Virtuelle Visiten
Die Krise als Chance für Innovation führt auch den Sanitätsbetrieb auf neue Wege. Ab sofort läuft ein Pilotprojekt zur Telemedizin. Die Vorgaben dazu hat die Landesregierung diese Woche abgesteckt. Ärztliche Leistungen, die über Telefon und mithilfe von Videounterstützung erbracht werden können, sind: Kontrollvisiten, Evaluierungen und Gespräche, Psychotherapie, Diätberatung, Heilgymnastik und Training.
Hintergrund, dass das Pilotprojekt gerade jetzt startet, ist der Covid-19-Notstand und die damit zusammenhängenden Sicherheitsmaßnahmen. Durch eine Visite, Beratung oder Training via Fernmodus können die betroffenen Patienten zu Hause bleiben, ihr Gesundheitszustand vom ärztlichen Personal dennoch aktiv überwacht werden. Patienten müssen beispielsweise nicht mehr zur Routinekontrolle ins Krankenhaus, sondern können für eine Neueinstellung der Medikamente mit ihrem Arzt einen Termin auf telematischem Weg wahrnehmen.
Mit ihrem Beschluss hat die Landesregierung am Dienstag den Sanitätsbetrieb beauftragt, geeignete Verfahren festzulegen, die Einhaltung der geltenden Vorschriften zur Telemedizin gewährleisten. “Um die (…) Leistungen zu erbringen, muss der Facharzt alle vom Sanitätsbetrieb festgelegten Bedingungen erfüllen (z.B. in Bezug auf die Privatsphäre und die Verbindungsgeräte)”, heißt es im Beschluss der Landesregierung. Zudem wird präzisiert, “dass die Erbringung im Fernmodus nicht eingesetzt werden sollte, um zu versuchen, Menschen mit schweren Erkrankungen, die intensive Krankenhausbehandlungen erfordern, zu Hause medizinisch zu behandeln”.
Die im Fernmodus erbrachten Leistungen können von Allgemeinärzten, Kinderärzten freier Wahl und Betriebsfachärzten verschreiben werden.
Für Gesundheitslandesrat Thomas Widmann ist das nun gestartete Pilotprojekt ein “Auftaktmoment für Südtirol”: “Bei der Telemedizin handelt es sich um eine neue Versorgungsmethode mit viel Potenzial. Patienten können dadurch in bestimmten Fällen ortsunabhängig monitoriert, unterstützt und betreut werden. Dadurch können unter anderem Zeit, Kosten und teils lange Anfahrtswege eingespart werden. Für berufstätige Menschen oder Familienväter und -mütter bedeutet das neue Angebot eine bessere Vereinbarkeit ärztlicher Konsultationen mit dem Berufsalltag oder Familienleben.” Man stehe jedoch erst am Beginn, betont der Landesrat: "Das Pilotprojekt ist der Auftakt für die Einführung der Telemedizin in Südtirol, allerdings ist es eine neue Methode, die erst erprobt werden muss.”
Das Pilotprojekt wird vorerst bis 31. Dezember 2020 laufen. “Bis Ende des Jahres werden wir wichtige Erfahrungswerte für die weitere Entwicklung sammeln”, so Widmann.
Ich sehe die nächste Stufe
Ich sehe die nächste Stufe der zwei-Klassen-Medizin.
Der Abstand zum Arzt wird größer, der Mensch als komplexes Individuum rückt weiter aus dem Blickfeld.
Am Horizont ahne ich einen Vertrag der Sanitätseinheit mit Dr. Google.
Ich glaube, ich bin ein Pessimist.
In reply to Ich sehe die nächste Stufe by Wolfgang Moser
Ich sehe die übernächste
Wohl eher ein Realist...
In reply to Ich sehe die nächste Stufe by Wolfgang Moser
Mit "Dr. Google" bezeichnet
Mit "Dr. Google" bezeichnet man das Phänomen, wenn sich Laien über die Verwendung einer Internet-Suchmaschine selbst Diagnostizieren. Ich glaube kaum, dass Sie das gemeint haben, denn warum sollte der Sanitätsbetrieb dafür zahlen eine kostenlose Suchmaschine zu verwenden?
Wenn Sie den Artikel aufmerksam gelesen haben, müssten Sie feststellen, dass von Kontrollvisiten und Routinekontrollen gesprochen wird. In diesen und in anderen Fällen, kann eine ergänzende Verwendung der Telemedizin durchaus Sinn machen. Menschen die alle drei Wochen zu einer Kontrollvisite müssen, müssen im Moment oft eine längere Anfahrt auf sich nehmen, im Wartezimmer warten, was sich des öfteren in die Länge zieht um dann eine Kontrollvisite von 5 Minuten teilzunehmen, wo der Arzt immer die selben Fragen stellt und dann eine neue Visite für 2 - 3 Wochen ansetzt. Wenn man dies telematisch durchführt, kann ich nicht feststellen, wo Sie hier den nächsten Schritt zur Zwei-Klassen-Medizin zu erkennen vermeinen.