Economy | Generationswechsel

Der neue Oberrauch

Generationswechsel in der Bozner Kaufmannsdynastie Oberrauch: Mit 1. März tritt übernimmt der 24-jährige Jakob Oberrauch von seinem Vater Georg die Führung der Sportler AG. Warum er sich nie für Kunstgeschichte interessierte und keine Angst vor seiner neuen Aufgabe hat.

Sie sind nach Ihrem Großvater Heinrich und Ihrem Vater Georg die dritte Generation, die nun in einem der Unternehmen der Familiengruppe die Führung übernimmt. Wird man bei den Oberrauchs als Kaufmann geboren?
Jakob Oberrauch: Ich glaube nicht, dass man bei uns als Kaufmann geboren wird, aber ich bin  von klein auf mit dem Betrieb aufgewachsen. Ob am Mittagstisch, wo seit jeher über die Firma gesprochen wurde oder in der Freizeit und in den Sommerferien, in denen ich schon seit den Mittelschulzeiten in den Sportler-Filialen im Verkauf mitgearbeitet habe. Ich denke, ich habe einfach die Leidenschaft und die Begeisterung von meinem Vater und Opa vorgelebt bekommen und bin davon angesteckt worden. Außerdem ist Sport eine meiner größten Passionen, ich könnte mir also keine schönere Branche vorstellen.

Dabei heißt es doch so schön: Die erste Generation baut auf, die zweite baut aus und die dritte Generation studiert Kunstgeschichte? Sie hat Kunstgeschichte also nie interessiert?
Nein. Ich habe für mein Studium die Bocconi in Mailand gewählt und danach Arbeitserfahrungen in Führungsetagen von Modeunternehmen und Zulieferern in den USA, China und Deutschland gesammelt. Aber das Interesse für den Betrieb habe nicht nur ich, wir sind vier Geschwister und mittlerweile arbeiten alle im Unternehmen.

Ihre ältere Schwester Elisabeth ist schon vor einigen Jahren in die Geschäftsleitung eingestiegen, nun wird sie Ihre Vize. Gibt es bei der Sportler AG noch die traditionelle Rollverteilung, nach der ein männlicher Stammhalter der Chef wird?
Nein, überhaupt nicht. Das ist bei uns vollkommen unkompliziert gelaufen. Mein Vater hat das mit uns beim Mittagstisch ausdiskutiert und jeder hat vorgebracht, welche Vorstellungen er für seine Zukunft hat. Und ich war eben der Einzige, der wirklich die Gesamtverantwortung übernehmen wollte. Aber ich werde gemeinsam mit meiner Schwester Elisabeth arbeiten, und darauf freue ich mich sehr, denn zusammen sind wir ein Mega-Team.

Wie fühlt sich so eine Unternehmensübernahme in der dritten Generation an? Setzt man sich ins gemachte Nest oder schwingt doch auch ein wenig  Start-up-Geist mit?
Es fühlt sich schon wie etwas Neues an, auch weil im Unternehmen eine große Umbruchsphase ansteht. Sportler spürt wie jedes andere Unternehmen im Einzelhandel die Krise, es sind keine einfache Zeiten, und da kommt jetzt jemand Junger und Dynamischer, wie ich es hoffentlich bin, gerade richtig. Wir werden jetzt auf jeden Fall noch mehr Gas geben, und sind klar auf Wachstum, Expansion und Investition ausgerichtet.

Das heißt, unter Jakob Oberrauch wird bei Sportler nicht alles gleich weiterlaufen wir unter Georg Oberrauch?
Es wird sicher eine Neuausrichtung geben. Und zwar nicht nur hinsichtlich Strategie und Positionierung, sondern auch was die Unternehmenskultur betrifft. Das hat schon allein mit meinem Alter zu tun.

Sie sind gerade einmal 24 Jahre jung. Wie groß ist da die Bürde, das Lebenswerk von zwei Generationen oder im konkreten Fall der Sportler AG von ihrem Vater fortzuführen?
Es ist für mich in meinen jungen Jahren sicher eine sehr große sportliche Herausforderung. Ich spüre auch eine starke Verantwortung und habe enormen Respekt vor der Aufgabe, die auf mich zukommt. Mein Vater hatte es in der Hinsicht  wahrscheinlich leichter, weil er das Unternehmen von Null aufgebaut hat und damals die Zeiten noch besser waren. Und bekanntlich ist es leichter, einen Bauernhof aufzubauen als ihn zu erhalten. Das ist sicherlich ein Problem, mit dem sich meine Generation insgesamt auseinander setzten muss, denn die Zeiten des großen Aufschwungs sind vorbei und auch die Wirtschaftswelt wird immer komplexer. Doch das heißt nicht, dass ich Angst vor meiner neuen Aufgabe habe, auch weil eine tolle Mannschaft hinter mir steht.

Gehört dazu weiterhin Ihr Vater?
Vor allem in den ersten Monaten nach der Übernahme wird er mir noch ein wenig zur Seite stehen, da werden wahrscheinlich noch täglich Fragen auftauchen. Doch dann ist ein klarer Schnitt geplant. Das heißt, wir werden auch den Verwaltungsrat neu besetzen, und Georg Oberrauch wird komplett aus dem operativen Geschäft verschwinden. Doch als Berater wird er meiner Schwester und mir im Hintergrund sicherlich noch zur Seite stehen.

Geht das Alternativprojekt zu René Benkos Kaufhausvorschlag nun auch in Ihre Hände über oder bleibt das weiterhin bei Ihrem Vater?
Das Projekt Erlebniskaufhaus wird weiterhin mein Vater betreuen.