Die Ich-Gewerkschaft
Die Krise der Gewerkschaften spiegelt sich auch in der zehnten Ausgabe des AFI-Barometers wider. Welche Institution schützt und vertritt Ihre Interessen am besten, fragte das AFI | Arbeitsförderungsinstitut in der periodischen Befragung von Südtirols ArbeitnehmerInnen. „Acht von zehn Beschäftigten erklären, sich in erster Linie selber um die eigenen beruflichen Interessen zu kümmern“, fasst die Verantwortliche für das Barometer Irene Conte das Ergebnis zusammen. Immerhin 47 % der Befragten erklärten jedoch, sich von den Gewerkschaften geschützt zu fühlen. Die restlichen 53 % sind dagegen gegenüber der Arbeitnehmervertretung misstrauisch: 39% fühlen sich nur wenig geschützt, 14% überhaupt nicht.
Das Ergebnis ist aber trotz allem positiv zu bewerten, meint man beim gewerkschaftsnahen Forschungsinstitut. Vor allem angesichts der Tatsache, dass der Anteil der in einer Gewerkschaft eingeschriebenen Arbeitnehmer italienweit auf 25% geschätzt wird. „Somit ist der Anteil der Arbeitnehmer, die der Gewerkschaft vertrauen, um ein Vielfaches höher als jener der eingeschriebenen Mitglieder“, heißt es von Seiten des AFI. Und: Während sich zumindest ein nennenswerter Teil der Befragten von Gewerkschaften sowie Sozialverbänden und Lokalverwaltungen vertreten fühle, fiel das Ergebnis für den Staat und die politischen Parteien weit schlechter aus: von diesen fühlen sich Arbeitnehmer kaum oder überhaupt nicht vertreten, so das AFI.