Society | Salto Gespräch

„Das Kind ohne Namen“

„Ich bin jetzt ein Mann und als nichts anderes möchte ich in der Gesellschaft anerkannt werden“. Transman Thomas* erzählt seine Geschichte.
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Foto: thomas

Salto.bz: Thomas*, wann hast du dich entschieden ein Mann zu werden?

Thomas*: Mit 18, vor vier Jahren, habe ich einen Transgender-Mann kennengelernt. Der hat mir seine Geschichte erzählt und das hat mich neugierig gemacht. Dann habe ich im Internet nachgeschaut, was das eigentlich genau bedeutet. Und habe mich mit der Zeit immer mehr damit identifiziert. 

Sich weiblich zu zeigen, mit Ausschnitt und so weiter, hat sich einfach nicht gut angefühlt. So als wäre das ganze Jahr Fasching und man ist verkleidet. Man wird in die Geschlechterrollen hinein gezwungen und zwingt sich auch selber hinein, obwohl es nicht gepasst hat.

Hast du dich nie richtig wohl gefühlt in der Rolle des Mädchens?

Nein und rückblickend haben meine Eltern auch gesagt, dass sie das eigentlich schon im Kindergarten gemerkt haben, aber nie weiter darüber nachgedacht haben. Wenn wir zum Beispiel auf einem Fest eingeladen waren, dann war es ja üblich, dass man als Mädchen ein Kleid trägt. Dagegen habe ich mich immer gewehrt, geweint und geschrien. Einmal war ich auf einem Kindergeburtstag nur mit Mädchen und alle haben mit Puppen gespielt. Ich habe die Puppe kopfüber gehalten und wusste nicht was man damit anfängt, oder wie man damit spielt. Mit einer Lego-Kiste hätte ich mehr anfangen können. 

Die Gesellschaft hat definiert, dass ich nicht der Norm entspreche.

Du konntest mehr mit Jungs anfangen?

Ja das sowieso, schon seit dem Kindergarten. Ich habe im Verein nur mit Jungs Tischtennis gespiel. Mädchen haben mich da nicht so interessiert. Wie man halt so in dem Alter ist, da sind Mädchen „bäh“, obwohl man selbst eines war. Ich war schon immer mit Jungs unterwegs und für die war das auch kein Problem. Die haben mich wahrscheinlich vom Verhalten her auch mehr als Junge wahrgenommen. Ich habe mich auch eher für Jungen-Sachen wie Videospiele interessiert.

Irgendwann ist dann eine SMS von ihnen durchgekommen, in der stand, dass sie mich so akzeptieren, wie ich bin. 

Wie ist es nach der Begegnung mit der Transgender-Person weitergegangen?

Dann kam eine Phase, in der man in die Disco gegangen ist und angefangen hat sich zu schminken und zu zeigen, dass man kein Mann ist und das Weibliche aus sich rausgeholt hat. Damit hat für mich eine Identitätskrise begonnen. Ich habe gemerkt, das bin nicht ich. 

Du hast gespürt, als Frau müsstest du aber so sein?

Genau. Sich weiblich zu zeigen, mit Ausschnitt und so weiter, hat sich einfach nicht gut angefühlt. So als wäre das ganze Jahr Fasching und man ist verkleidet. Man wird in die Geschlechterrollen hinein gezwungen und zwingt sich auch selber hinein, obwohl es nicht gepasst hat. 

Ich habe noch weibliche Charakterzüge und das ist ok für mich.

Wem hast du dich dann als erstes anvertraut?

Einem guten Freund. Der hat es zwar nicht ganz wahrgenommen, weil er betrunken war, aber so war es für mich auch eine einfacher, mich zu überwinden und es jemandem zu erzählen. Er hat es ganz positiv aufgenommen. Danach habe ich es auch dem ganzen Kollegenkreis, der Schulklasse und den Lehrern gesagt und erst zum Schluss meinen Eltern.

Mit der Argumentation, Gott oder die Natur hat einen halt so erschaffen kommt man nicht weit, höchstens in der Kirche. Das ist heute nicht mehr angebracht.

