Kunst für Schubladen und Schaufenster
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Bei den Künstlerinnen handelt es sich um Irene Kubicek, sowie Margit Schweigkofler, Martha Stecher, Rita Steiner, Francesca Tomasi, Thea Unteregger, Maggie Wohlgemuth, Andrea G. Zingerle, Daniela Chinellato, Maria Puff Gius, Marianna Gostner, Monica Gremigni, Margherita Köfler, Elisabetta Moretto und Lorenza Riccobon. Allen Frauen gemein ist, dass sie aus Leidenschaft zum Pinsel oder gewählten künstlerischen Werkzeug greifen und schöpferisch tätig werden. Das Resultat des künstlerischen Ventils für Amateure - worin ja Liebe steckt - wurde gestern Abend in den ausgesprochen gut besuchten Ausstellungsräumen der Associazione in der Bindergasse erstmals gezeigt.
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Wiederkehrende Motive sind ebenso wie dezidiert Feminines in die Werke eingewoben, als Stickerei, Blumiges und Pinkes. Es gibt diejenigen, die mehr in den Raum gesetzt haben und diejenigen, die es mit ein, zwei auch kleinformatigen Miniaturen belassen. Im hinteren Teil der Ausstellung laufen zudem auf einem Fernseher rund 600 Bildzeugnisse verschiedener Malwochen, die ab 2006 festgehalten wurden.
Dass die Beteiligung von Frauen an der Malerei deutlich höher sei als jene in der Politik, wusste man in den eingängigen Eingangsworten zu würdigen, angesichts einer rein weiblichen Teilnehmerschaft in diesem Jahr. Die großformatigen beiden Katzen Kubiceks fallen mitunter zuerst ins Auge, überzeugen mit leuchtkräftiger Farbe undExpressivität eher als durch eine besondere Liebe zum Detail und lassen Vorbilder erahnen. Dann fällt vielleicht die große Ansammlung von Schubladen ins Auge, die auf die (Schau-)Fensterbank der Galerie verteilt sind sowie einen Platz in der Ausstellungsmitte einnehmen und die allesamt als verschieden bespielte Kunstnischen dienen. Dass man dabei Kunst für die Schublade macht, scheint durch die praktische Umkehr und das Zeigen des Geschaffenen niemanden zu stören. Kurz, aber unter vielen Augen hat sich die Schublade einen Spalt weit geöffnet. Einige nutzen den ihnen zugemessenen Raum auch, um Idolen Raum zu geben, etwa Anne Frank oder Rose Ausländer, von der ein paar Worte mit Stecknadeln befestigt hängen bleiben: „Vergesst nicht Freunde, wir reisen gemeinsam.“
Zu den spannenderen Ausstellungsstücken für mich persönlich zählen jene Stücke, die man bei der Vernissage auch noch nicht richtig würdigen konnte und zu denen ich auch die Textbilder Elisabetta Morettos, die in dicht gesetzter Handschrift mit manischem Eifer etwa einen Vorhang der Sehnsucht vor ein weiteres Schubladenarrangement hängt. Besonders weibliche Werkstoffe gibt es dabei keine, auch nicht in den mehrheitlich figürlich bestückten Schubladen. Wir finden ebenso Fäden in verschiedenen Farben, wie auch Draht oder Gips, der etwa in den dynamischen Passanten von Margherita Köfler im Titelbild zu sehen ist.
Es wurde eine Ausstellung zur Malwoche, die - ohne einen großen Hehl daraus zu machen - persönlich-weiblich wurde. Vielleicht ist auch das eine große Aufgabe, die sich den Künstlerinnen in Zukunft stellen könnte, wenn sie weiterhin gut und gerne malen wollen, noch öffentlicher und politischer zu sprechen. Oder auch nicht, denn als Künstlerinnen, die einer Passion und nicht einer Karriere folgen, ist es ihnen freigestellt, solange sie Licht in die Schubladen lassen, welche Dinge sie thematisieren möchten. Hauptsache, es kommt Licht in die Schublade.