Athesias nächster Streich
Elisabeth Trompedeller ist durchaus nachdenklich: „Es war keine leichte Entscheidung, wir haben lange diskutiert und überlegt, ob wir diesen Schritt machen sollen“, sagt die Verwaltungsratspräsidentin und Geschäftsführerin der Endo 7 GmbH. Trompedeller war und ist noch die Koordinatorin der Projekts. „Es ist unser Kind und wir alle hängen emotional sehr an diesem Projekt“, fügt sie hinzu „aber es ist auch wichtig, dass die Sache weitergeht und genau das ist jetzt garantiert“.
Trompedeller hat vor wenigen Wochen einen Kaufvertrag unterzeichnet mit dem das Veranstaltungsportal „Kultur.bz.it“ einen neuen Besitzer bekommt. Die andere Unterschrift auf dem Vertrag ist jene von Michael Hölzl. Der ehemalige JG-Chef ist Geschäftsführer der „First Avenue GmbH“, die wiederum mehrheitlich (55 Prozent) der Athesia AG gehört.
Das Ergebnis unter dem Strich ist deshalb klar. Der mächtige Ebner-Verlag setzt seine Übernahmeschlacht in der Südtiroler Medienlandschaft erfolgreich fort. Nachdem man im Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt seit über einem Jahrhundert ein unvergleichbare Monopolstellung hat, mit dem Radios „Südtirol 1“ und „Radio Tirol“ auch den Äther dominiert und im Bereich der Online-Portale über ein halbes Dutzend Plattformen besitzt, baut die Athesia kontinuierlich ihren Machtbereich weiter aus.
Vor wenigen Wochen hat salto.bz exklusiv darüber berichtet, dass die Athesia das Sport-Onlineportal „Sportnews.bz“ zu 100 Prozent übernommen hat. Jetzt folgt mit dem Kauf des Veranstaltungsportals Kultur.bz.it der nächste Streich.
Das KulturportalDer mächtige Ebner-Verlag setzt seine Übernahmeschlacht in der Südtiroler Medienlandschaft erfolgreich fort.
Das Veranstaltungsportal Kultur.bz.it ging 2007 online. Es war anfänglich ein privates Projekt des Endo-7-Gründers Peter Grünfelder. Der Software-Programmierer setzte im Portal ein ebenso einfaches wie geniales Konzept um.
Das Kulturportal Südtirol kultur.bz.it ist eine Online-Plattform zu kulturellen Veranstaltungen in Südtirol und Umgebung. Alle Kulturtermine im Kalender und die Nachrichten im Magazin werden von registrierten Nutzer und Nutzerinnen selbst veröffentlicht.
Das Portal fungiert einerseits als technisches Hilfsmittel, aber noch mehr als eine Art Lautsprecher im Netz. Es erlaubt den registrierten Nutzern, sich oder ihre Einrichtung mit einem öffentlichen Profil in der Community zu präsentieren. Zudem werden auch öffentliche Einrichtungen, wie Museen, Denkmäler, Theater und andere kulturelle Locations in der Rubrik Kulturorte dargestellt.
Manny Pardeller und Elisabeth Trompedeller: Macher des Kulturportals kultur.bz.it.
2009 übernahm die Endo 7 GmbH und damit Elisabeth Trompedeller das Portal. „Es war von Anfang an kein kommerziell ausgerichtetes Projekt“, beschreibt die Koordinatorin das Kulturportal. Auch weil das Projekt von der Startphase weg finanziell von der Stiftung Sparkasse unterstützt wurde. Trompedeller: „Es war nicht nur eine Finanzierung, sondern eine enge Kooperation, das heißt die Stiftung hat auch inhaltlich und konzeptuell mitgeholfen und mitgeredet“.
