Elektroautos weltweit im Aufwärtstrend
Elektroautos bestimmen noch lange nicht das Straßenbild, aber man sieht sie immer häufiger. Fallende Preise als Folge sinkender Batteriekosten, höhere Reichweiten, zunehmende und schnellere Lademöglichkeiten und staatliche Fördermaßnahmen führen zu mehr Attraktivität von Elektroautos. Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, bieten inzwischen alle großen Autohersteller eine ganze Palette an Elektroauto-Modellen an.
Auf dem Genfer Autosalon, der in der vergangenen Woche stattfand, war die zunehmende Tendenz Richtung Elektroautos nicht zu übersehen. Diverse Elektro-Pkw Neuheiten feierten dort Premiere, wobei die Bandbreite von Kleinautos, Mittelklasse-Autos, Elektro-Luxuslimousinen bis hin zu neuen Plug-in-Hybrid Modellen reichte. Immer mehr Autohersteller bringen Elektromodelle auf den Markt, die für die Massenproduktion gedacht sind.
Der Absatz an Pkw Neuzulassungen ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. 2017 wurden weltweit 1.223.600 Elektroautos zugelassen, das ist ein Anstieg von 58% gegenüber dem Jahr 2016. 66% davon waren reine Elektroautos, 34% Plug-in Hybriden. Besonders in den letzten drei Jahren sind die Neuzulassungen stark gewachsen. Analysten sehen den Hauptgrund für den starken Anstieg in den gesunkenen Anschaffungskosten als Folge von drastischen Senkungen bei den Batteriekosten. Aber auch staatliche Förderungen sind für den Anstieg von E-Pkws verantwortlich.
Mit über 600.000 Neuzulassungen im Jahre 2017 hat China seinen Spitzenplatz weiter ausgebaut und konnte bei den Neuzulassungen ein Plus von 73% verbuchen. In Japan kam es gar zu einem Anstieg von 150%, allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau. In den USA wurden 2017 27% mehr Elektroautos verkauft als im Vorjahr.
Laut der Automarkt-Beraterfirma EVVOLUMES.COM werden 2018 die weltweiten Neuzulassungen mit über 50% Zuwachs geschätzte 1.9 Millionen erreichen.
Elektromobilität in der EU
In Europa gab es 2017 einen Zuwachs von 39% beim Absatz von Elektroautos. Innerhalb der europäischen Länder gibt es starke Unterschiede bei der Entwicklung der Elektromobilität. Von den großen Automärkten lag Deutschland mit einem Zuwachs von 116 % an erster Stelle, gefolgt von Spanien mit 105% und Italien mit 71%. Die absoluten Zahlen der Neuzulassungen in der EU betrugen 216.555, das ist ein immer noch sehr geringer Anteil von nicht einmal 2 % an den gesamten Neuzulassungen. Laut Prognosen diverser namhafter Institutionen wird es in den kommenden Jahren zu einem weiteren starken Wachstum der Elektromobilität in Europa kommen.
Der weltweite Bestand an Elektroautos hat Ende 2017 die 3 Millionen Marke erreicht. Das ist gemessen am gesamten PKW-Bestand noch immer ein geringer Anteil. In den meisten Ländern beträgt der Anteil weniger als 2 %. Mit über 39% im Jahre 2017 ist Norwegen das Land mit dem höchsten Anteil an Elektroautos. In China betrug der Anteil im Jahre 2017 2,7%. Als Folge der prognostizierten steigenden Neuzulassungen von Elektroautos in den kommenden Jahren wird der Anteil weltweit deutlich steigen.
Welche Strategie verfolgen die großen Autohersteller?
Führend bei der Produktion von Elektroautos sind die chinesischen Autobauer. Was China bei den herkömmlichen Verbrennungsmotoren nicht geschafft hat, nämlich mit den anderen Ländern in punkto Autoproduktion zu konkurrenzieren, scheint ihnen bei der E-Mobilität gelungen zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden eine Vielzahl von Maßnahmen an Förderungen für Elektroautos sowohl im Produktions- als auch im Absatzbereich umgesetzt.
Auch die japanischen Autobauer setzen schon seit längerem auf E-Mobilität und bieten eine ganze Palette an Stromern an. Toyota gilt als Pionier auf dem Sektor der Elektromobilität. 1997 kam mit dem Toyota Prius das erste Hybrid Elektroauto in Serienproduktion auf den Markt. Der Nissan Leaf ist immer noch das weltweit mit Abstand am meisten verkaufte Elektroauto und auch die anderen japanischen Autobauer haben diverse E-Autos in ihrem Produktportfolio.
In den USA ist Tesla das Vorzeigemodell, aber auch die übrigen Autoherstellen haben E-Modelle in ihrem Produktportfolio.
E-Mobilität bei den deutschen Autoherstellern
Auch die deutschen Autohersteller setzten stärker auf die Elektromobilität, um mit den anderen großen Autobauern auch in Zukunft konkurrenzfähig zu sein. Der Dieselskandal und der daraus resultierende Absatzrückgang bei den Dieselneuzulassungen hat die deutschen Autobauer auch dazu veranlasst ihre Zukunftsstrategie zu ändern und mehr in saubere, zukunftsträchtige Elektroautos zu investieren.
