Economy | Energie

Millionengrab auf Sardinien

Die Etschwerke AG hat mit ihrer Beteiligung an der „Biopower Sardegna Srl“ bisher rund 16 Millionen Euro in den Sand gesetzt. Zudem gibt es strafrechtliche Probleme.

Nicht nur in den Gemeindestuben von Bozen und Meran liegt der Fokus seit Monaten auf der Stromfusion. Auch am Hauptsitz der Etschwerke in Zwölfmalgreien beschäftigt man sich intensiv mit der geplanten Stromhochzeit. Immerhin soll der kommunale Energiebetreiber am Ende 42,5 Prozent der neuen Südtiroler Stromgesellschaft halten.
Die „Etschwerke AG“ hat bei der Bewertung durch die internationalen Advisor relativ gut abgeschnitten. Was man aber nicht sagt: Diese Prüfung hat auch einige Leichen aus dem Etschwerke-Keller zu Tag gefördert, über die man lieber nicht spricht.
Es sind vor allem Altlasten. Etwa die Beteiligung der Etschwerke an der „Biopower Sardegna Srl“. Rund 16 Millionen Euro haben die Etschwerke bisher in den Sand gesetzt. Und die Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht.

Der Einstieg

Dabei ist das sardische Engagement der Etschwerke von Beginn an ein Vabanquespiel.
Der Mailänder Unternehmer Paolo Clivati ist 30 Jahre alt, als er 2005 nach Sardinen kommt. Clivati erwirbt über seine „PC Holding“ ein Wärmekraftwerk. Das Kraftwerk, das in Ottana in der Nähe Nuoro liegt und dem amerikanischen Konzern „Aes Corporation“ gehört, schreibt zu diesem Zeitpunkt tiefrote Zahlen. Das ändert sich auch mit Verkauf nicht.



Paolo Clivati benennt das Unternehmen in „Ottana Energia“ um und kommt unmittelbar nach dem Kauf bereits in finanzielle Schwierigkeiten. Ende 2005 erhält die „Ottana Energia“ vom italienischen Wirtschaftsministerium eine Finanzierung von 5 Millionen Euro. Besitzer Clivati legt dafür einen Umstrukturierungsplan vor. Das Kraftwerk soll von normalen Heizöl auf pflanzliche Stoffe, vor allem Palmöl umgestellt werden. Dazu soll die Anlage erweitert werden.
Und genau hier kommen die Etschwerke ins Spiel. Anfang 2007 wird die „Biopower Sardegna Srl“ mit einem Eigenkapital von 14,5 Millionen Euro gegründet. Hauptgesellschafter sind die „Ottana Energia“ und die Etschwerke AG. Die „Ottana Energia“ bringt 6 Millionen Euro in Form von Infrastrukturen und Anlagen in die Gesellschaft ein. Dazu investiert Clivatis „PC Holding“ noch einmal 1,4 Millionen Euro. Die restliche Bareinlage kommt von den Etschwerken: 7,1 Millionen Euro.
Der Plan ist einfach: 2007 beginnt der Palmölmarkt zu boomen. Der Staat zahlt über die grünen Zertifikate Millionenbeihilfen für die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien. Palmöl-Kraftwerke gelten als erneuerbare Energiequelle.
Pietro Caló, damals Etschwerke-Präsident & seinen Mitstreitern schweben satte Gewinne vor. Deshalb beteiligen sich die Etschwerke auch gleich noch an einer anderen Clivati-Gesellschaft. Die „Ottana Solarpower SPA“ führt Photovoltaikparks auf Sardinien und gehört heute zu 90 Prozent den Etschwerken.
Rund 70 Millionen Euro investiert die Gesellschafter in die Umrüstung und die Erweiterung des Kraftwerks in Ottana.

Der Absturz

Der Plan vom großen Geld auf der Insel geht aber nicht auf. Mit dem Zusammenbruch des Palmölmarktes gerät das Kraftwerk in Nuoro und damit auch die „Biopower Sardegna Srl“ in arge Schwierigkeiten. Der Geschäftsgang ist alles andere als positiv.
Im Laufe der Jahre hatte die „Etschwerke AG“ ihre Beteiligung auf 69 Prozent aufgestockt. Obwohl die „Biopower Sardegna Srl“ längst tiefrote Zahlen schreibt, erwerben die Etschwerke Ende 2012 um 3,2 Millionen Euro weitere 10 Prozent des Unternehmens. Es ist keine freiwillige Übernahme, sondern die Einigung nach einem Prozess in dem ein Mitgesellschafter die Einhaltung eines 2010 gegeben Kaufversprechens vonseiten des kommunalen Energiebetreibers eingefordert hatte.