Mit relativ bescheidenen Mitteln schafften die Macher das Kulturportal einen beachtlichen Erfolg. 3000 Zugriffe am Tag und über 6000 Abonnenten der Newsletter können sich für Südtirol sehen lassen. „Wir haben viel der Stiftung zu verdanken“, sagt Trompedeller. Obwohl die jährliche Finanzierung unter 50.000 Euro lag, waren diese Finanzmittel für den Erfolg des Projektes mit ausschlaggebend. Das Land hat das Projekt bis heute mit keinem Cent gefördert.
Bei der Arbeit zum Kulturportal gab es schon bald Berührungspunkte mit dem Koloss Athesia. Das Verhältnis war lange so wie mit allen anderen Medien im Land. Seit Anfang 2015 arbeiten die Portalmacher aber mit der First Avenue zusammen. Das Unternehmen, ursprünglich für die Plakatwerbung an den Bushaltestellen gegründet, versucht vor allem im Online- und Appsektor neue Ideen zu verwirklichen. Mit der Angebotssuchmaschine Cippy haben Hölzl & Co eine neue Plattform in Südtirol eingeführt, die durchaus Synergien mit dem Kulturportal haben kann. „Wir haben einfach gemerkt, dass wir zu klein sind“, sagt Elisabeth Trompedeller „und die First Avenue ganz andere Möglichkeiten hat, das Projekt weiterzuentwickeln.“
Dazu kommt, dass die Finanzierung durch die Stiftung – auch nach den Verlusten der Sparkasse – immer unsicherer wurde. Anfänglich konnten die Portalmacher auf Drei-Jahres-Projekte zählen und am Ende waren es nur mehr kurzfristige Finanzierungen. Außerdem scheint die öffentliche Hand als Konkurrenz aufzutreten. Die Kulturassessorate der drei Länder Tirol, Südtirol und Trentino wollen noch in diesem Sommer mit einem Euregio-Kulturkalender online gehen. Das Konzept ist mehr oder weniger von Kultur.bz.it abgeschaut. Ursprünglich sollten die Portalmacher mit von der Partie sein, aber am Ende wurde nichts daraus.
Impressum des Kulturportals: Neuer Besitzer schon eingetragen.
Die First Avenue machte ein gutes Angebot und so kam es Anfang Juni zum Verkauf. „Kein Kommentar“, sagt Elisabeth Trompedeller zum Kaufpreis. Sie und die Gründer von Endo 7 betreuen derzeit noch das Kulturportal. Solange bis ein neues Team eingearbeitet ist. Im Impressum der Seite ist aber bereits der neue Besitzer zu lesen.
Die Frage wird jetzt sein, wie lange die Stiftung Sparkasse das Projekt noch finanziell unterstützen kann. Zum einen ist First Avenue ein rein kommerzielles, gewinnorientiertes Unternehmen. Vor allem aber sitzt der Direktor und größte Aktionär der Athesia, Michl Ebner seit April 2016 im Stiftungsrat.
Ob es zulässig ist, dass man sich selbst finanziert?
Ist diese Übernahme überhaupt
Ist diese Übernahme überhaupt zulässig?? Zum Glück können die Athesianer Facebook-Twitter-usw. nicht kaufen,denn sonst stünden wir in Südtirol überhaupt ohne eigene Meinung da. Da wäre mal nachzufragen auf dem obersten Gerichtshof in Brüssel,ob die Athesia Gmbh das alles darf,was sie tut??? Ist das nicht MONOPOL?????
Ich stehe der Athesia eher
Ich stehe der Athesia eher kritisch gegenüber, aber sie ist ein wichtiges Unternehmen in unserem Land und bewegt sich im Rahmen, der auch für andere gilt.
Es ist einerseits bedenklich, dass dieses wichtige Internet-Portal nun im - nach Südtiroler Verhältnissen - Medienkoloss Athesia verschwindet. Andererseits hoffe ich, dass den Machern des Portals auf diese Weise mindestens ein ordentlicher Teil der Kosten vergütet worden ist. Sie haben jahrelang mit viel Aufwand ein sehr gutes Produkt entwickelt und draufgezahlt.
