Society | Schulen

Bildungspartnerschaft notwendig

Philipp Achammer fordert eine Entlastung der Schulen und Kindergärten bei Erziehungsaufgaben. Über das letzte Schuljahr zeigen sich die zuständigen Landesräte zufrieden.
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Foto: LPA / Fabio Brucculeri
Bei der traditionellen Pressekonferenz zum Abschluss des vergangen Schuljahres mit den Bildungslandesräten der drei Sprachgruppen (Italienisch, Deutsch und Ladinisch) Giuliano Vettorato, Philipp Achammer und Daniel Alfreider zeigt sich man sich mit den erbrachten Leistungen vonseiten der Schüler:innen zufrieden.
Nun ist es wichtig, die psychosoziale Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu stärken - Philipp Achammer
Nach einem weiteren Pandemiejahr, in dem größtenteils in Präsenz unterrichtet werden konnte, sei laut Landesrat Vettorato ein Stück Normalität zurückgekehrt. In Anbetracht des Fachkräftemangels auch im Bildungsbereich appelliert Landesrat Achammer dazu, die Verantwortung für die Entwicklung junger Menschen nicht alleine Kindergärten und Schulen zuzuweisen. Es sei wichtig, diese große Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen, um die Berufsbilder dieser Einrichtungen attraktiv zu halten.
 
 

Auswirkungen der Corona-Pandemie

 
Die von Südtirol stark kritisierte Maskenpflicht in Schulklassen sei eine Maßnahme, die wenn, dann nicht nur in Schulen, sondern auch in allen anderen Bereichen gelten sollte, stellt Achammer klar. Das italienische Ministerium beabsichtige im nächsten Schuljahr, in der Handhabung der Maßnahmen den einzelnen Regionen mehr Freiheiten zu gewähren. „Wir haben während der Pandemie gelernt, dass vieles unvorhersehbar ist“, sagt Achammer gleichzeitig. Wie die Regeln für das nächste Schuljahr aussehen, werde erst im August klar sein. Es sei wünschenswert, zum Schulbeginn am 5. September so bald wie möglich Vorgaben aus Rom zu bekommen, um zeitnah und effizient planen zu können, sagt Vettorato.
Die Corona-Pandemie habe auf das Bildungssystem laut Achammer aber nicht nur negative Effekte, denn es sei die Selbstorganisation im Lernen gestiegen und die Digitalisierung erheblich vorangeschritten. Allerdings würden sich die Schwachstellen in der Gesellschaft noch einmal mehr zeigen, betont er angesichts der Zunahme psychischer Probleme bei den Jüngsten. „Nun ist es wichtig, die psychosoziale Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu stärken.“ Allerdings seien hier nicht nur die Schulen zuständig, da im Bildungsbereich bereits jetzt der Druck gestiegen sei. „Wir werden aufgrund des Personalmangels die Diskussion führen müssen, was Schulen und Kindergärten in einer Bildungspartnerschaft mit vielen anderen übernehmen können.“
In den Prüfungsgesprächen mit den Schüler:innen der Abschlussklassen zeige sich laut Falkensteiner zudem, dass sich junge Menschen für ein breites Themenspektrum interessieren.
Schulen und Kindergärten seien in der Erziehung und Bildung nicht alleine verantwortlich. Es bräuchte eine Bildungspartnerschaft, die in erster Linie mit dem Elternhaus, aber auch mit vielen anderen Trägern eingegangen werde. „Wie es so schön heißt, um ein Kind zu erziehen, bräuchte es ein ganzes Dorf“, so Achammer.
 

Schulische Ergebnisse

 
Insgesamt besuchten 77.789 Kinder und Jugendliche 2021/22 Südtiroler Schulen. 4.119 Jugendliche haben die staatliche Abschlussprüfung (Matura) bestanden, davon 2.780 an den deutschen, 1.268 an den ladinischen und 71 an den ladinischen Schulen. Insgesamt konnten 362 Schüler:innen die maximale Punkteanzahl 100 oder 100 Punkte mit Auszeichnung erreichen. In den italienischsprachigen Schulen wurden 8,86 Prozent der Schüler:innen nicht versetzt, in den deutschsprachigen 4 Prozent, in den ladinischsprachigen 3,36 Prozent.

Bildung fürs Leben

 
Landesrat Philipp Achammer betont nach der Vorstellung der Ergebnisse, dass nicht nur Abschlussnoten wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler:innen sind. „Die Schule sollte Kinder und Jugendliche in ihren Talenten fördern.“ Landesrat Daniel Alfreider fügt dem hinzu, dass in der ladinischen Bildung neben der Mehrsprachigkeit vor allem saubere Luft und gesunde Ernährung weiterhin Schwerpunkte sein werden. Das heurige 50. Jubiläumsjahr der Südtiroler Autonomie biete zudem die Möglichkeit, das Erreichte neu wertzuschätzen, auch wenn die Autonomierechte heute zum Alltag gehören und nicht immer bewusst wahrgenommen werden.
 
 
Hier verweist die deutsche Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner auf den seit zwei Jahren verpflichtenden fächerübergreifenden Lernbereich „gesellschaftliche Bildung“ an allen Schulstufen, der auch Lehrinhalte zur Autonomie der Provinz beinhaltet. In den Prüfungsgesprächen mit den Schüler:innen der Abschlussklassen zeige sich laut Falkensteiner zudem, dass sich junge Menschen für ein breites Themenspektrum interessieren: Von Umwelt und Klima über Krieg, Konflikte, Menschenrechte bis hin zu Chancengleichheit, die Rolle der Medien und die gesellschaftliche Verantwortung der Einzelnen;
 

Schüler:innen aus der Ukraine

 
Zum Ende des Schuljahres waren 280 geflüchtete Schüler:innen aus der Ukraine bei den Sprachenzentren gemeldet. Im Mai waren es noch 377 Kinder und Jugendliche. Die Zahl habe sich laut Achammer vermindert, da einige Familien wieder in weniger gefährliche Gebiete der Ukraine zurückgekehrt sind. Die Schüler:innen werden in Regelklassen und 23 sogenannten Ankunftsklassen unterrichtet, wo die Erlernung der Sprache einen Schwerpunkt bildet.