Von nägelkauenden, übermüdeten oder schnapp-atmenden Teenagern fehlte heute Morgen vor den Toren des Realgymnasiums und der Fachoberschule für Bauwesen 'Peter Anich' in Bozen jede Spur. Die jungen Leute traten der ersten schriftlichen Matura-Prüfung mit Selbstvertrauen und Mut entgegen. Der Startschuss fiel um 8:30 Uhr.

In Südtirol begann für die deutschsprachigen Oberschulen der schriftliche Abschnitt der Abschlussprüfung mit dem Fach Deutsch. Kein Angstszenario, wie es scheint. Die Jugendlichen schlendern entspannt auf den Vorhof des Campus Fagen, lächelnd und witzelnd. Letzte Tipps werden gegeben, Mahnungen ausgesprochen: „Bei der direkten Rede die Anführungszeichen nicht vergessen!“, „Jetzt ist’s eh schon, wie’s ist!“.

 

 

 

 

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Eine von ihnen ist Anna Maria Sölva. Die junge Senkrechtstarterin hat die vierte Klasse Oberschule übersprungen. Mathematik und Physik sind ihre Lieblingsfächer und die Pläne, wie es nach der Matura weitergehen soll, stehen bereits: „Ich möchte in München Physik studieren.“ Anna Maria steigt aber auch mit Zuversicht  in den Ring, wenn das Fach Deutsch auf dem Prüfungskalender steht: „Hauptsache, es kommt was, zu dem ich gut schreiben kann“. Liegt Deutsch erst einmal hinter ihr, ist die erste Etappe auf dem Weg in die Freiheit geschafft. „Das ist das Wichtigste", so Anna Maria.

Auch der Noah Oberprantacher will der ersten Prüfung mutig die Stirn bieten. Ausgeschlafen und mit einer frischen Mango im Rucksack kann er sich jeglichem Thema stellen. Die Präferenzen sind jedoch klar: „Ein politisches Thema oder etwas zum Ehrenamt in Südtirol wäre wunderbar“.

„Wann ist Krieg gerechtfertigt und wann nicht?“

Auch Bruno Fritschund Bertram Mathà ziehen in den ersten Kampf um den Maturatitel und hoffen auf politische Themen. Dabei liegen ihre Kompetenzen vor allem auf einem spezifischen Thema: „Zum Krieg in der Ukraine oder zu politischen Themen in Europa würde ich gerne etwas schreiben“, so Bertram. Auch Bruno möchte am liebsten über den Krieg schreiben, spannend findet er dabei vor allem die Schuldfrage: „Wann ist Krieg gerechtfertigt und wann nicht?“

Mit einem breiten Lächeln verließ Linda Rier die Sporthalle. Auch wenn Deutsch nicht ihr Lieblingsfach ist, kam genau der Stoff dran, den sie sich erhofft hatte: „Ich habe mich auf Gedichtanalyse vorbereitet und habe gehofft es kommt Stoff, den wir heuer durchgenommen haben. Genauso ist es gekommen!“ Nach der Matura möchte Linda Zahnmedizin in Valencia studieren. Der erste Schritt in diese Richtung ist nun gesetzt, aber gefeiert wird erst, wenn der ganze Zauber vorüber ist.

Etwas anders sieht das Felix Klotz. Erleichtert atmet er auf, als er auf den Schulhof schreitet. Die Prüfung war für den jungen Mann ein Chaos, aber „ein Chaos, das funktioniert hat“. Der erste Prüfungstag ist bereits Vergangenheit und das muss auch heute schon gefeiert werden. Schließlich gehört das auch zur Vorbereitung auf das Studium des Bauingenieurswesen, das Felix gerne in Graz beginnen möchte.

 

 

 

 

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„Nach langen Diskussionen mit meinen Eltern und ChatGPT habe ich den Entschluss gefasst “

Eines der Themen, die zur Auswahl standen, war das ‚Gap Year‘. Dabei geht es um die Frage, ob nach der Matura gleich ein Studium angefangen oder erst einmal ein Jahr Pause gemacht wird. Eine schwierige Frage für viele, die die Schule abschließen. Für Leon Mussner das perfekte Thema, denn er selbst verbrachte im vergangenen Jahr viel Zeit mit dieser Überlegung. „Nach langen Diskussionen mit meinen Eltern und ChatGPT, habe ich den Entschluss gefasst, heuer bereits ein Studium zu beginnen. Wirtschaftsingenieurwesen in Innsbruck. Nächstes Jahr geht’s dann in Stuttgart mit meinem Traum weiter: einem Dualstudium bei Porsche.“ All das konnte Leon in sein Essay miteinfließen lassen.

„Das sage ich jetzt noch zu Beginn der Prüfung, aber gönnt euch und genießt die Zeit, denn es geht wirklich sehr schnell!“

Auch für Alyssa Vanti geht es nach der Matura direkt weiter mit dem Studium. Sie kommt aufatmend aus der Sporthalle und rät allen zukünftigen Maturantinnen und Maturanten „die Zeit zu gönnen und zu genießen, denn es geht wirklich sehr schnell“. Im Sommer geht’s dann direkt weiter mit dem Pauken für die Aufnahmeprüfungen für die Psychologie-Studien in Innsbruck und in Padua.

Der erste Kampf ist nun vorbei und es liegt noch einiges vor den jungen Leuten, die heute bei der ersten schriftlichen Maturaprüfung ihr Bestes gegeben haben. K.O. ging niemand. Ganz im Gegenteil. Alle stiegen als Heldinnen und Helden aus dem Ring. Manchen verging die Zeit zu rasch, andere können es jetzt schon kaum erwarten, neue Horizonte zu erschließen, die meisten fühlen wahrscheinlich ein bisschen von beidem. 

SALTO wünscht viel Glück auf eurem Weg!