Warum?

Ich hatte mich erst zwei Jahre zuvor als Lesbe geoutet und das haben sie schon nicht richtig aufgenommen. Ich würde das Familienbild zerstören, weil eine Familie aus Mann, Frau und Kind bestehe. Mit zwei Frauen würde das nicht gehen. Und daher war es ein schwerer Schritt, mich in einem zweiten Outing meinen Eltern anzuvertrauen und ihnen damit einen zweiten Schock zu bescheren. Deshalb habe ich erstmal ohne ihr Wissen eine Therapie angefangen. Mit dem Therapeuten habe ich dann besprochen, wie ich es am besten den Eltern sagen könnte. 

Man verliebt sich in den Menschen und nicht in das Geschlecht.

Wie hast du es ihnen dann mitgeteilt?

Ich bin vier Tage auf ein Festival gefahren und habe einen Brief geschrieben, den ich bei meiner Abreise zu Hause habe liegen lassen. So waren sie vier Tage alleine mit meinem Brief. Und auf dem Festival war kein Handyempfang. Das war hart aber ich wollte anstatt eines persönlichen Gesprächs diesen Weg gehen. Irgendwann ist dann eine SMS von ihnen durchgekommen, in der stand, dass sie mich so akzeptieren, wie ich bin. 

Eine Erleichterung?

Als ich zu Hause ankam, war die Akzeptanz dann aber erstmal nicht mehr da. Sie haben sich gefragt, wieso und was sie falsch gemacht haben und haben den Fehler bei sich gesucht. Dann gab es ein Gespräch gemeinsam mit dem Therapeuten. Er hat ihnen erklärt, dass es nicht ihr Fehler ist, sondern dass das einfach so ist. 

Die Leute die es wissen, können mich offen fragen und ich rede auch offen darüber. Mir ist wichtig, dass sie die richtigen Informationen bekommen, anstatt über zehn Ecken die falschen. Weil dann bekommen sie auch ein falsches Bild von mir. 

Warum ist das für viele so schwierig zu akzeptieren und wird sogar als Fehler wahrgenommen?

Für die Gesellschaft gibt es nur männlich und weiblich und nichts anderes. Dabei gibt es sogar mehr als nur zwei Geschlechter. Der Mensch hat Angst vor Neuem und das ist ein neues Thema. Wir denken auch immer noch zu sehr in Schubladen, also dass der Mann Fußballer oder Handwerker ist und die Frau putzt, kocht und Kinder bekommt. 

Wäre das nicht so, hättest du den Schritt trotzdem gemacht?

Ja, weil ich mich auch äußerlich nicht wohlgefühlt habe. Also mit der Brust und den langen Haaren. Meine Entscheidung hat eben auch sehr davon abgehangen, was andere von mir denken. Bleibe ich in meiner alten Rolle, oder werde ich endlich der, der ich bin. Diese Rolle spielt und perfektioniert man über die Jahre. 

Man fühlt sich zwar schon noch angesprochen mit dem alten Namen, man hat ja 20 Jahre damit gelebt, aber man kann nichts mehr mit der Person anfangen. Am Ende des Prozesses ist es, als würde man eine Person komplett auslöschen. 

Wie hat dein Freundeskreis reagiert?

Die haben das eh schon vor mir gemerkt. Mit dem Namen und den Pronomen hatten sie am Anfang Probleme, aber sonst haben sie es super aufgenommen. Ich kenne aber Transgender-Personen, die Freunde verloren haben. Ich habe halt Familienmitglieder verloren. 

Wie meinst du das?

Für meine Eltern bin ich mittlerweile Thomas und der Sohn und so werde ich auch überall vorgestellt. Aber bei der Verwandtschaft, da bin ich eben das Enkelkind oder das Patenkind. Also das Kind ohne Namen. Da wird versucht, alles sächlich zu halten, also ohne Geschlecht.

Ich habe mit der Zeit auch alte Erinnerungen gelöscht, weil ich mich mit diesen nicht identifizieren konnte. Für mich hat diese Person nicht existiert.

