Umstrittene Offensive
„Bitte zerstört nicht unseren Glauben daran, dass zumindest an der Freien Universität Bozen die Kompetenz mehr zählt als die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung“: Ein Wunsch, mit dem Corriere-Kommentator und Ex-Ansa-Chef Toni Visentini in dieser Woche eine interessante Frage eröffnet hat: Hat der Gedanke des ethnischen Proporzs an einer Hochschule, die sich noch dazu mit ihrem Alleinstellungsmerkmal Dreisprachigkeit rühmt, etwas verloren?
Anlass dafür: die Diskussion um das sprachliche Gleichgewicht der Lehrkräfte an der bildungswissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität Bozen. Losgebrochen wurde sie von niemand geringerem als dem Landeshauptmann, der Ende vergangener Woche den Überhang italienischer Dozenten im Brixner Lehrkörper thematisierte. „Dass das Personal für unsere deutschen Grundschulen und Kindergärten zum Großteil von italienischen Professoren ausgebildet wird, geht nicht“, machte Arno Kompatscher deutlich. Denn während 55 Prozent der Brixner Studierenden deutscher Muttersprache sind, seien 55 Prozent der Dozenten Italiener.
An der restlichen Universität, wo das Prinzip Dreisprachigkeit unabhängig von der sprachlichen Herkunft der Studierenden gelebt wird, allenfalls ein politisches Problem. Immerhin legt die SVP weiterhin Wert auf ein in der Leistungsvereinbarung mit der Uni festgeschriebenes „angemessenes Verhältnis“ zwischen deutsch- und italienischsprachigen Lehrkräften, das laut ihren Vorstellung zumindest Fifty-fifty betragen sollte. Bei der Ausbildung der künftigen Lehrkräfte und Kindergarten-Fachkräfte in Brixen wird die Dreisprachigkeit aber ganz im Geist des Systems, das sie Studierenden in ihrem Berufsleben erwarten wird, gebrochen – mit eigenen Sektionen für alle drei Südtiroler Sprachgruppen. Den Mangel an deutschsprachigen UniversitätsdozentInnen im Land hat man seit Beginn bekanntlich mit Berufungen von Gastprofessoren auf dem deutschsprachigen Ausland ausgeglichen. Nachdem es auf dem Hauptrekrutierungsmarkt Deutschland allerdings Probleme bei der Anrechnung der italienischen Rentenbeiträge gibt, stößt man dabei zunehmend auf Probleme. Noch dazu, da sich die Anmeldungen deutschsprachiger Studierender allein seit dem letzten Studienjahr verdoppelt haben und für sie im kommenden Studienjahr 250 Studienplätze bereit stehen – gegenüber 80 italienischsprachigen und 20 ladinischen.
"Vergessen wir nicht, dass wir es gerade mit der Universität erstmals geschafft haben, die Trennung der Sprachgruppen zu überwinden.“
Inhaltlich weist nun aber auch die Dekanin der Bildungswissenschaften Liliana Dozza Kompatschers Kritik zurück. „Der Unterricht in den drei Landessprachen ist zu 100 Prozent garantiert“, versichert sie am Mittwoch im Corriere dell’Alto Adige. „Alle Südtiroler Studierenden können Lehrveranstaltungen in ihrer Muttersprache besuchen“. Darüber hinaus seien in den kommenden drei Jahren ohnehin zehn weitere Anstellungen deutschsprachiger ProfessorInnen geplant, wird von Seiten der Universität versichert.
Politisch bleibt in der Diskussion die Frage offen, ob sich Südtirol nicht wenigstens an seiner Universität von den Mechanismen des ethnischen Gleichgewichts verabschieden sollte. Mit dem Konzept einer Universität habe eine solche Erbsenzählerei jedenfalls nichts zu tun, findet zumindest Toni Visentini. „Wir wenden hier weder den ethnischen Proporz an noch werden wir Sprachgruppenzugehörigkeitserklärungen verlangen“, bemühte sich Landeshauptmann Arno Kompatscher nach der gestrigen Sitzung der Landesregierung noch einmal um Klarstellung. Doch auch an einer dreisprachigen Universität sollte zumindest ein Gleichgewicht zwischen Deutsch und Italienisch bestehen.
Ein wenig anders scheint das aber auch Uni-Präsident Konrad Bergmeister zu sehen. Er unterstreicht, dass an der Uni Bozen vor allem auf den automatischen Gebrauch aller drei Unterrichtssprachen gesetzt wird. „Auch an der Freien Universität Bozen müssen die Wissenschaft und die Qualität der Lehre Vorrang vor Sprachkenntnissen haben“, unterstreicht der Uni-Präsident. „Vergessen wir nicht, dass wir es gerade mit der Universität erstmals geschafft haben, die Trennung der Sprachgruppen zu überwinden.“
Der Fehler liegt schon darin
Der Fehler liegt schon darin diese auffrisierte Oberschule als Hochschule zu bezeichnen. Und dann ist das auch noch großzügig, denn Stückweise kommt mir das mehr als ein Kindergarten für Oberschulabgänger vor.
Wenn Kollege Toni Visentini
Wenn Kollege Toni Visentini meint, dass zumindest an der Freien Universität Bozen die Kompetenz mehr zählen sollte als die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung, dann drückt er damit die Überzeugung aus, dass Kompetenz hauptsächlich, wenn nicht gar ausschließlich, bei Italienern anzutreffen ist. Die Südtiroler haben das gefälligst zur Kenntnis zu nehmen.
In reply to Wenn Kollege Toni Visentini by Hartmuth Staffler
Sie verdrehen, wie so oft,
Sie verdrehen, wie so oft, den Sinn der Behauptung und machen sich dabei auch noch lächerlich.
Einfach nur ein erbärmlicher Kommentar.
In reply to Sie verdrehen, wie so oft, by Max Benedikter
Von Sprachgruppenerklärung
Von Sprachgruppenerklärung ist doch nicht die Rede - es geht wohl eher darum, dass viele Wissenschaftler an der unibz alles andere als dreisprachig sind. Man sollte also nicht "Kompetenz" und "Dreisprachigkeit" gegeneinander ausspielen - im akademischen Milieu sollte Mehrsprachigkeit doch vielmehr ein Kompetenzausweis sein. Wenn man von den eigenen Studierenden Sprachnachweise einfordert, dann dürfte es wohl recht und billig sein, wenn die Leute, die sie ausbilden sollten, mit gutem Vorbild vorausgehen. Was offensichtlich nicht der Fall ist.
Die Italianisierung ist in
Die Italianisierung ist in den Städten Südtirols voll im Gange. Nur checkt das niemand! Nicht einemal die Schützen checken es!! An vielen öffentlichen Einrichtungen (UNI, TISS,....) überwiegen italienischsprachige Akkademiker und die deutschsprachigen Akkademiker wandern ins Ausland ab bzw. kommen nicht mehr zurück.
In reply to Die Italianisierung ist in by Thomaser Georg
Vielleicht zahlen die
Vielleicht zahlen die Deutschen mehr? So einfach ist das.
Aber wenn die öffentliche Hand versucht, ausländische (Deutsche, Österreicher,...) Akademiker mehr zu zahlen und sich dem Arbeitsmarkt anzugleichen, schreien die Populisten aller Couleur laut auf.