Mal sehen, ob das Portal bei Athesia weiter entwickelt wird und weiterhin Erfolg hat. Es hat sich nämlich erwiesen, dass die Unternehmenskultur bei Athesia mit der internetgeprägten neuen Kommunikationskultur nicht kompatibel ist. Und das ist mit Geld nicht zu beheben...
In reply to Ich stehe der Athesia eher by Markus Lobis
Solches habe ich auch
Solches habe ich auch mitbekommen: mit Geld lässt sich Online-Erfolg immer schwerer kaufen. Dazu braucht es die richtigen Kreativ-Köpfe. Und die buggeln sicher nicht dauerhaft für die "Ebner-Unternehmenskultur"...
Man hätte auch versuchen
Man hätte auch versuchen können über patreon sich zu finanzieren, und damit serverkosten und mit minimalwartung den Betrieb aufrecht halten können, dann hätte man aber nicht noch einmal abcashen können.
In reply to Man hätte auch versuchen by gorgias
Abcashen nenne ich das nicht,
Abcashen nenne ich das nicht, lieber Gorgias. Wenn es halbwegs gut gelaufen ist, kriegen die Betreiber einen Teil des Aufwandes zurück, den sie betrieben haben. Vielleicht haben sie ja eine neue Idee, die jetzt finanziert werden kann...
Die Wettbewerbsregeln greifen
Die Wettbewerbsregeln greifen hier nicht, weil sie für Großbetriebe auf gesamtstaatlicher Ebene gemacht sind und Athesia im Vergleich dazu lediglich ein regionaler Player ist. Aber ob die Stiftung Sparkasse ein kommerziell orientiertes Unternehmen fördern und einer von ihren Räten sich selbst sponsern soll oder darf, das ist wohl der springende Punkt.
@Martin Daniel: in Südtirol
@Martin Daniel: in Südtirol ist es in solchen Fällen üblich, dass der Betreffende bei der betreffenden Sitzung pseudog´schamig den Raum verlässt, um nach dem ihn betreffenden Beschluss (und dem für ihn sicher positiven Ausgang) grinsend in den Sitzungssaal zurückkehrt und auch alle anderen ihn grinsend wieder in ihre Reihen aufnehmen.............
Ich frage mich vielmehr,
Ich frage mich vielmehr, warum Kultur.bz nicht beim Euregio-Kulturkalender mitmachen konnte, bzw. wieso die das Portal Kultur.bz nicht auf die neuen Bedürfnisse erweitert werden konnte. Wieso soll mit öffentlichem Geld einer erfolgreichen privaten Initiative Konkurrenz gemacht werden? Da finde ich es absolut verständlich, dass Kultur.bz nur beim Athesia-Partner Zuflucht gefunden hat. Ich wünsche mir von Seiten der öffentlichen Verwaltung Antworten und Transparenz.
Diese Nachricht wundert mich
Diese Nachricht wundert mich nicht. Nachdem vor einigen Monaten bekannt wurde, dass DigitalVisions (die zu 51% der Athesia gehört) mit kultur.bz.it eine "strategische Kooperation" eingegangen ist, war dieser Schritt absehbar.
Danke für die Meldung. Hatte
Danke für die Meldung. Hatte vor kurzem die App installiert, die kommt ja dann weg...
Die wirtschaftlichen Gründe
Die wirtschaftlichen Gründe für den Verkauf dieses Portals (ein Dank an die Macher und Macherinnen von ENDO7, wirklich großartige Arbeit) kann man verstehen, dennoch ist es schade, dass die Konzentration im Medienbereich wieder ein Stück befördert wird. Schade, dass das Land solche Projekt nicht unterstützt und dass die EUREGIO nicht Bestehendes fördert, statt aufwändig selbst solche Projekte abzukupfern.