Society | Sicherheit

Alarmstufe rot

Wie alarmierend ist die Einbruchswelle im Land? Von beruhigenden Info-Nachmittagen, einem gnadenlosen Quästor und hochkochenden Emotionen.

Wie unsicher ist Südtirol geworden? Die Antworten auf diese Frage variieren in diesen Tagen ja nach Absender oder Forum. Wer Mitglied der Facebook-Gruppe „Iats reichts“ ist, dem muss ähnlich angst und bange werden wie den LeserInnen des Tagblattes der Südtiroler. „Was die Einbrüche angeht, ist die Zahl nicht so alarmierend, wie es scheint und wie man in den Medien liest“, sagt dagegen Antonio Calió, Kommissar der Staatspolizei. Er lieferte am Mittwoch Nachmittag im Bozner Kolpinghaus Fakten und vor allem praktische Tipps, um gegen die um sich greifende Panik vor Diebstählen, Betrügereien und Einbrüchen anzutreten. Das Motto? Mit einigen wenigen Tricks können viele Straftaten verhindert werden – von stets verschlossenen Türen und geleerten Briefkästen bis hin zu aufmerksamen Nachbarn. Von Selbstverteidigung rät der Kommissar ausdrücklich ab. Denn die Einbrecher seien meist Profis und würden auf Angriffe unerfahrener Hausbewohner reagieren. Einfach ruhig bleiben und die Polizei rufen, lautet der Rat, den er mitgab.

Doch beruhigen lassen wollen sich  weder die Bevölkerung noch ihre politischen Vertreter. „Kommissar Calió verharmlost Zustände!“, reagierte die Südtiroler Freiheit am Donnerstag Morgen umgehend auf die gestrige Veranstaltung – und verband das Sicherheitsproblem einmal mehr mit ihrem Ur-Thema, der Zugehörigkeit zum italienischen Staat. „Die Landesregierung, soll endlich in Verhandlungen mit dem Staat zu treten, um nicht länger italienischen Gesetzen ausgeliefert zu sein, die  zugunsten von Tätern gehen “, so der Appell von Hannes Innerhofer.

Offenbar hat auch die jüngste Ausweisung von drei albanischen Straftätern nicht ausgereicht, die der „Gnadenlose“ veranlasst hatte, wie die Südtiroler Tageszeitung Quästor Lucio Carluccio am Donnerstag nennt. Dabei wird Carluccio in diesen Tagen selbst von den Grünen für seine "klare Linie" gelobt. "Es scheint, als hätte er ein Gespür für die richtige Dosis an Sicherheit und Geborgenheit entwickelt", meint die TAZ. Allerdings geht  Chefredakteur Arthur Oberhofer in der Donnerstag-Ausgabe auch hart mit dem medialen Populismus zum Thema ins Gericht. „Wer zur Zeit die beiden besten, seriösesten und größten Tageszeitungen im Land liest, muss sich wundern,, dass er mit der Zeitung nicht eine Tränengaspistole, Pfefferspray und einen Baseballschläger mitgeliefert bekommt“, schreibt er ironisch. 

"Ich hoffe Eure Vernunft ist größer als die Emotionen..."

Mit solcher Ironie trifft er bei den Mitgliedern der Facebook-Gruppe „Itas reichts“ sicher auf wenig Verständnis. Dort musste Initiator Hubert Morandell in den vergangenen Tagen beschwichtigend eingreifen, um die hochkochenden Emotionen und vor allem die offene Menschenjagd einzuschränken. „Ich hoffe, eure Vernunft ist größer als die Emotionen, um unnötige Probleme zu vermeiden“, legt er den mittlerweile mehr als 5000 Mitgliedern der Gruppe nahe. Die waren zuletzt auch dazu übergegangen, Fotos von Personen zu veröffentlichen, die ihnen verdächtig erschienen. Eine Praxis, von der nun auch Morandell abrät. „Es sei denn, es sind Polizeifotos oder Fotos aus öffentlichen Berichterstattungen
“. Doch Aktivität ist offenbar die beste Waffe, um mit der Verunsicherung umzugehen. Und so wird auf der Facebook-Seite bereits die nächste Initiative propagiert: „Ich wäre bereit, eine friedliche Revolution zu starten. Der nächste Schritt wäre eine Versammlung, in der wir friedliche Schritte besprechen, um der Lage Herr zu werden. Wichtig ist, dass wir keine Gewaltanwendung planen, sondern uns konstruktiv der Materie widmen und realistische Vorschläge bereiten. Wer wäre dabei?“, heißt es da am Donnerstag Morgen.

Vielleicht hilft aber auch eine einfache Unterschrift, um dem Gefühl der Unsicherheit Herr zu werden. „Für mehr Sicherheit gegen Einbrecher in Südtirol/Per una maggiore sicurezza contro i ladri Alto Adige“  heißt die jüngste Online-Petition zum Thema. Bislang hat sie 378 Unterschriften. Doch es werden zweifelsohne mehr werden.