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Schulpsychologie in den Startlöchern

Der Sabes hat kürzlich einen Wettbewerb durchgeführt, um Stellen für Schulpsycholog*innen zu besetzen. Sie sollen für die Schulen aller drei Sprachgruppen bereitstehen.
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Foto: Dids / Pexels
Der Südtiroler Sanitätsbetrieb (Sabes) will einen schulpsychologischen Dienst für die Schulen aller drei Sprachgruppen aufbauen. Die 20 dafür vorgesehenen Stellen wurden über einen kürzlich durchgeführten Wettbewerb ausgeschrieben, teilt das Gesundheitsressorts des Landes mit. Können die Posten vor Schulbeginn im Herbst besetzt werden, startet das Angebot bereits im neuen Schuljahr 2023 / 24 und wird von den Psychologischen Diensten der Gesundheitsbezirke organisiert.
Das Konzept wurde im Vorfeld mit den Psychologischen Dienstes des Sabes, der Pädagogischen Abteilung und den Bildungsdirektionen ausgearbeitet. „Dabei war es wichtig, dass das Konzept die internen Unterstützungssysteme wie Referat Psychopädagogik und die Schulsozialpädagog*innen aufzeigt und Kooperationen mit der Schulpsychologie ermöglicht werden“, so Hannelore Winkler und Hansjörg Unterfrauner von der Pädagogischen Abteilung. Die Schulpsycholog*innen werden sowohl Führungskräften und Lehrpersonen als auch Schüler*innen und Eltern zur Verfügung stehen und sich um psychische Störungen und Auffälligkeiten kümmern. Dass Schulpsycholog*innen eingesetzt werden, wurde erst kürzlich von der Südtiroler Psychologenkammer gefordert.
 
 
Das Thema ist nicht erst seit den letzten Tagen Thema der öffentlichen Debatte in Südtirol. Schon im Mai 2016 reichte die ehemalige SVP-Landtagsabgeordnete Veronika Stirner einen Beschlussantrag hierfür beim Landtag ein, der mit 19 Ja-Stimmen genehmigt wurde. Die damalige Landesregierung wurde damit beauftragt eine Standortanalyse durchzuführen, wie Schulen mit problematischen Situationen umgehen und wie die schulpsychologische Versorgung gestärkt werden kann.
Sechs Jahre später kommt das Thema erneut auf: Die Psychologenkammer hat Alarm geschlagen, da immer mehr Jugendliche und Lehrkräfte schulpsychologische Unterstützung anfordern und Schwierigkeiten zunehmen. Bereits im Beschlussantrag aus dem Jahr 2016 ist davon die Rede, dass neben der Zunahme von Lernstörungen, Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwierigkeiten auch Verhaltensauffälligkeiten in der Klasse wie Mobbing, Schulangst sowie Schulverweigerung steigen.
„Ich stelle mit Befremden fest, dass immer noch angenommen wird, dass Schulpädagog*innen das alles schaffen können. Es ist schade, dass man hier so stur reagiert“, erklärt Stirner mit Blick auf die aktuelle Debatte. Denn das Berufsbild in Pädagogik und Psychologie unterscheide sich in Ausbildung und Aufgaben. „Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.“ Sie fordert deshalb wie die Psychologenkammer, dass neben den Beratungslehrpersonen und pädagogischen Fachkräften auch Schulpsycholog*innen eingesetzt werden. Diese Forderung könnte nun bald Wirklichkeit werden.