Wie erging es dir nach deinem Outing?

Das war eine Befreiung. Ich habe dann auch vor zwei Jahren meine Brustverkleinerung gemacht und selbst der Chirurg hat nach zwei Monaten gemerkt, dass ich „gewachsen“ bin. Weil ich durch mein neu gewonnenes Selbstvertrauen aufrechter gegangen bin. Bei meiner neuen Arbeit konnte ich mich als Mann präsentieren und merke, dass daran auch keiner zweifelt. Ich habe gleichzeitig auch mit den Hormonen angefangen und diese beiden Faktoren haben mein Selbstvertrauen gesteigert und mich als Mensch verändert. Viele sagen, dass sie mich jetzt ganz anders wahrnehmen. Ich habe mich nicht nur äußerlich verändert sondern auch charakterlich. Die Entscheidung hat mich von Grund auf verändert. 

Nach dem Outing hast du auch gesagt, dass du jetzt Thomas genannt werden möchtest?

Der Name stand schon vorm Outing fest. Ich hatte meine Eltern so nebenbei gefragt, wie sie mich als biologischen Mann genannt hätten. Dann standen eben Thomas und noch ein Name zur Auswahl. Als ich mich dann geoutet habe, habe ich auch erwähnt, dass ich jetzt der Thomas bin.

Du befindest dich im Prozess der Geschlechtsangleichung. Wie funktioniert das und was wird alles gemacht?

Erst macht man eine Therapie, die mindestens neun Monate geht. Bei mir ging sie knapp über zwei Jahre. Dann werden zwei Gutachten gemacht, eines für die Hormonbehandlung und Operationen und eines für die Vornamens- und Personenstandsänderungen. Die Hormone kann man einnehmen sobald man das Gutachten hat. Die nimmt man dann bis zum Lebensende. Für die Operationen und die offiziellen Änderungen braucht es das Gerichtsverfahren, in dem ich mich gerade befinde. Im Oktober habe ich meinen letzten Gerichtstermin und kann dann bei den Ämtern meine Dokumente abholen. 

Das langersehnte Ziel?

Ja und danach ist es vorbei mit dem Outen. Wenn man die Dokumente ändert, dann wird auch die Geburtsurkunde richtig gestellt. Das heißt, der Mensch ist für den Staat auch ganz neu. Ein Neuanfang, bei dem alles Alte gelöscht wird. Für mich ist das wie eine Neugeburt. 

Ist es dir wichtig, dass Leute, die dich kennen lernen, nichts von deiner Vergangenheit als Frau wissen?

Ich bin jetzt ein Mann und als nichts anderes möchte ich in der Gesellschaft anerkannt werden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mich jemandem, der es nicht wusste, geöffnet habe, und die Person hatte dann Probleme mit den Pronomen. 

Wenn ich mit meinen Freunden etwas trinken gehe und die Kellnerin spricht mich als Frau an, dann verbessern meine Kollegen sie.

Ist es komisch für dich, wenn das „sie“ manchmal noch durchkommt?

Es ist dieses Jahr zweimal passiert, dass mich Leute mit dem alten Namen angesprochen haben. Und man ist schon so in der Rolle drin, dass man vergisst, dass man sich nicht bei jedem geoutet hat. Das ist dann ein kleiner Herzinfarkt-Moment. Nach dem Motto, der weiß es noch nicht, dass ich der Thomas bin. Das war dann ein kleiner Schock. Man fühlt sich zwar schon noch angesprochen mit dem alten Namen, man hat ja 20 Jahre damit gelebt, aber man kann nichts mehr mit der Person anfangen. Am Ende des Prozesses ist es, als würde man eine Person komplett auslöschen. 

Die Erinnerungen bleiben aber? 

