erscheinen.

Jutta Wieser: Und Martin Niedermair ist eben mein Mann, nebenbei erwähnt. (schmunzelt)

salto.music: Gehen wir raus aus dem Netz und rauf auf die Bretter, die die Welt bedeuten…  Wie liefen die Herbstmond-Live-Premieren zu eurem Konzertprogramm „Mitternachtsblau“ am 24. Mai 2024 in Wien und am 26. Mai 2024 am Ritten?

Jutta Wieser: Die beiden Premieren verliefen so gut, dass wir Lust haben viele, viele weitere Konzerte zu spielen. Aber das müssen wir erst organisieren.

Ossy Pardeller: Wunderbar. Hat Laune auf viel mehr gemacht. 

salto.music: Ossy, schweifen wir abschließend kurz zu deinem Musiker-Dasein als Gitarrist bei Die Clempanei ab. Was kannst du uns momentan über das gemeinsame Band-Projekt mit Georg Clementi berichten?

Ossy Pardeller: Die Clempanei arbeiten an einer zweiten CD, die wir, eben mit Martin Niedermair aufnehmen werden. Wir freuen uns schon mächtig auf die Arbeit.