Chronicle | Justiz

Doppelte Beförderung?

Im Rennen um das Amt des leitenden Oberstaatsanwaltes am Landesgericht könnte es zu einer unerwarteten Wendung kommen. Gibt es am Ende zwei Beförderungen?

Die Ausgangslage ist klar.
Seit dem vergangenen Frühjahr ist der Chefsessel an der Bozner Staatsanwaltschaft vakant. Mit dem Abgang des leitenden Oberstaatsanwaltes Guido Rispoli nach Campobasso wurde einer der begehrtesten und auch prestigeträchtigsten Posten in der Südtiroler Justiz frei.
Das Rennen um seine Nachfolge läuft auf ein Duell hinaus. Auf der einen Seite steht Giancarlo Bramante (50), stellvertretender Staatsanwalt am Landesgericht Bozen. Auf der anderen Seite: Markus Mayr (59), stellvertretender Chefstaatsanwalt und derzeit interimistischer Leiter der Bozner Staatsanwaltschaft.
Zusätzlichen Pfeffer in das Stechen um den Chefsessel bringt die Tatsache, dass beide Kandidaten im obersten Richterrat (CSM) mächtige Fürsprecher haben. Guido Rispoli hat offen die Werbetrommel für Bramante gerührt, während Mayr vom ehemaligen Bozner Oberstaatsanwalt und heutigen ICI-Richter Cuno Tarfusser protegiert wird.

Giancarlo Bramante: Bleibt nur er übrig?

Die Ernennung des neuen Bozner Oberstaatsanwaltes stand bereits zweimal auf der Tagesordnung des CSM. Anfang Juli wurde die Entscheidung auf den 27. Juli vertagt. Dann beschloss das oberste Richtergremium die Ernennung erst im Oktober zu behandeln.

Mayr ans Oberlandesgericht

Diese Verschiebung sieht man im Gerichtspalast als taktische Vorentscheidung. Der Grund dafür ist einfach. Der Generalstaatsanwalt am Oberlandesgericht Paul Ranzi (67) hat das Pensionsalter erreicht und wird sein Amt demnächst verlassen. Für seinen Posten haben sich mehrere Staatsanwälte beworben. Unter den Kandidaten befindet sich auch Markus Mayr. Nach Informationen von salto.bz soll der Rittner Staatsanwalt für die Ranzi-Nachfolge in der Pole-Position stehen.
Ursprünglich sollte zuerst der Chefstaatsanwalt am Landesgericht und erst dann der Generalstaatsanwalt ernannt werden. Mit der Verschiebung der Entscheidung zur Rispoli-Nachfolge auf Oktober hat der CSM die Ernennungsreihenfolge aber umgekehrt. Zuerst wird der Generalstaatsanwalt am Oberlandesgericht ernannt und danach erst der leitende Oberstaatsanwalt am Landesgericht.

Markus Mayr: In Pole-Position für die Ranzi-Nachfolge.

Damit aber könnte eine Vorentscheidung gefallen sein. Wird Markus Mayr zum Generalstaatsanwalt ernannt, wird es dieses Amt kaum ablehnen können. Demnach würde für den Chefsessel an der Staatsanwaltschaft am Landesgericht nur mehr ein Anwärter übrigbleiben: Giancarlo Bramante.
So könnten am Ende des Duells zwei Sieger vom Platz gehen.