Economy | Milchwirtschaft
„Austritt einstimmig angenommen“
Foto: Google Street View/Klaus Faller
Salto.bz: Herr Faller, an die AGRI Piacenza Latte liefern seit Kurzem nicht nur Wipptaler Bauern ihre Milch, sondern auch ein Bauer aus dem Brixner Raum hat seine Mitgliedschaft bei der Genossenschaft Brimi gekündigt. Hat der Verwaltungsrat bereits ein Entscheidung getroffen bzw. welche?
Klaus Faller: Es ist korrekt, dass ein Mitglied per Ende Juni sehr kurzfristig die Mitgliedschaft gekündigt hat. Wir haben diesen Antrag dann im Verwaltungsrat besprochen und einstimmig entschieden, den Austritt anzunehmen.
Können Sie uns die näheren Umstände erklären? Welche Gründe der Landwirt für seine Kündigung nannte und weshalb diese vom Verwaltungsrat angenommen wurde?
Was genau die Gründe für diesen Schritt sind, wissen wir nicht. Es kann gut sein, dass dem Mitglied ein guter Milchpreis angeboten wurde, der für ihn und in seiner Situation kurzfristig zu einer besseren Erlössituation führt. Die Details kennen wir aber nicht. Der Verwaltungsrat hat den Austritt angenommen, auch wenn das Statut im Falle einer Kündigung den Verbleib bis Jahresende vorsieht. Ob eine solch kurzfristige Kündigung eine Klage zu Schadensersatz führt, müssen wir noch bewerten. Wir wollen uns auf alle Fälle auf die eigentliche Tätigkeit des Milchhofes und somit die Optimierung der Wertschöpfung der Mitgliedermilch konzentrieren. Dies sehen wir als unsere Aufgabe und als klaren Auftrag unserer Mitglieder.
Es kann gut sein, dass dem Mitglied ein guter Milchpreis angeboten wurde, der für ihn und in seiner Situation kurzfristig zu einer besseren Erlössituation führt.
Gibt es Überlegungen in Ihrer Genossenschaft hinsichtlich einer Änderung der Auszahlungsmodalitäten bzw. vielleicht sogar die Anhebung des Auszahlungspreises? Welche Folgen hätte das für den Milchhof?
Das Auszahlungsmodell, wie wir es im Moment haben, gibt es seit jeher. Es hat uns auch in den schwierigsten Krisen stets geholfen, die jeweilige Situation gut zu meistern. Es muss auf alle Fälle vermieden werden, dass der einzelne Milchhof in einen liquiden Engpass kommt. Es ist nicht die Aufgabe der Genossenschaft, als Bank aufzutreten. Und trotzdem wird das Modell regelmäßig angeschaut und auch angepasst. So haben wir letzthin bereits zweimal den Sommermilchpreis erhöht, damit die Mitglieder möglichst schnell in den Genuss des Milchgeldes kommen. Jetzt gibt es auch noch eine Änderung des gesetzlichen Zahlungszieles. Es ist gut möglich, dass wir dann schneller unsere Forderungen eintreiben können und somit zusätzliche Liquidität generieren. Dann werden wir auf alle Fälle nochmals prüfen, ob wir vielleicht die Akkonto-Zahlungen erhöhen können. Das finanzielle und wirtschaftliche Gleichgewicht der Genossenschaft bleibt aber immer das wichtigste.
Welche Folgen hatte die Einführung der flächenbezogenen Landwirtschaft bei der Brimi? Bzw. wieviele Bauern, die sich nicht an den GVE-Besatz halten, wären von einem Ausschluss betroffen?
In den letzten zwei, drei Jahren haben sich bei uns einige Bauern bezüglich GVE-Besatz „in Ordnung“ gebracht. Einige Mitglieder sind mit dem GVE-Besatz knapp darüber. Wir gehen davon aus, dass diese mit ein paar wenigen Maßnahmen die Zielvorgaben des GVE-Besatzes erreichen werden. Aus heutiger Sicht gehen wir davon aus, dass ein paar wenige, einzelne Mitglieder Schwierigkeiten haben werden, die Richtlinien der flächenbezogenen Landwirtschaft einzuhalten.
Einige Mitglieder sind mit dem GVE-Besatz knapp darüber.
Im Frühjahr machte der ehemalige Obmann des Sennereiverbandes, Joachim Reinalter, auf die schwierige Situation der Milchhöfe aufgrund der Preisexplosion bei den Produktionskosten aufmerksam und erklärte, dass es ohne finanzielle Unterstützung des Landes und der Konsumenten nicht gehen wird. Wie ist die Situation heute?
Die Situation ist in der Tat äußerst schwierig. Die Preisexplosionen in den verschiedenen Bereichen machen uns schwer zu schaffen, nicht nur im Milchhof, sondern natürlich auch bei jedem einzelnen Mitglied. Eine Erhöhung des Milchpreises ist bitter notwendig. Wir können dies nur erreichen, wenn wir die Kosten weitergeben an unsere Kunden und Konsumenten. Heute können wir sagen, dass uns dies gut gelungen ist, wenn auch immer mit etwas zeitlicher Verspätung.
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Wenn die Südtiroler
Wenn die Südtiroler Milchwirtschaft ein Minimum an Glaubwürdigkeit erhalten will, dann muss sie "Bauern", die mit zweifelhaften Methoden miserable Milch produzieren, sofort ausschließen und nicht darauf warten, dass sich diese schwarzen Schafe selbst ausschließen. So wird das nichts. Ich kaufe jedenfalls keine Südtiroler Milch mehr.