Society | Cannabis

Der Appell der Ärzte

Sechs Fachleute und der Cannabis Social Club Bozen fordern, dass der Einsatz dieser medizinische Alternative endlich in Südtirol mehr propagiert wird.
Cannabis als Therapie
Foto: Cannabis Social Club
,Cannabis als wirksames Heilmittel in Südtirol immer noch verschmäht“, sagt Peter Grünfelder. Der Präsident des Cannabis Social Club Bozen weiter: „Mangelhafte Kenntnisse über Behandlungsmethoden mit Medizinischem Cannabis sind unter Südtirols Ärzten der Hauptgrund für den nur zögerlichen Eingang der medizinischen Alternative Cannabis in den Behandlungsalltag.“
Vor diesem Hintergrund haben jetzt mehrere Südtiroler Ärzte und Experten aus dem Ausland einen Handlungsappell erstellt, um den Zugang zu Cannabis für chronisch schwerkranke Patienten auch in Südtiroler selbstverständlich zu machen.
Ende vergangenen Jahres organisierte der Cannabis Social Club in Bozen eine Tagung mit dem Titel „Medizinisches Cannabis: mehr Lebensqualität für Patienten der Palliativmedizin“. Das Ergebnis der Konferenz: Cannabis ist eine wertvolle medizinische Alternative, besonders in der Schmerztherapie, in der Neurologie, in der Onkologie und infolgedessen in der Palliativmedizin. Daraus ist jetzt auch ein Handlungsappell an die Südtiroler Gesellschaft, an die Politik, Verwaltung und an die Spitzen des Sanitätsbetriebes entstanden.
Der Vorteil von Cannabis gegenüber herkömmlichen Medikamenten liegt in der hohen medizinischen Effizienz und in den geringfügigen Nebenwirkungen“, sagt Grünfelder.
 

Die Erfahrung

 
Einer der seit Jahren schon Cannabis verschreibt ist der Meraner Schmerztherapeut und Anästhesist Roberto Pittini. Als Wegbegleiter und Leiter des wissenschaftlichen Komitees im Cannabis Social Club Bozen ist er auch eine der Unterzeichner des Appells.
Schmerztherapeut Pittini berichtet von einem Altersheim in seiner Heimatstadt, das Cannabis-Extrakte in die Therapiepläne der Heimbewohner aufgenommen hat. Dabei kommt vorwiegend CBD, also die nicht-psychoaktive Komponente der Hanfpflanze zum Einsatz mit hervorragenden Ergebnissen, überraschend für die Patienten wie für die Betreuer. Das Ziel ist es jetzt, diese Therapieform breiter einzusetzen. „Schade dass die guten Vorsätze und Ziele von der Coronakrise überschattet und in den Hintergrund gedrängt wurden“, so Pittini.
In der Abteilung Hospice und Palliativbetreuung am Krankenhaus Bozen wird Cannabis erfolgreich und gern eingesetzt. Auch während des Lockdowns aufgrund des Covid19- Notstandes konnten die Patienten mit Cannabis-Medikamenten behandelt werden, neue Patienten kamen hinzu.
 
 
Zwei weitere Unterzeichner sind der Primar der Abteilung Hospice und Palliativbetreuung am Krankenhaus Bozen, Massimo Bernardo und der Primar der Neurologie am Krankenhaus Bozen, Francesco Teatini.
Das Grundproblem ist, dass viele Ärzte schlichtweg nicht die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Medizinischem Cannabis kennen“, sagt Massimo Bernardo. Den Patienten, die großteils von anderen Patienten von der guten Wirkung von Cannabis-Präparaten erfahren, bleibt ein Rezept damit oft verwehrt.
Denn nicht überall ist es so gut mit der Ausbildung bestellt, wie im Dienst für Palliativmedizin am Krankenhaus in Bozen, wo der Einsatz von Medizinischem Cannabis regelmäßig auf dem Fortbildungsprogramm für das Gesundheitspersonal steht.
Die weiteren Unterzeichner sind Marco Bertolotto, Direktor des Schmerztherapiezentrums und Palliativpflege Krankenhaus Santa Corona von Albenga und Pietra Ligure. Primar Professor Rudolf Likar, Vorstand der Abteilung für Anästhesie und allgemeine Intensivmedizin am Zentrum für Interdisziplinäre Schmerztherapie Onkologie und Palliativmedizin des LKH Klagenfurt und Marco Ternelli, Spezialist in Pharmakologie von medizinischem Cannabis, aktivster Apotheker dieses Sektors in Italien, Bibbiano (RE).
 

Die Berührungsängste

 
Es besteht in allen Bevölkerungsschichten eine große Berührungsangst“, sagt auch Peter Grünfelder.  Das hält Patienten davon ab, den medizinischen Nutzen von Cannabis überhaupt in Betracht zu ziehen. Obwohl Cannabis ein altes Naturheilmittel ist, das in Vergangenheit selbstverständlich in allen Kulturen der Welt über Jahrtausende hinweg eingesetzt wurde, ist es heute meistens als Droge stigmatisiert.
Diese Sätze wiederholt der Präsident der Patientenvereinigung Peter Grünfelder fast schon gebetsmühlenartig seit Jahren.
 
 
Und er setzt noch einen drauf. „Auch die medizinische Fachwelt und die öffentliche Verwaltung verweigert sich dem Thema“, so Grünfelder. Dies auch 2 Jahre nach einem Beschluss der Südtiroler Landesregierung welcher die Modalitäten für Verschreibung, Zubereitung und Abgabe von medizinischem Cannabis zu Lasten des Gesundheitsdienstes regelt.
Grünfelder setzt deshalb unermüdlich auf Aufklärung und Information, auf Dialog und Austausch. Und so startet mit September eine Veranstaltungsreihe mit verschiedenen Fachtagungen zum Thema Einsatz von Cannabis bei den verschiedensten Krankheitsbildern und Patientengruppen.
 

Der Kostenvergleich

 
Die Zahlen und Daten, die Abteilung Gesundheit des Landes erhoben hat, bestätigen diese Diagnose des Cannibas Social Clubs.
Die Übersicht über die Cannabis-Verschreibungen zu Lasten des Gesundheitsdienstes im Jahre 2019 zeigt wie gering der Einsatz in Südtirol immer noch ist.
 
Ein Kostenvergleich zwischen herkömmlicher Schmerztherapie und Cannabis-Therapien führt dabei erstaunliche Zahlen zutage. Während für herkömmliche Medikamente wie entzündungshemmende und anti-rheumatischen Medikamente, Opiate, Analgetika und Antipyretika mit 3.640.000 Euro zu Buche schlagen, wurden für Medizinisches Cannabis in der Schmerztherapie gerade mal 211.270 Euro ausgegeben, das sind 5,48 % der Gesamtausgaben.
Bild
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Anonymous Südtirol Fri, 08/21/2020 - 10:18

Dem Grünfelder sollte man aber wirklich nichts glauben. Jeder der ihn kennt, weiß dass er ausschließlich an den eigenen Vorteilen und and seiner medialen Sichtbarkeit interessiert ist.
Das ganze "sich um Patienten sorgen machen" ist nichts als Theater und Heuchelei. Schon allein seine vielen "Cannabis heilt Krebs"-Posts und "Cannabis heilt Covid"-Posts auf Facebook sollten verständlich machen wo die intellektuelle und kulturelle Messlatte liegt, und wie wenig Verantwortungsbewusstsein hier vorhanden ist. Da es mit den M5S nicht geklappt hat musste halt Cannabis für seine Ambitionen herhalten.

Fri, 08/21/2020 - 10:18 Permalink