Auch in Krisenzeiten "BioausÜberzeugung"
Über 80 Einsendungen ergab die Foto-Mitmachaktion, die Bioland Südtirol unter den 1000 Mitgliedern startete. Die Aufkleber „Bio aus Überzeugung“, und „Bio per principio“ mit grüner Schrift auf weißem Grund sollten auf möglichst originelle Weise dargestellt und fotografiert werden. Auf diese Weise wollte man den ideellen Ansatz Biolandwirtschaft zu betreiben, stärken und in die Gemeinschaft tragen. Die drei Gewinner sind David Tappeiner vom Pröfinghof in Partschins, Ewald Steger vom Parrainerhof in St. Jakob in Ahrntal und Michael Gostner von der Huber Schwaige auf Compatsch/Seiser Alm. Er sagt etwa: „Wir haben mitgemacht, um so unsere Freude und Überzeugung zu Bioland mit den Menschen teilen können.“ Und David und Judith Tappeiner: „Wir sind der Überzeugung, dass wir als Bauern unser Bestes geben sollten um eine gesunde, natürliche und möglichst regenerative Landwirtschaft zu pflegen.“ Auch Ewald Steger aus dem Ahrntal ist sich seiner Sache sicher: „Bio ist für uns die Zukunft, ich bin Vieh- und Milchbauer im Ahrntal und froh, 2018 umgestellt zu haben, der Gedanke trieb mich schon länger um.“
Diese kreative Aktion bringe etwas Leichtigkeit in die derzeit auch für Biobetriebe schwierigen Zeiten, so der Geschäftsführer von Bioland Südtirol, Reinhard Verdorfer: „Auch die Bioszene kämpft derzeit um neue Märkte, und auch der Wunsch auf eine Umstellung auf den Biolandbau in Südtirol ist gebremst.“ Während 2019 noch 127 Betriebe hinzukamen, gab es 2021 ein Mitgliederwachstum von lediglich 22 Betriebe. „Was beunruhigt, ist nicht eine Abkühlung eines starken Mitgliederzuwachses; ein dem Markt angepasstes Wachstum ist sogar wünschenswert. Beunruhigend sind heuer einige Kündigungen von langjährigen Bioland Betrieben, v.a. Kleinbetriebe, die entweder in der Direktvermarktung oder in der Viehwirtschaft tätig sind. Sie müssen Kosten sparen, da sind Kontrollkosten und Verbandsbeitrag nicht mehr drin.“
Auch das grundsätzlich gut gemeinte, aber mittlerweile pauschal angewandte Schlagwort der Nachhaltigkeit suggeriere gegenüber VerbraucherInnen und am Markt eine Scheinlösung. Die biologische Produktion vereint ganz konkret sämtliche Aspekte von Nachhaltigkeit. Im Biolandbau:
1. Verzichten wir auf mineralische Stickstoffdünger. 1 kg Stickstoffdünger benötigt z.B. die Energie von 3-5 kg Erdöl.
2. Werden grundsätzlich weniger Pflanzenschutzmittel ausgebracht. 95% der Bio-Flächen, allen voran die Bio-Ackerbauflächen weltweit, kommen ohne Pflanzenschutzmitteleinsatz aus, durch die Verwendung einer standortangepassten Fruchtfolge.
3. Bio setzt in erster Linie auf eigene Futter- und Betriebsmittel. Das macht das Gesamtsystem stabiler, heute wird auch vielfach der Begriff Resilienz dafür verwendet.
4. Bio trägt durch den Herbizidverzicht zu mehr Biodiversität bei.
5. Durch die organische Düngung steigt die organische Masse im Boden, ein Vorteil sowohl in Dürrezeiten bezüglich Wasserspeicherung als auch bei Starkregenereignissen in Bezug auf das Wasserhaltevermögen im Boden.
6. Lieferketten sind stabiler und unterliegen in der Regel weniger stark Preisschwankungen.
7. Durch die Verarbeitung von qualitativ hochwertigen Produkten wird das Handwerk und durch lokalen Verkauf ebenso regionale Kreisläufe gestärkt.
Die genannten Effekte gilt es immer wieder zu kommunizieren, sowohl in den aktuellen GAP-Verhandlungen als auch in der Kommunikation mit Gesellschaft und Markt.
Die Bio-Kontrollkosten abfedern und neue Märkte und Absätze schaffen.
Vor rund 10 Jahren wurden die Bio-Kontrollkosten in Südtirol zu 80% von der Provinz Bozen zurückerstattet. Gerade in den letzten Jahren sind die Kontrollkosten aufgrund der allgemeinen Verteuerungen wieder angestiegen und belasten unsere Bio-Betriebe, v.a. die kleinen direktvermarktenden Betriebe, die Mutterkuh haltenden Betriebe und die kleinen Milch-, Obst- und Weinbaubetriebe. Wenn wir Bio wieder einen Aufschwung verleihen wollen, dann gilt es zum einen die Kosten zu reduzieren (siehe Bio-Kontrollkostenrückerstattung) und zum anderen neue Märkte und Absätze zu schaffen (z.B. im Tourismus und in den öffentlichen Mensen). Denn, wie die vorab genannten Gewinner der Fotoaktion deutlich machen, Bio macht man am besten aus Überzeugung, die politischen Rahmenbedingungen müssen allerdings auch stimmen.
Bio scheint ein
Bio scheint ein Marketingproblem zu haben. Entweder haben zu viele Leute zu wenig Geld (was leider auch der Fall sein dürfte), oder sie wollen es nicht für Bio ausgeben. Es hat wenig Sinn, über die Nachfrage zu produzieren bzw. hat es ebensowenig Sinn, Bioqualität den Discountern fernab eines fairen Preises zu verschenken.