Um den Ausbau der Infrastruktur für die E-Mobilität zu beschleunigen, haben BMW, Daimler, Ford und Volkswagen das Joint Venture-Unternehmen Ionity gegründet mit dem Ziel gemeinsam ein Netz von Schnellladestationen für Elektroautos in Europa aufzubauen und zu betreiben. Bis 2020 sollen rund 400 Schnellladestationen entlang den europäischen Hauptverkehrsachsen aufgebaut und betrieben werden.
Der VW Konzern, zu dem auch die Marken Audi, Porsche, Seat, Skoda und Bentley gehören, hat seit dem Dieselskandal seine Zukunftsstrategie zu einem wesentlichen Teil auf E-Mobilität transformiert und wird in den kommenden Jahren 34 Milliarden Euro in die Entwicklung von Elektroautos investieren. Allein Porsche investiert bis 2020 über 6 Milliarden in die E-Mobilität und will sich so zumindest teilweise zu einer Elektromarke transformieren. Ende 2019 soll mit dem Sportwagen Mission-E das erste Serien-Elektroauto auf den Markt kommen.
Mit seinem Projekt „Factory 56“ will Daimler in den nächsten Jahren die modernste Automobilproduktion der Welt aufbauen und plant im Rahmen dieses Projektes auch viele neue Elektroautos auf den Markt zu bringen.
BMW Konzernchef Harald Krüger ist überzeugt, dass BMW auf gutem Weg zum führenden Anbieter im E-Auto Sektor wird. Laut Krüger ist „die Elektromobilität ein essentieller Bestandteil der Unternehmensstrategie.“ Bis 2025 will BMW weltweit 25 voll- oder teilelektrische Modelle anbieten und erhofft sich einen Anteil zwischen 15 und 25 Prozent am weltweiten Absatz seiner E-Modelle.
Neben den bekannten Autoherstellern gibt es weltweit eine Reihe kleiner Startups, die am E-Automarkt mitmischen. Ein Beispiel dafür ist die deutsche e.GO Mobile AG, die aus einem Forschungsprojekt der Hochschule RWTH Aachen hervorgegangen ist. Ab Sommer 2018 wird der e.Go Life mit einem 20, 40 oder 60 kW starken E-Motor erhältlich sein. Die billigste Variante wird nur 15.900 Euro kosten. Je nach Version soll eine Real-Reichweite von 104 Kilometer, 114 oder 154 km erreicht werden. Der Kleinwagen ist vor allem als Stadtauto gedacht.
Herausforderungen und Hürden für eine erfolgreiche E-Mobilität
Um den Umstieg auf Elektroautos weiter zu intensivieren und mehr Konsumenten davon zu überzeugen ein Elektroauto anstelle eines Autos mit Verbrennungsmotor zu kaufen, gibt es noch eine ganze Reihe von Problemen zu lösen und einige Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Die Batteriekosten müssen weiter gesenkt werden, um den Verkaufspreis der E-Autos auf ein Preisniveau zu bringen, das mit dem der Verbrennungsmotoren konkurrenzfähig ist.
Die Batterietechnologie muss effizienter werden, um eine größere Reichweite zu gewährleisten.
Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der Elektromobilität ist eine flächendeckende und auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtete Ladeinfrastruktur. Es muss gewährleistet sein, dass die Konsumenten ihr E-Auto in räumlicher Nähe und in einem akzeptablen Zeitraum laden können.
Staatliche Förderprämien für E-Autos oder ähnliche Anreize müssen weiter gewährt werden, um den Kauf von E-Autos für die Konsumenten attraktiver zu machen.
Um den Verkehrssektor energieeffizienter, klima- und umweltverträglicher zu gestalten, muss genügend Strom aus erneuerbarer Energie für die Elektromobilität erzeugt und zur Verfügung gestellt werden.
Je schneller oben genannte Voraussetzungen erfüllt werden, desto schneller wird die E-Mobilität zunehmen und Elektroautos werden eine wichtige Alternative zum Verbrennungsmotor darstellen und sowohl zur CO2 Reduzierung und als auch zur Verbesserung der Luftqualität in den großen Städten und Ballungsräumen einen wesentlichen Beitrag leisten.
Anmerkung
Unter Elektroautos versteht man üblicherweise reine Elektroautos und Plug-in-Hybridautos. So wird der Begriff Elektroautos auch in diesem Artikel verwendet.
Reine Elektroautos (BEV) werden nur mit Strom über einen Elektromotor angetrieben. Der Strom wird in der Regel in einem Lithium-Ionen-Akku gespeichert. Die Batterie wird an einer Steckdose aufgeladen.
Ein Plug-in-Hybridauto (PHEV) kombiniert einen Verbrennungsmotor und einen Elektromotor mit einer großen aufladbaren Batterie und kann am Stromnetz aufgeladen werden. Ist die Batterie leer, wird das Auto vom Verbrennungs-Motor angetrieben.
Herkömmliche Hybridautos (HEV) können nicht an einer Steckdose aufgeladen werden. Sie haben zwar auch einen elektrischen Antrieb, der Hauptantrieb ist aber der Verbrennungsmotor. Der Elektromotor wird über den Verbrennungsmotor aufgeladen, bei jedem Bremsvorgang wird Strom generiert.