Die Mitesser
Sie ist wieder da. Die ersten Fälle wurden 2009 in Spanien und im Trentino bekannt, ein Jahr darauf kam die Plage in Südtirol an. Die Rede ist von der Drosophila suzukii, der Kirschessigfliege.
Der polyphage Schädling kam von Südostasien über Nordamerika zu uns. Objekte der Begierde des Insektes sind dünnschalige und weichfleischige Früchte, etwa Süßkirschen und Himbeeren. Der Schaden am Obst wird für die Nistung erzeugt: Mit einem Raspelapparat sägt das Weibchen die Schale der Frucht an und legt dort ihre Eier ab. Die Vollendung einer Generation erfolgt innerhalb von 8 bis 14 Tagen. Stimmen die klimatischen Bedingungen, sind jährlich bis zu 13 Generationen möglich.
In Südtirol fand die Kirschessigfliege aufgrund des feuchten Sommers 2016 ideale Bedingungen vor. Noch dazu ist der Schädling, obwohl er gemäßigtes Klima bevorzugt, bereits bei Temperaturen über zehn Grad Celsius aktiv. Zwar konnten die Amerikaner viele der Fliegen mit verschiedenen Pestiziden (Phosphorsäureester-Präparate, Spinosad und Pyrethroide, allesamt Fachbegriffe für Biochemiker und Obstbauern) relativ gut bekämpfen, allerdings aufgrund der kurzen Wirkungsdauer der Pflanzenschutzmittel müsste bei jeder der 10 bis 13 Generationen gespritzt werden.
Das Versuchszentrum Laimburg hat der Plage schon seit einiger Zeit den Kampf angesagt. In Zusammenarbeit mit einem landwirtschaftlichen Betrieb forscht man in einer Kirschertragsanlage in Lengstein am Ritten nach weiteren Gegenmaßnahmen. Getestet wurden hauptsächlich Insektennetze. Diese gewähren laut Silvia Schmidt, Sachbearbeiterin im Bereich Entomologie im Versuchszentrum Laimburg den besten Schutz. „Bei Kirschanlagen und Beerenobstanlagen, die mit Regenschutzfolien bedeckt sind, genügt die seitliche Einnetzung, ansonsten ist eine Einnetzung einzelner Reihen bzw. der gesamten Anlage notwendig“, berichtet die Expertin über die Zwischenergebnissen ihrer Forschung. Die Resultate kommen gerade rechtzeitig. Schmidt weist daraufhin, dass sich die Kirschessigfliege dieses Jahr über ganz Südtirol verbreitet habe. Hausgärten seien besonders betroffen, da dort die Gefahr oft erst zu spät erkannt wird. Generell rät die Sachbearbeiterin bei einem Befall von über fünf Prozent zuerst alle farbigen Beeren zu pflücken und dann der Plage mit Insektiziden sprichwörtlich auf den Leib zu rücken.
Alle, zumindest Landwirte und Hobbybauern, hoffen, dass alsbald eine Lösung gefunden wird, damit der Schädling bald die Fliege macht.