Ja aber ich habe mich so schlecht erlebt in den letzten Jahren, dass ich eigentlich bis zur ersten Oberschule nicht viele Erinnerungen an mich selber habe. Nicht an meine Freunde, oder was ich gespielt habe oder meine Interessen. Das weiß ich alles aus Erzählungen von meinen Eltern, aber nicht aus eigener Erinnerung. Ich habe mit der Zeit auch alte Erinnerungen gelöscht, weil ich mich mit diesen nicht identifizieren konnte. Für mich hat diese Person nicht existiert. In meiner Arbeit mit Kindern habe ich das Gefühl, ich erlebe das jetzt alles als Junge noch mal. 

Ich würde das Familienbild zerstören, weil eine Familie besteht aus Mann, Frau und Kind und mit zwei Frauen würde das nicht gehen.

Sexuell fühlst du dich zu Frauen hingezogen? 

Ja schon seit der Mittelschule, als das Geschlechtsempfinden anfing. Man denkt darüber nach, was einem besser gefällt, Mädchen oder Junge. Und das waren schon immer Mädchen. Ich würde mich aber auch als pansexuell bezeichnen, das heißt wenn ich einen Partner suche, dann muss der auch offen sein dafür, dass ich nicht wirklich männliches Geschlecht bin. Und man möchte anderen Personen gegenüber genauso offen sein. Man verliebt sich in den Menschen und nicht in das Geschlecht. Durch den eigenen Prozess lernt man auch mehr auf andere zu schauen. Ich bin offen und schließe männliche Beziehungen nicht aus, aber vorwiegend bin ich schon an Frauen interessiert. 

Es ist ja eigentlich lustig. Zu Hause hat man eine Toilette für alle, da trennt man nicht nach Männer- und Frauenklo. Wieso nicht auch im öffentlichen Raum.

Die offizielle Namensänderung ist fast geschafft. Was sind die nächsten Schritte für dich?  

Nächstes Jahr möchte ich Gebärmutter und Eierstöcke entfernen lassen. Nach einem Jahr Pause kann ich die komplette Brustentfernung machen und danach ist es für mich erstmal fertig. Untenrum etwas dran „zu basteln“ kommt für mich im Moment nicht in Frage. Das schaut noch nicht so realistisch aus. Da warte ich lieber noch, außerdem ist es auch eine Kostenfrage. Die Operationen muss man vorauszahlen und nur mit Glück bekommt man 80 Prozent zurück erstattet. Die große OP würde 60.000 Euro kosten. Die Hormone werden von der Krankenkasse übernommen. 

Käme für dich eine komplette operative Geschlechtsumwandlung in Frage?

Also die Brust auf jeden Fall. Gebärmutter und Eierstöcke sind Sachen, die man entfernen muss. Weil sonst durch das Zusammenziehen der Eierstöcke höllische Schmerzen entstehen, bedingt durch das Testosteron und das Ausbleiben der Menstruation. Die Schmerzen habe ich auch jetzt schon. Ich habe zwar Angst vor den Operationen aber es ist etwas, das erledigt werden muss. 

Der Gedanke, selbst keine Kinder mehr gebären zu können, hat dich nicht gestört? Oder ist das Thema in deinem Selbstverständnis als Mann nicht präsent?

Selbst Kinder zu gebären nicht, aber wenn ich das jetzt alles entfernen lasse, dann hat ein späteres Kind nicht meine Gene. Wenn ich die Eierstöcke drin lassen, dann könnte ich eine Eizelle entnehmen lassen, einfrieren und meiner zukünftigen Frau einsetzen. Das ist aber auch wieder eine Kostenfrage. Außerdem bin in einem Alter, in dem man darüber noch nicht so nachdenkt. Es kann sein, dass ich mich operieren lasse und es dann später bereue. 

Akzeptanz bedeutet für mich den Menschen kennenzulernen. Akzeptanz wäre wichtig. Toleranz ist ein Wort, was ich überhaupt nicht hören kann. Was mache ich mit der Aussage „ich toleriere es“?

Gibt es Momente im alltäglichen Leben, in denen es als Transgender schwierig ist?