Heute halten die Etschwerke 79 Prozent an der „Biopower Sardegna Srl“. Wie die Geschäfte laufen zeigen die Bilanzen. Im Geschäftsjahr 2012 machte die Gesellschaft einen Verlust von 7,1 Millionen Euro, im Jahr 2013 ein Minus von 6,8 Millionen. 2014 dürfte der Verlust sicher nicht weniger werden.
Ende 2012 bewertet die „Etschwerke AG“ ihre Beteiligung in Sardinien in ihrer Bilanz noch mit 11.486.862. Ein Jahr später scheint in der Bilanz aber nur mehr ein Wert von 6.111.060 Euro auf. Man musste die 79 Prozent um 5,375 Millionen Euro abwerten. Inzwischen aber ist auch dieser Wert längst überholt. In der Bewertung, die man für die geplante Fusion mit der SEL gemacht hat, gehen die Fachleute von einem negativen Wert aus. Das heißt die Beteiligung ist heute nicht nur nichts mehr wert, sondern kostet auch noch etwas. Verständlich wird das wenn man weiß, dass die Etschwerke Ende 2013 für Kredite der „Biopower Sardegna Srl“ in der Höhe von 33,2 Millionen Euro bürgen.
Sicher ist: Die Etschwerke haben bisher rund 16 Millionen Euro in den sardischen Sand gesetzt.

Schwarze Schafe

Dazu kam es auf Sardinien zu einigen Vorfällen, die für die Hauptaktionär aus Südtirol, nicht gerade ein Ruhmesblatt sind. Es laufen gleich zwei Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den Geschäftsführer und Gründer der „Biopower Sardegna Srl“ Paolo Clivati. In beiden Fällen geht es um die Verursachung schwerer Umweltschäden. Hervorgerufen durch Nachlässigkeit im Biopower-Kraftwerk.
In der Nacht des 14. April 2013 kam es im Kraftwerk zu einer Explosion und dem Austritt eine riesigen schwarzen Kohle-Wolke. Die schwarze, ölige Substanz bedeckte  rund 200 Hektar Felder und Weiden rund um das Kraftwerk. Nicht nur der Boden, sondern auch die Schafe waren tagelang schwarz. Deshalb wird die Ermittlung von den sardischen Zeitungen auch „Pecore nere“ genannt.
Nach fast eineinhalb Jahren Ermittlungen bekamen Paolo Clivati und sein Vorarbeiter im Herbst 2014 einen Ermittlungsbescheid zugestellt. Die Staatsanwaltschaft Nuoro beschuldigt beide der fahrlässigen Auslösung eines Umweltschadens. Die Ermittlungen ergaben, dass man im Kraftwerk mit flüssiger Kohle experimentiert hat.


Mitte November erhielten Paolo Clivati und vier weitere Mitarbeiter der „Biopower Sardegna Srl“ dann einen zweiten Ermittlungsbescheid der Staatsanwaltschaft. Diesmal geht es um ein riesiges Fischsterben im Fluss Tirso zu dem es im Juli 2014 gekommen ist. Die Ermittler sind zum Schluss gekommen, dass die Fische von einer Substanz vergiftet wurden, die im Kraftwerk als Kühlflüssigkeit verwendet wird.
In Bozen am Hauptsitz der „Etschwerke AG“ will man diese Geschichte aber anscheinend nicht hören.
In der Hoffnung, dass es auch sonst niemand merkt.

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Alberto Stenico Fri, 12/19/2014 - 09:33

E se ognuno facesse bene il mestiere suo, distinguendo il ruolo del Pubblico da quello del Privato? Il Pubblico a fare da regista e da arbitro dele politiche energetiche, ed il Privato a produrre energia?

Fri, 12/19/2014 - 09:33 Permalink
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Andrea Terrigno Fri, 12/19/2014 - 11:37

A) l'energia non s produce, ma si converte da una forma all'altra, con
B) perdite causate dall'efficienza e dal trasporto, quindi
c) vanno ridotti i consumi (invece di premiare i grossi consumatori) e creata una rete energetica intelligente (grid).
Come mai si chiede sempre al pubblico di dare spazio al privato, ma poi quando tutto va a remengo, si invoca il salvataggio proprio da parte di quel settore? Troppo bello così.

Fri, 12/19/2014 - 11:37 Permalink