Culture | Kunst im öffentlichen Raum

Nach außen strahlen

Das Museion will mit seiner Medienfassade die Kunst in die Stadt hineintragen. Die Videokunst an der talferzugewandten Gebäudeseite kann man jeden Donnerstag abend im Vorübergehn betrachten, oder wie einen Kinofilm erleben.
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Foto: HCB

Nichts bestimmt das Wahrnehmungsbild des Bozner Museion so sehr wie seine Glasfassade: Die trichterförmig angeordneten Glaslamellen suggerieren Transparenz und Einsichtigkeit, auch Fragilität. Wie die geschwungene Doppelbrücke über die Talfer, so war auch diese Fassade von Beginn an ein wichtiges architektonisches Kommunikationselement des Museion.

25 Meter hoch und 23 Meter breit sind die Stirnseiten des Gebäudes, sinnbildliche Schaufenster und Projektionsflächen zur Stadt und in die Landschaft. Tagsüber regulieren die beweglichen Glaslamellen den Lichteinfall in die Ausstellungsräume. Wer jemals eine Ausstellung im 4. Stock besucht hat, kennt die fantastischen Licht- und Schattenzeichnungen, die dadurch entstehen.

Bei einfallender Dunkelheit schließen sich die Glaslamellen und bilden eine glatte Projektionsfläche für zeitgenössische Medienkunst. “Eine ziemliche Herausforderung, für diese Fassade ein Werk zu schaffen”, sagt Brigitte Mahlknecht, Künstlerin mit Hauptwohnsitz in Wien. Sie arbeitet vorwiegend zeichnerisch und erhielt für dieses Jahr, neben drei weiteren Künstlern, den Auftrag grafische Zeichen auf die Glasfassade zu setzen. “Als ich davon erfuhr und mir das Museion-Gebäude in Erinnerung rief, musste ich an einen Käfig denken, ein Käfig, in dem sich innen Vieles bewegt und der sich nach außen geometrisch und ganz eigen präsentiert.” Eigen und eigens für das Museion entwickelt ist die Projektionstechnik für die Videoarbeiten an der Fassade, denn die Videos und Filme werden nicht von außen, sondern von Projektoren, die sich im Innern des Museion befinden, auf die Fassadenfläche geworfen. “Normalerweise stört man einen Film ja nicht, aber durch die Projektion von innen sind alle architektonischen Verstrebungen genau zu sehen, das ergibt einen ganz anderen Effekt, als wenn ich meine Videoarbeiten in geschlossenen Räumen zeige," sagt Brigitte Mahlknecht.

Zum Begriff des Käfigs stellte sich bei ihr die Assoziation zu Rilkes berühmtem Panther-Gedicht ein. “Auch hier ist die Bewegung des Tieres spürbar und wichtig, doch noch präsenter ist der Käfig,” sagt Mahlknecht. Aus diesen Initialgedanken entstand die Videoarbeit “Der Käfig”, die seit 4. Juli jeden Donnersag an der Museionfassade zu sehen ist, abends von 22 bis 24 Uhr, im 4-Minuten-Loop. “Im Video, das heißt im Trickfilm, den ich hier zeige, geht es um Verwandlung, um Metamorphose, einmal von Tier zu Tier, ein Dinosaurier wird zum Panther; eine andere für mich wichtige Szene zeigt ein Selbstporträt das sich minutiös auflöst und zu etwas anderem wird, angefangen bei den Ohren.” Mahlknechts Arbeiten, ihre gezeichneten Trickfilme sind im besten Fall ein work-in-progress, mit Bildern die weitere Bilder in sich tragen. Brigitte Mahlknecht nennt das das “Veränderungspotential” ihrer Zeichnungen. “Wenn ich keine weitere Bewegung oder Inspiration mehr in meinen Zeichnungen sehe, dann ist das Bild ausgeschöpft, dann ist es fertig.”