Kann man von Kultur leben?
Andererseits diente Kunst schon im Altertum dazu, Reichtum und Ansehen zur Schau zu stellen und dem armen Volk den Mund wässrig zu machen. Kultur bildete schon immer den Rahmen, sogar die Grundlage für Handel und Gewerbe, auch wenn die wirtschaftlichen Vorteile nicht immer sofort ersichtlich waren und sind. Für Kultur ausgegebene Moneten sind daher vorrangig als Investition, die dafür gewählten Mittel als Werbeträger zu verstehen. Dass dabei groß absahnt, wer die Kröten auf der Kralle und nicht, wer gute Ideen hat oder die Arbeit leistet, liegt auf der Hand lässt sich durchaus auch in anderen Bereichen beobachten.
Seit Kunst nicht mehr auf wenige Superreiche aus der Oberschicht beschränkt ist, eröffnen sich Kulturschaffenden aller Ausprägungen neue Erwerbsmöglichkeiten. Denken wir bloß an Literatur, Musik, Theater, Tanz, Film … schon gut, da wird’s gefährlich, dass wir in den reinen Konsum abrutschen und sind schon bei unserer Gretchenfrage: was ist noch und nicht mehr Kultur, wer entscheidet so was überhaupt? Bestimmte Bereiche werden mittlerweile schon als Industrie umschrieben. Damit lässt sich zweifelsohne Kohle machen. Fürs eine oder andere gibt es sogar Zuschüsse, Förderung. Der gute alte Mäzen aus grauer Vorzeit ist weitgehend der öffentlichen Hand gewichen. Außerdem kann man heutzutage nicht mehr mit Kunst und Kultur protzen, dafür eignen sich hubraumstarke Kraftfahrzeuge und teure „Geliebte“ viel besser. Hilft aber nix: der herrschende Geschmack ist nach wie vor der Geschmack der Herrschenden. Also haben sich Kulturschaffende ein- bzw. unterzuordnen, sonst lässt sich davon ganz schnell nicht mehr leben.
Wie’s aussieht, können immerhin Unternehmen aus unzähligen Fachbereichen in der einen oder anderen Form – Ausrüstung, Fachliteratur, Kleidung, Speis und Trank, Unterhaltungsschnickschnack usw. – sehr gut von und mit Kultur leben, allerdings sind zumindest die wirtschaftlichen Vorteile auf nur verschwindend wenige Träger beschränkt. Damit in Zukunft mehr Menschen was davon haben, sollten sich vielleicht interessierte sowie tatkräftige Menschen zusammenfinden und als Genossenschaften arbeiten: Kultur leben und von Kultur leben. Gemeinsam ist’s allemal leichter.