Nein, aber weil ich mich auch nur äußerlich zu einem Geschlecht zugehörig fühle. Wenn es um den Charakter geht, ist es für mich etwas anderes. Wenn ich sage, mir gefällt rosa, dann gefällt mir rosa auch als Mann. Da mache ich mir keine Gedanken, ob sich jemand fragt, ob ich mal eine Frau war oder schwul bin. Ich habe noch weibliche Charakterzüge und das ist ok für mich. Manchmal passiert es bei einer Kontrolle im Bus, dass man komisch angeschaut wird, weil noch nicht der neue Name auf dem Südtirolpass steht. Oder bei der Blutabnahme wird dann nochmal kontrolliert, ob die Daten stimmen. Aber es sind nur mehr zwei Monate, dann muss ich mich nicht mehr rechtfertigen. Es sind eigentlich nur diese Situationen, in denen ich den Ausweis zeigen muss. Ich habe zum Beispiel Discobesuche deswegen auch lange gemieden. Man bekommt zwar vom Therapeuten eine Bestätigung, in der erklärt wird, dass man noch die Person auf dem Ausweis ist, nun aber nicht mehr so ausschaut. Das wollte ich dann auch nicht immer vorzeigen, sondern habe mich immer so durchgeschlängelt. 

Ein oft diskutiertes Problem in Zusammenhang mit Transrechten ist die Trennung der öffentlichen Toiletten nach Geschlecht. Welche Tür nimmst du?

Ich gehe auf die Männertoilette, werde zwar oft noch komisch angeschaut, aber nicht weil die Leute meinen, ich bin falsch, sondern weil sie denken, sie sind falsch. In der Übergangsphase habe ich, wenn es gegangen ist, die Behindertentoilette benutzt. Weil die sind geschlechtslos. Am Anfang bin ich schon noch oft auf die Frauentoilette gegangen, nach der Brust-OP habe ich es immer mal wieder probiert, aufs Männerklo zu gehen, wenn wenig los war. Irgendwann habe ich nicht mehr drüber nachgedacht. Es ist ja eigentlich lustig. Zu Hause hat man eine Toilette für alle, da trennt man nicht nach Männer- und Frauenklo. Wieso nicht auch im öffentlichen Raum?

Wenn wir zum Beispiel auf einem Fest eingeladen waren, dann war es ja üblich, dass man als Mädchen ein Kleid trägt. Dagegen habe ich mich immer gewehrt, geweint und geschrien.

Welchen Rat könntest du anderen Menschen, die sich mit ihrem Geschlecht nicht identifizieren und über eine Angleichung  nachdenken, geben?

Mein Tipp ist mit Geduld an die Sache herangehen. Wenn man alles auf einmal machen will, dann platzt einem der Kopf. Mir ist es damals so passiert und ich habe dann auch die Schule abgebrochen. Es war einfach alles zu viel mit Hormonen, Gutachten und Terminen. Da muss man Schritt für Schritt vorgehen und auch wenn es länger dauert, irgendwann kommt man ans Ziel. 

Und jenen Personen, die sagen, „aber die Natur hat dich so auf die Welt gebracht“…?

Kopf ausschalten und den Menschen einfach mal kennenlernen. Mit der Argumentation, Gott oder die Natur hat einen halt so erschaffen kommt man nicht weit, höchstens in der Kirche. Das ist heute nicht mehr angebracht. Es gibt für mich auch einen Unterschied zwischen Akzeptanz und Toleranz. Akzeptanz bedeutet für mich, den Menschen kennenzulernen. Akzeptanz wäre wichtig. Toleranz ist ein Wort, das ich überhaupt nicht hören kann. Was mache ich mit der Aussage „ich toleriere es“? Ich toleriere es und muss aber mit der Person nicht reden, oder mich beschäftigen? Es braucht auch Aufklärung. Der Verein Centaurus in Bozen bietet zum Beispiel Vorträge an für Schulen oder Jugendtreffs, nur nutzt die leider Keiner.

Viele sagen, dass sie mich jetzt ganz anders wahrnehmen. Ich habe mich nicht nur äußerlich verändert sondern auch charakterlich. Die Entscheidung hat mich von Grund auf verändert. 

