„Tunnel unter Bahnhof ist nicht vom Tisch“
Eigentlich schienen die Würfel zur künftigen Verkehrslösung rund um das Benko-Projekt bereits gefallen. Denn: Die Dienstellenkonferenz hat mit ihrer Entscheidung für das Signa-Projekt gleichzeitig die darin vorgesehene Untertunnelung der Garibaldistraße und des Bahnhofsplatzes gekippt. Bevorzugt wird ein Projekt mit einer kleinen Tunnellösung, bei der die Mayr-Nusser-Straße über die Südtirolerstraße mit dem Waltherplatz verbunden wird, erläuterte Bozens Mobilitätsdirektor Ivan Moroder erst am gestrigen Montag gegenüber den Mitgliedern der Urbanistik- und Verkehrskommission. Damit würde Benko nicht nur eine unterirdische Zufahrt zu den neuen Parkplätzen unter seinem Kaufhaus erhalten; geplant ist auch eine Verbindung zu den Parkgaragen am Waltherplatz, unter der alten Handelskammer sowie jenem der Diözese.
Eine Lösung, die jedoch vor allem der Bozner SVP zu kurz greift. Bürgermeister Gigi Spagnolli versucht angesichts der neu aufgeflammten Diskussion der vergangenen Wochen zwar ganz offensichtlich, nicht noch eine Baustelle in dem komplexen Projekt zu eröffnen. Für eine vom Beschluss der Dienststellenkonferenz abweichende Version des Projekts bräuchte es erneut den politischen Konsens aller politischen Kräfte, erklärte der Bozner Bürgermeister erst vor wenigen Tagen. „Und ich sehe mich derzeit außer Stande, solche einen Konsens herbeizuführen.“
Doch so einfach lässt die Bozner SVP nicht den Deckel über das Thema stülpen. „Es gibt wohl keinen Platz in Südtirol, auf dem ein derartiges Chaos zwischen Fußgängern und Autofahrern herrscht wie vor dem Bozner Bahnhof“, erklärt einer der vehementesten Verfechter einer Untertunnelung, SVP-Fraktionssprecher Georg Mayr. „Seit mehr als dreißig Jahren wird dort eine Untertunnelung diskutiert. Deshalb ist es nun höchst an der Zeit die Gelegenheit beim Schopf zu packen“, so Mayr.
Entscheidung in drei Wochen
Eine Position, bei der ihm der Bozner Stadtobmann Dieter Steger bei der Sitzung des Koordinierungsausschusses am Montag Abend in weiten Teilen Recht gab. „Die Untertunnelung des Bahnhofsplatzes ist noch lange nicht vom Tisch", lautete deshalb das wichtigste Ergebnis der gestrigen Sitzung. Dennoch gab Steger nach den medial ausgetragenen Diskussionen der vergangenen Wochen erst einmal das Motto vor: Schluss mit Stammtischgesprächen, eine politische Entscheidung kann nur aufgrund von Fakten getroffen werden. In anderen Worten? Es braucht davor konkretere Antworten in Sachen technischer Machbarkeit sowie der Kosten, die ein Tunnel zwischen Rittnerstraße und Garibaldistraße verursachen würde. Vor allem nachdem die ursprünglich von Benko vorgeschlagene Verbindung, die von der Kreuzung Rittnerstraße/Raiffeisenstraße bis kurz vor den Verdiplatz gereicht hätte, auf die Kritik gestoßen war, damit den Zugang zum Bahnhof abzuschneiden. Zur Diskussion steht deshalb laut Steger eine verkürzte Tunnelversion, die auf Seite der Garibaldistraße bereits auf Höhe der heutigen Busstellplätze enden würde. Deren technische Machbarkeit und Kosten sollen nun bis zur nächsten Sitzung des SVP-Koordinierungsausschusses in drei Wochen eruiert werden. „Erst dann können wir definitiv sagen, welche Priorität wir dem Projekt beimessen“, sagt Steger.
"Es ist zu billig zu sagen, das Problem Bahnhofsplatz wird ohnehin mit der Bahnhofsverlegung in 20 Jahren gelöst."
Klar ist auch für ihn, dass die einmalige Chance, ein seit Jahrzehnten bestehendes Bozner Verkehrsproblem zu lösen, nicht einfach ohne ausführliche Überprüfung und politische Diskussion vom Tisch gewischt werden kann. „Es ist in jedem Fall zu billig zu sagen, das Problem Bahnhofsplatz wird ohnehin mit der Bahnhofsverlegung in 20 Jahren gelöst“, meint er. Gerade weil Benko nun mit seinem Kaufhaus ein Filetstück vorweggenommen habe, das für die Finanzierung des Jahrhundertprojekts Bahnhof gedacht war, gelte es die aktuelle Gelegenheit nicht unreflektiert verstreichen zu lassen. „Wenn sich aufgrund unserer Überprüfung herausstellten sollte, dass diese Untertunnelung für uns tatsächlich höchste Priorität hat, werden das auch die Koalitionspartner zur Kenntnis nehmen“, zeigt sich der Bozner Stadtobmann zuversichtlich.
Fragt sich nur, ob diese neue Baustelle angesichts des altbekannten Tempos der Bozner Entscheidungsprozesse innerhalb des für April geplanten Gemeinderatsbeschlusses über das Benko-Projekt beendet werden kann. Ein Zweifel, den SVP-Politiker Steger durchaus gelten lässt. „Doch ich denke, angesichts der Tragweite des Themas kommt es nun nicht mehr darauf an, ob im April oder ein halbes Jahr später entschieden wird.“