Society | Slackline

Bänder, die die Welt bedeuten

Trendsportart Slacklinen in Südtirol. Lukas Huber, 20, Ausnahmetalent aus Brixen, im Gespräch mit salto.bz. Heute Abend Filmvorführungen in der Franzensfeste.

Zwei Baumstämme. Dazu ein schmales Nylonband, nicht einmal eine Hand breit, um die 30m lang. Und ein ausgeprägter Gleichgewichtssinn. Schon hat man alle Vorraussetzungen, um mit dem Slacklinen loszulegen. Die ersten Versuche werden vielleicht etwas enttäuschend sein. Das lose Band biegt sich unter dem eigenen Körpergewicht. Die Balance halten ist schwierig. Geübte laufen mit Leichtigkeit von einem Ende zum anderen. Aber was einfach aussieht, erfordert Training. Das Slacklinen entstand in den 80er Jahren in den USA. Kletterer vertrieben sich die Zeit damit. Zum Trendsport erklärt wurde es erst um die Jahrtausendwende.

Nicht einmal eine Hand breit. Für den Brixner Lukas Huber, 20, ist das genug, um darauf Höchstleistungen zu erbringen. Denn Lukas ist einer der besten Slackliner der Welt. Lukas’ Spezialität ist das Tricklinen. Ziel ist es, besonders schwierige Flips und Kombinationen auf der Slackline auszuführen und dabei nie den Boden zu berühren. Jedes Jahr kommen neue Sprünge dazu: Butt-Bounce, Chest-Bounce, Double Knee Drop. Lukas mag sie alle. Und wie er sich so durch die Luft dreht, scheint es fast so, als würde sein Körper der Schwerkraft trotzen und schweben. Bereits mit 18 Jahren wurde Lukas der erste italienische Slackline-Weltmeister. ″salto.bz″ im Gespräch mit dem talentierten Sportler.

Was brauche ich, um Slacklinen ausüben zu können? Welche Tipps würdest Du einem Anfänger wie mir geben?
Im Grunde benötigst du eine Slackline, eine Ratsche zum Spannen, einen Baumschutz (z.B. ein Stück Baumwolle), um den Baum zu schonen und natürlich Motivation und Ausdauer. Am Anfang spannst du die Slackline am besten auf Kniehöhe mit einer Länge von etwa 5-7 m. Lass dich zu aller erst von einer anderen Person halten und versuche mit einem Fuß auf der Slackline zu balancieren. Der Körper sollte immer in Richtung der Slackline gerichtet sein und mit den Augen solltest du einen Punkt am Ende der Slackline fixieren. Schon kann’s losgehen!

Wieso hast Du mit dem Slacken angefangen?
Ich habe im Sommer 2010 einige meiner Freunde im Park eine Slackline aufbauen sehen, habe dann meine ersten Versuche gestartet und war nicht gerade erfolgreich. Neben zahlreichen Fehlversuchen hatte ich jedoch schon bald einige Erfolgserlebnisse und ich wollte daraufhin immer besser werden. Als dann auch noch Slacklinewettbewerbe in der Szene starteten, wollte ich auch dort meine Erfolge feiern und zusammen mit meinen Freunden habe ich mich an immer schwierigere Trickvariationen gewagt.

Klingt nach viel Arbeit! Wie sieht Dein Trainingsplan aus?
Es gibt da nichts Fixes, im Durchschnitt trainiere ich zweimal die Woche. Mein Trainingsplan ist sehr flexibel, meistens spanne ich die Line, wenn ich Lust dazu habe. Im Winter trainiere ich meistens in Mailand oder in Brixen in einer Turnhalle, wo die notwendigen Befestigungsmöglichkeiten für eine Slackline gegeben sind.

Mailand?
Momentan studiere ich dort Wirtschaft. Die Ausbildung hat für mich immer Vorrang gegenüber dem Slacklinen bzw. anderen Sportarten, da man immer einen Rückhalt haben sollte, falls man sich verletzt und die Sportart nicht mehr ausüben kann. Ich spiele auch gern Fußball, gehe mit Freunden zum Snowboarden oder Angeln.

Welchen Stellenwert hat das Slacklinen für dich?

Slacklinen ist für mich mehr als ein Hobby, 

Ich habe viele Freundschaften dadurch geschlossen, sehr viele Erfahrungen gesammelt und bin auch viel um die Welt gekommen. Meistens war ich in den USA, außerdem in Südamerika (Brasilien, Chile usw.), ganz Europa und Asien (Russland, China usw.).

Und wenn Du mal in Südtirol bist?
Am häufigsten gehe ich in die Rappanlagen in Brixen, wo in diesem Jahr ein Slacklinepark eröffnet wurde, von der Gemeinde Brixen. Der Park kann übrigens auch von der Öffentlichkeit benutzt werden. Der schönste Slackline-Spot für mich war bisher aber der Itacoatiara Beach in Rio de Janeiro in Brasilien.

Was für Leute trifft man denn in der Szene für gewöhnlich?
Beim Slacklinen sind alle Athleten – egal woher sie kommen und von welcher Slackline-Marke sie unterstützt werden – untereinander befreundet. Jeder kennt jeden und man hilft sich auch weiter. Nach den Wettkämpfen wird natürlich auch zusammen gefeiert. Am wichtigsten sind Spaß und neue Bekanntschaften!

Die Spitzenathleten unter den Südtiroler Slacklinern sind live zu sehen: Heute, am Montag 18. August 2014, um 20.30 Uhr in der Franzensfeste. Der Alpenverein Südtirol zeigt in Zusammenarbeit mit dem Filmclub Brixen und Mountainspirit drei Filme zum Thema Slacklinen inklusive Live Slackline- und Highline-Vorführungen. Um 20 Uhr fährt ein Busshuttle vom Autohof Brixen ab.

Einen guten Einblick gibt auch dieses Video – entstanden in Zusammenarbeit mit Jungfilmer Alexander Meliss