Das wäre für andere, besonders junge Menschen, in deiner Situation sicher eine wichtige Hilfe.

Ja, auch weil man in Südtirol wenig darüber hört. Wir verstecken uns alle. Man sollte einfach offen damit umgehen. Das schätzen viele an mir. Die Leute, die es wissen, können mich offen fragen und ich rede auch offen darüber. Mir ist wichtig, dass sie die richtigen Informationen bekommen, anstatt über zehn Ecken die falschen. Weil dann bekommen sie auch ein falsches Bild von mir. 

Wenn es zu einem Tabu gemacht wird, dann bleibt auch immer dieser Beigeschmack des „nicht Normalen oder Anderen“...

Genau, anders normal (lacht). 

Gibt es neben Centaurus noch andere Anlaufstellen für Transgender Personen in Südtirol?

Es gibt verschiedene italienische und deutsche Facebook-Gruppen, über die man sich austauschen kann. 

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Mehr Aufklärung in der Gesellschaft. Eigentlich nur das. Ich persönlich kann eigentlich nicht sagen, dass ich schlechte Erfahrungen gemacht habe. Ich kenne aber Leute, die schlechte Erfahrungen gemacht haben. 

Was für Erfahrungen?

Dass sich der Freundeskreis abgewandt hat. Die stehen dann da und haben niemanden mehr. Die Eltern akzeptieren es nicht, die Freunde wenden sich auch ab und dann bleibt nur noch der Therapeut. Man braucht Freunde, die zu einem stehen. Wenn ich mit meinen Freunden etwas trinken gehe und die Kellnerin spricht mich als Frau an, dann verbessern meine Kollegen sie. Genau das braucht es. Unterstützung von deinen Leuten. 

Wir denken auch immer noch zu sehr in Schubladen, also dass der Mann Fußballer oder Handwerker ist und die Frau putzt, kocht und Kinder bekommt. 

Und von der Gesellschaft?

Der Mensch muss seine Scheuklappen abnehmen. Nicht nur geradeaus schauen, sondern auch nach links oder rechts. Es fehlt oft die Offenheit für neues. Das sieht man jetzt auch bei den Flüchtlingen. Der Flüchtling ist erstmal schlecht, obwohl man den Menschen gar nicht kennt. Der hat eine andere Hautfarbe und ist nicht von hier. Das ist mit unserer Situation vergleichbar. Die Gesellschaft hat definiert, dass ich nicht der Norm entspreche.

 

*Name von der Redaktion geändert.

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gorgias Sun, 08/20/2017 - 10:22

Wir leben in einer kranken Gesellschaft in der kranke Menschen in ihrer Krankheit bestätigt werden Ein Therapeut der einen Menschen darin verstärkt Napoleon zu sein, um deren Selbstbewußtsein zu stützen, betreibt Missbrauch.

Wenn ich an diese Frankenstein-Freakshow-Prozedur denke, kommt mir das Grauen. Wenn sich jemand die Beine amputieren lassen will, weil er oder sie diese nicht als Eigen fühlen, soll das ein Arzt dann auch dürfen und die Krankenkasse bezahlen?

http://www.dailymail.co.uk/news/article-2366260/Body-Integrity-Identity…

Diese Fixierung und Zelebrierung des Trans-Phänomen ist ein Zeichen von Dekadenz der westlichen Kultur. Wir müssen uns endlich bewusst werden dass der Transhumanismus nur eine Ausformung des Posthumanismus ist.

http://www.cnsnews.com/news/article/sam-dorman/camille-paglia-transgend…

Sun, 08/20/2017 - 10:22 Permalink
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gorgias Sun, 08/20/2017 - 10:48

Interessant wäre der Vergleich des Anteil der Suizide / Suizidversuche bei jenen die sich operieren haben lassen und jenen die es nicht getan haben.

Sun, 08/20/2017 - 10:48 Permalink
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pérvasion Mon, 08/21/2017 - 08:22

Vielleicht sind Leute wie Gorgias, die von ihrer hohen Warte aus unerbittliche Urteile fällen, ja mitschuld an der hohen Suizidrate.

