Corona pusht aktive Vaterschaft
Raffaele Virgadaula, arbeitet in Teilzeit bei väter aktiv, ist freiberuflicher Psychologe und DJ und betreut gemeinsam mit der Mutter das Kind 50:50 in zwei verschiedenen Haushalten. Obwohl das Dekret dies auch weiterhin erlaubte, war die Umsetzung in der Praxis doch oft eine Herausforderung für Eltern und das Kind. Christian Fink arbeitet wie die Kindesmutter 75% Teilzeit und beide betreuen jeweils an drei Nachmittagen der Woche das Kind. Während des Lock Downs war der Bereich Home schooling eine besondere Herausforderung, welchen er nach einiger Zeit „halbe-halbe“ gänzlich übernommen hat. Für die Söhne von Stefan Knapp, Bereichsleiter in einem Logistikunternehmen, der oft eine Woche im Monat im Ausland unterwegs war, war es ungewohnt den Papa nun die ganze Zeit zu Hause zu haben. Trotzdem er sich schon vor Corona einen halben Wochentag pro Woche für Kinder Elternzeit genommen hat. Er hat genossen während des Lock Down auch am Wochenende mehr Zeit für Partnerschaft und Familie zu haben. Mitnehmen möchte er weniger herumzureisen, flexibler auf Unvorhergesehenes zu reagieren und er wünscht sich, dass auch andere Väter die vorhandenen Möglichkeiten mehr Zeit mit Kindern und Familie zu verbringen, nützen.
Arbeitgeber haben die Erfahrung gemacht, dass die Arbeit im Home Office genauso produktiv für den Betrieb sein kann bzw. Arbeitszeitflexibilität die Motivation und Konzentration hebt und so beide Seiten profitieren. Auch können die im Familienalltag erworbenen Social Skills für den Betrieb nützlich sein: verbesserte Kommunikation, mehr Teamfähigkeit, Stressmanagement. Auch gegen den Fachkräftemangel hilft eine familienfreundliche Unternehmenskultur, sie steigert die Arbeitgeberattraktivität und erhöht die MitarbeiterInnenbindung.
Heiß diskutiert wurde in diesem Jahr, ob es durch Corona zu einer Retraditionalsierung der Geschlechterrollen gekommmen ist. Das deutsche Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung z.B. kann auf Grund der von ihm erhobenen Daten in seiner Studie „“Eltern während der Corona Krise: zur Improvisation gezwungen” keine Retraditionalisierung feststellen. Die elterliche Aufgabenteilung war bereits vor der Krise überwiegend traditionell und die Geschlechterunterschiede bei der Zeitverwendung für Haus- und Familienarbeit sind während des Lock Downs geringer geworden. Der Väteranteil in der Familienarbeit stieg von 33% auf 41% an. Väter in Kurzarbeit leisten mit 8,1 Stunden etwa so viel wie die Mütter im Durchschnitt. Väter, die im Home office oder beim Arbeitgeber vor Ort arbeiteten, leisteten mit 5,5 bzw. knapp 5 Stunden deutlich mehr Familienarbeit als vor der Corona Krise.
.