Angepunkt
Zur Zeit – so unser Eindruck – haben es vor allem die Jazzfans gut, und jene, die mit Weihnachtsliedern etwas anfangen können. Andere Musik ist – was die Live-Schiene betrifft – spärlich gesät, sieht man vom einen oder anderen Cover-Projekt ab. Die Konzerte der neuen Bozner Band Hijss am vergangenen Freitag war diesbezüglich eine große, wohltuende Ausnahme. Das Trio hat letztes Wochenende drei Gigs gespielt und sich damit erstmals dem Publikum gestellt.
Wenn auch nicht ganz so viel Publikum da war, wie hätte sein können, so war das Konzert im Astra in Brixen dann doch einigermaßen gut besucht und das Publikum verfolgte die beiden Bands – Hijss und Giöbia – mit wohlwollendem Interesse.
Opener des Abends waren Hijss, eine neue Band. Wer ihre beiden Singles „1234me” und „Narcolepsy” im Vorfeld gehört und verinnerlicht hatte, mag mit einer gewissen Erwartungshaltung nach Brixen gekommen sein. Aber er (oder sie) sollte überrascht werden. Hijss klangen live viel weniger elektronisch als in der „Studiovariante”, trotz Synthesizer und jeder Menge Fußpedale auf dem Bühnenboden. Hijss spielten ihre Songs mit punkiger Kante und mit der Dynamik, wie man sie von Grunge- und Post-Rock-Bands kennen mag. Das psychedelische Element, das in einem salto.music-Interview erwähnt wird, war zwar vorhanden, aber nicht im Sinne, wie es später Giöbia liefern sollten, sondern eher, wie es Sonic Youth praktiziert hatten (wenn man da überhaupt von „psychedelic” reden kann).
Die Band klang frisch und hatte ein angenehm unprätentiöses Auftreten, dass man manchmal meinen mochte, man wäre mit der Band im Proberaum.
Die Band klang frisch und hatte ein angenehm unprätentiöses Auftreten, dass man manchmal meinen mochte, man wäre mit der Band im Proberaum und weniger bei einem Konzert. Sehr cool.
Die drei Musiker wussten was sie taten, oder besser, die Band wusste, wohin sie wollte, und es war vor allem Heinrich Pan, der mit seinem Bass das Ganze „nach vorne geschoben” hat. Überhaupt war die Musik von Hijss ausgesprochen breit, weil jeder einzelne der drei Musiker eine hörbar eigenständige Rolle gespielt hat. Hin und wieder machte zwar der eine oder andere fragende Blick unter den drei Musikern die Runde, Hijss wussten aber stets mit einem guten Zusammenspiel zu überzeugen. Hijss sind eine tolle, unaufgeregte Band, die live sowohl auf Festivals als auch auf kleineren Bühnen sehr gut funktioniert.
Nach einer Umbaupause kamen dann die Headliner zum Zuge: Giöbia. Der Vierer aus Mailand spielte eine Musik, die man so vielleicht auch 1972 auf einem britischen Free-Festival gehört haben mag, im Vorprogamm von Hawkwind vielleicht. Verhallte Vocals, verhallte Solis, gerne auf einem hypnotischen musikalischen Teppich, der druckvoll von der Rhythmussektion geliefert wurde. In der Summe nicht ganz so originell wie Hijss, aber die Band war solide und, vor allem, wann bekommt man schon das Ticket für eine derartige Zeitreise geboten?!
Das Konzert im Astra hat sich gelohnt und war für uns genau das, was derartige Konzerte sein sollten: Man bekommt (Live-)Musik, die man so nicht wirklich erwartet.
Links:
Hijss auf Bandcamp: https://hijss.bandcamp.com
Hijss auf Instagram: https://www.instagram.com/hijss__._.____/
Giöbia: https://www.giobia.it
Giöbia auf Bandcamp: https://giobiagiobia.bandcamp.com