Mon, 08/21/2017 - 08:22 Permalink
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gorgias Mon, 08/21/2017 - 13:10

In reply to by pérvasion

Wenn jemand seine Reproduktivorgane entfernen lässt ohne objektiven medizinischen Grund, der kommt im Grunde nicht mit sich selbst zurecht. Andere für deren Taten verantwortlich zu machen ist daneben.

Mon, 08/21/2017 - 13:10 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Mon, 08/21/2017 - 14:40

Faszinierend wie sich manche immer weider über Entscheidungen und dem Lebensstil anderer aufregen können und über die grauenhafte kranke Gesellschaft lästern müssen.
Ich kann ja verstehen, dass man die ganze Sache hinterfragen und darüber diskutieren kann, wer aber von "Frankenstein-Freakshow-Prozedur" redet, macht den Eindruck er würde einfach nur aus dem Bauch reden, was regt dich denn bei dieser Sache dich persönlich denn so auf? Zwingt dich jemand dein Geschlecht zu wechseln oder Concita Wurst im TV zu sehen? Nein!
Leben und leben lassen, wäre doch so einfach.

Mon, 08/21/2017 - 14:40 Permalink
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gorgias Tue, 08/22/2017 - 18:33

In reply to by Mensch Ärgerdi…

Ach hier geht es nicht um persönlichen Vorlieben, der Versuch auf diese Ebene die Diskussion zu führen, zeigt, dass Sie meinen Beitrag nicht aufmerksam gelesen haben. Es geht hier um kulturelle und anthopologische Aspekte. Es geht um eine Zivilisation und Kultur, die sich nicht mehr darum kümmert seinen Vortbestand zu sichern. Eine Kultur die jene zelebriert die sich Eier oder Eierstöcke entfernen lassen, anstatt sich um die geringe Nachkommenschaft sorgen zu machen.
Eine selbstdestruktive Kultur die lieber unsere menschliche Natur leugnet und versucht die Geschlechterrollen bis in ihr biologisches Fundment zu dekonstruieren zugunsten der inflationären wertlosigkeit beliebiger Genderkonstrukte die ausschließlich den Selbstverwirklichungsphantasieren eines narzistischen verabsolutierten Individuums dienen.

Tue, 08/22/2017 - 18:33 Permalink
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Christoph Fran… Mon, 08/21/2017 - 20:17

Sehr, geehrter Herr Oliver H., ich darf Sie beruhigen. Wenn wir alle Kommentare löschen würden, die "uns nicht in den Kram passen", dann würden wir kaum mehr dazu kommen Artikel zu schreiben. Salto.bz hat in den über vier Jahren seines Bestehens zur Genüge gezeigt, welche Toleranz wir Andersdenkenden gegenüber aufbringen.
Kritik und Besserwisserei überschreitet aber eindeutig die Grenzen, wenn sie die Würde des Menschen antasten. Genau das wollen und werden wir auf diesem Onlineportal nicht tolerieren.
Christoph Franceschini
Redaktionsleitung Salto

Mon, 08/21/2017 - 20:17 Permalink
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gorgias Tue, 08/22/2017 - 18:21

Die Frage ist ob ich jemanden Menschenwürde verletzt habe. Als Zensurmittel ist dieser Vorwand leicht einzusetzen. Es steht eine Beschuldigung im Raum auf die ich nicht antworten kann oder sie widerlegen ohne zu risikieren, dass ein weiterer Kommentar gelöscht wird.

Die professionellere Antwort wäre es gewesen den Kommentar zu löschen und es dabei bleiben zu lassen. Dass Franceschini mir vorwirft die Menschenwürde von jemanden zu verletzten ist so für niemanden nachvollziehbar. Der Vorwurf der im Raum so stehen bleibt ist diffamierend.

Man hätte den ganzen Kommentar auch nicht löschen müssen. Es befanden sich dort mehrere Aussagen. Ich glaube kaum dass für Franceschini für alle diesen Vorwand gelten machen will..

Tue, 08/22/2017 - 18:21 Permalink