Moskauer Tage
1897 wurden das Russische Haus und die russisch-orthodoxe Kirche in Meran gegründet und sind somit die ältesten ihrer Art in Italien. Zu diesem Anlass und im Rahmen der Moskauer Tage in Italien wird am Dienstag, 19. September, die russische Band Turetsky Choir Art Group im Kursaal in Meran auftreten. Die Gruppe, deren Repertoire von Jazz, über Chanson bis hin zur Popmusik reicht, ist für ihren A cappella-Gesang und die aufwendigen Bühnenshows bekannt.
In einem Interview spricht Irina Metelizkaja-Pruss, Mitarbeiterin der Russischen Zentrum Borodina und Koordinatorin des Events, über die Hintergründe des Konzerts:
In den letzten Jahren gab es die „Russischen Tage“, dieses Jahr die „Moskauer Tage“. Warum?
„Die Moskauer Tage werden, anders als die Russischen Tage, nicht von uns, dem Russischen Zentrum Borodina, organisiert. Die Moskauer Tage sind ein italienweites Programm und finden unter anderem auch in Venedig, Mailand und Genua statt. Weil die russisch-orthodoxe Kirche in Meran dieses Jahr ihr 120-jähriges Jubiläum feiert, kamen auch Bozen und Meran hinzu. Wir, das Russische Zentrum in Meran, haben die Einladung von Seiten Moskaus erfreut angenommen. Es trifft sich gut, dass unser Jubiläum auch auf das 700-jährige Jubiläum der Stadt Meran fällt.“
Das Event soll dem Russischen Zentrum in Meran neue Sichtbarkeit verleihen.
Was genau hat es mit der Turetsky Choir Art Group auf sich?
„Die Turetsky Choir Art Group ist eine unglaublich erfolgreiche Band in Russland. Der Chor wird von Mikhail Turetsky geleitete und ist ursprünglich in der Choral-Synagoge in Moskau entstanden. Heute kombiniert das a cappella-Ensemble akademischen Gesang mit aufwendigen ästhetischen Licht- und Bühnenshows. Wir haben in den letzten Jahren in Meran öfters Konzerte veranstaltet. Es handelte sich dabei jedoch immer entweder um klassische, oder um volkstümliche Musik. Dies ist das erste Mal, dass eine moderne russische Art Group zu uns nach Meran kommt.“
Russland ist mehr als nur Balalaika-Musik.
An welches Publikum richtet sich das Event?
„Das Konzert ist öffentlich und gratis, da es von der Regierung in Moskau finanziert wird, es sind deshalb alle willkommen. Die Band singt auf zehn verschiedenen Sprachen, ein schönes Symbol auch für die Sprachgruppen in Südtirol. Außerdem stammt die Gruppe aus der Jüdischen Gemeinde und wird auch sicher einige jüdische Lieder singen; auch hieraus kann eine Synergie entstehen. Einerseits ermöglicht es den verschiedenen Kulturen sich näher zu kommen, andererseits ermöglicht es der russischen Gemeinde in Südtirol auch ein Stück Russland in Meran zu erleben und die Freude der eigenen Kultur mit anderen zu teilen.“
Ein Fest der Kulturen im Schatten der internationalen Politik?
„Gerade in dieser eher schwierigen Zeit, in der viele Medien fast schon anti-russische Propaganda bringen und die Menschen Angst bekommen, wenn sie nur das Wort ‚Russland‘ hören, ist es wichtig einen kulturellen Austausch zu fördern. Der Abend soll ein Fest der Musik werden, mit einer besonderen Atmosphäre und positiven Gefühlen.“
Nicht Politik oder Wirtschaft, sondern Kultur, verbindet Menschen.
Werden neben dem Konzert auch andere Events stattfinden?
„Das Programm der Moskauer Tage sieht nicht nur kulturelle Events, sondern auch verschiedene Podiumsdiskussionen und Konferenzen vor. Unter anderem wird der Minister des Departements für außenwirtschaftliche und internationale Beziehungen der Moskauer Stadtregierung Sergey Cheremin Landeshauptmann Arno Kompatscher und den Bozner Bürgermeister Renzo Caramaschi treffen. Prominenter Besuch kommt auch von der Kirche: In Italien gibt es seit diesem Monat einen neuen orthodoxen Erzbischof, Matteo Matfej, Oberhaupt der Russisch-orthodoxen Kirche in Italien. Seine erste Reise wird ihn im Rahmen des Moskauer Tage nach Südtirol führen. Außerdem wird es eine Zeremonie bei der orthodoxen Kapelle am Soldatenfriedhof in Bozen geben, bei der Ikonen übergeben werden. Schlussendlich findet am Waltherplatz in Bozen, am 19. September um 15.00 Uhr, eine Aufführung des Moskauer Kadettenkorps statt.“