Society | Medien
„Wir wollen keine Revanche“

Foto: Raffael Pichler
Salto.bz: Herr Frasnelli, Herr Pichler, wie kommen ein Immobilienunternehmer und ein Wirtschaftsberater dazu die Mehrheit an einer Wochenzeitung zu erwerben?
Karl Pichler: Ich möchte das am Besten mit einem Italianismus umschreiben. Aus „senso civico“. Aus dem Bürgersinn die Medienvielfalt und die Pluralität in unserem kleinen Land auch weiterhin zu gewährleisten und auch zu stärken.
Hellmut Frasnelli: Hier kann und brauche ich nichts mehr hinzufügen.
Unternehmer investieren normalerweise, um zu verdienen. Glauben Sie mit der FF reich zu werden?
Pichler: (lacht) Nein, reich werden wir sicher nicht werden. Das ist keine Investition, die großartige Rendite abwerfen wird. Wir sind glücklich und zufrieden, wenn wir am Ende „pari“ dastehen. Für uns ist die Presse die vierte Säule einer Demokratie, die es braucht und die frei sein muss. Nur so kann die Gesellschaft wirklich funktionieren. Deshalb haben wir hier mit Freuden investiert.
Für uns ist die Presse die vierte Säule einer Demokratie, die es braucht und die frei sein muss. Nur so kann die Gesellschaft wirklich funktionieren.
Karl Pichler
Es gibt ein mächtiges Medienhaus in Südtirol und eine Verlegerfamilie, die historisch alle massiv bekämpfen, die sich auf ihre Spielwiese wagen. Keine Angst vor der Rache der „Athesia“?
Frasnelli: Nein. Bei mir fängt der Tag in der Früh um 6 Uhr mit den Dolomiten an. Sie gehört genauso zu Südtirol, wie die FF. Durch diese Übernahme ist die FF jetzt endlich wieder in lokalen Händen. Das halte ich für wichtig.
Pichler: Jedes Medium deckt ein bestimmtes Spektrum ab. Und wir wollen auch ein Spektrum mit der FF abdecken, das die anderen Medien vielleicht ein bisschen vernachlässigen.
Man hat versucht Sie beide als Unternehmer und Menschen fertig zu machen. Doch aus dem SEL-Skandal sind Sie als Gewinner ausgestiegen. Als FF-Besitzer und Verleger sind Sie spätestens jetzt im Südtiroler Establishment angekommen. Ist das Ihre persönliche Revanche?
Frasnelli: Nein, wir wollen keine Revanche. Sondern wir sind jenen Medien dankbar, die damals mitgeholfen haben, den SEL-Skandal aufzudecken...
Pichler: Vor allem haben wir damals gemerkt, wie wichtig eine Medienvielfalt in diesem Land ist. Bei gewissen, sensiblen und brisanten Themen braucht es Journalisten und Medien, die finanziell unabhängig sind und den Mut haben die Wahrheit zu schreiben. Aber auch Medien, die ihren Beitrag zum Zusammenleben in diesem Land leisten.
Wird es nach dieser Übernahme in der FF-Redaktion zu größeren, personellen Veränderungen kommen?
Pichler: Es ist noch viel zu früh, um daran zu denken. Wir müssen uns jetzt erst einmal einen genauen Überblick verschaffen. Vor allem müssen wir mit der Redaktion reden, was sie sich vorstellt und was sie sich wünscht. Bisher waren wir FF-Leser wie viele andere. Wir müssen uns also erst einleben und erst dann werden wir schauen, was notwenig ist und was nicht.
Frasnelli: Unser erklärtes Ziel ist es: Die FF zu stärken. Wir möchten die Zeitung größer und besser machen. Das heißt aber keineswegs, dass jene, die sie bisher machten, nicht gut genug sind. Aber wir denken schon daran, die Zeitung und die Redaktion zu verstärken uns auszubauen.
Unser erklärtes Ziel ist es: Die FF zu stärken. Wir möchten die Zeitung größer und besser machen.Hellmuth Frasnelli
Es wird immer wieder von einem Pool geredet, in dem sich Südtirols unabhängige Medien gegen den Monopolkonzern zusammenschließen. Eine Perspektive für Sie?
Frasnelli: Reden soll man immer. Wir leben in einem Zeitalter der Fusionen, deshalb sind wir für alle Projekte offen, die der Erhaltung und Stärkung der Medienvielfalt in diesem Land dienen.
Beim Kauf reden alle Verleger groß. Die Frage ist, was werden Sie tun, wenn Sie jährlich mit der FF Geld verlieren?
Pichler: Wir werden versuchen kein Geld zu verlieren. Das heißt aber keineswegs Sparkurs auf Teufel komm raus. Denn die Qualität der Zeitung darf auf keinen Fall darunter leiden.
Frasnelli: Meines Wissen war die FF in den vergangenen zehn Jahren nie in den roten Zahlen. Deshalb mache ich mit hier keine großen Sorgen. Was ich aber nochmals betonen will: Wir haben die Mehrheit an der FF nicht erworben, um das große Geld zu machen, sondern aus der Überzeugung, dass es Medienvielfalt in diesem Land braucht.
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