Von oben herab
In wenigen Tagen wird Reinhold Messner ein neues Museum eröffnen, es wird den Sherpas gewidmet sein, ihrem Leben, ihrer Kultur, ihrer Geschichte. In diesem Stil tönte der Achttausenderkönig (von oben herab) bei der heutigen Pressekonferenz auf Schloss Sigmundskron, in seinem MMM Firmian. „Ich bin auf dem Weg nach Nepal, ich bin eigentlich schon abgereist und werde mit meiner Frau in etwa einer Woche in Nepal ein neues Museum eröffnen, auf 4000m Meereshöhe. Es wird sich Sherpa Himal nennen und es wird nicht zur Struktur der MMM-Museen gehören.“ Gemeinsam mit einem Sammler sei „das Museum entstanden, an einem traumhafter Platz, von welchem von einem nahegelegen Platz man sogar den Mount Everest sehen könne“, schwärmte Messner und berichtete: „Es geht im Museums um die Geschichte des Himalaya und über jene zum Volk der Sherpa, die vor einem halben Jahrtausend im Zuge der Völkerwanderung in diese Gegend kamen.“
Im Zentrum des Messner-Gastauftritts vor der Presse stand eigentlich die Eröffnung der Ausstellung Bergkompositionen – Bernhard Edmaier & Carsten Westphal. „Ich suche nach der Urkraft, die unseren Planeten formt, die Bewegung erzeugt und damit die Voraussetzung ist für das Werden und Vergehen, für Temperaturschwankungen, Wind und Erosion, für die Erschaffung neuer Lebensgrundlagen und die Vernichtung derselben“, meint der im Unterschied zu seinem Kollegen bei der Eröffnung anwesende Künstler Carsten Westphal. Deshalb suche er als Künstler stets „Urlandschaften“ auf, um dort zu malen, sowie die „Auswirkungen dieser Urgewalten“ in seinen Bildern festzuhalten.
Bekanntheit erlangte Carsten Westphal zunächst als Wüstenmaler, der in die trockensten Gegenden der Welt reiste, um dort seine Bilder zu malen. Ausgehend von den Wüsten kamen später Vulkane dazu, mittlerweile füllen auch Gletscher und Berge sein Atelier. Und nun auch den großen Raum für Wechselausstellungen im MMM Firmian. Seinem Schaffen gegenübergestellt hat Kuratorin Agathe Fischnaller die Fotoarbeiten von Bernhard Edmaier. Seit über drei Jahrzehnten ist der Fotograf und Geologe unterwegs, stets „auf der Suche nach besonders eindrucksvollen Zeugnissen für den steten Wandel der vielen verschiedenen Landschaften.“
„Nichts ist ewig auf der Oberfläche unseres Planeten“, lautet Edmaiers Credo, es sei nämlich alles „ein immerwährendes Wechselspiel zwischen Entstehen und Vergehen.“ Der Fotograf hält Strukturen fest und betrachtet seine Arbeit als „andauernde Expedition durch Regionen auf unserem Planeten, die vor allem oder sogar allein durch natürliche Prozesse geformt wurden“. Jene, die Edmaiers Fotoarbeiten intensiv mitgestalten, sind „äußere Kräfte wie Wasser, Eis oder Wind“, lässt er wissen, oder auch „die Kräfte im Erdinnern wie Tektonik, Vulkanismus und Gebirgsbildung.“
„Jedes Museum ist ein Prozess“, philosophierte Hausherr Messner im Rahmen seiner Eröffnungsrede und stellte sich in Sachen Sherpa-Museum selbst die Frage, warum er ein solches überhaupt in Angriff nehme. „Der Begriff Sherpa steht für Helfer und Wasserträger“, erklärte Messer und sein Versuch sei es nun „den Sherpas eine Stimme zu geben, ohne zu werten...“ Damit dreht Messner die Geschichte um und wird selbst zum Sherpa, zum Helfer und Wasserträger, sowie zum "Herzeiger" einer ganzen Kultur.