“Auf einmal die ‘bravi ragazzi?’”
“Pronti a collaborare.” Mit diesem Satz wird Christoph Baur in der Montags-Ausgabe des Alto Adige zitiert. “Bereit zur Zusammenarbeit” ist der ehemalige “Lotta Continua”-Aktivist, Freund von Alexander Langer und nunmehriger Bozner SVP-Vize-Bürgermeister mit CasaPound, wie er im Interview durchblicken lässt. Nachdem die drei CasaPound-Vertreter vergangenen Donnerstag den Gemeinderatssaal verlassen hatten und damit die Abstimmung über Renzo Caramaschis Stadtregierung umgingen, scheint Baur die Tür für die selbsterklärten “Faschisten des 3. Jahrtausends” zumindest einen Spaltbreit öffnen zu wollen: “Non vedo ostacoli a un dialogo con CasaPound caso per caso”, so Baur zum Alto Adige.
Einer, der seit Monaten vor CasaPound warnt und sich immer wieder gegen jegliche Form der Zusammenarbeit ausgesprochen hat, ist Hannes Unterhofer. “Und das gilt immer noch”, sagt ein bestimmter Unterhofer am Montag Vormittag zu salto.bz. Der wiedergewählte SVP-Stadtviertelrat von Don Bosco bemängelte bereits vor mehreren Monaten, dass das Phänomen “CasaPound” samt fragwürdiger Aktionen “vor allem auf politischer Ebene viel zu lax gehandhabt und kaum angeprangert” werde. Den Worten seines Parteikollegen und Vize-Bürgermeister Baur kann Unterhofer daher nichts abgewinnen. Mit der Vorstellung, im Gemeinderat auch nur ansatzweise mit den drei CasaPound-Räten zu kooperieren “bin ich überhaupt nicht einverstanden”, sagt der SVP-Stadtviertelrat.
Faschistisches Erfolgsrezept kopieren?
“Damit würde ihnen noch mehr Berechtigung zugestanden werden, so wie bisher weiterzumachen”, erklärt Unterhofer. Man dürfe nicht vergessen, dass die Aktionen, die CasaPound immer wieder veranstaltet – Stürmung von WOBI-Gebäuden, maskierte Aufmärsche, Hausbesetzungen usw. – keinesfalls demokratisch inspirierte politische Straßenarbeit sei, “sondern reine ideologisierte Propaganda-Aktionen”, so Unterhofer. Auch die Spritzen-Sammelaktionen seien nur dazu da, sie medial auszuschlachten.
“Aber das ist nicht die Aufgabe von Politik. Deren Aufgabe ist es, zu verhindern, dass es solche Zustände überhaupt gibt”, zeigt sich der Stadtviertelrat überzeugt. Damit zeichnet er ein komplett anderes Bild vom Engagement der neofaschistischen Bewegung als es Christoph Baur im Alto-Adige-Interview tut. Der Vize-Bürgermeister meint dort, selbst sogar politisch etwas von CasaPound lernen zu können: weniger Ideologie und mehr Einsatz vor Ort und in den Stadtvierteln, “intorno ai problemi concreti, anche ai più piccoli”. Denn darauf beruhe schließlich ein Teil des Wahlerfolgs von CasaPound, so Baur: “Non bisogna dimenticare che parte del successo lo devono proprio al loro distaccarsi da un atteggiamento troppo ideologico quando si è trattato di muoversi nei quartieri.”
Vor Ideologie triefend
Völliges Unverständnis bei Hannes Unterhofer. “Am Anfang hat man sich immer gegen eine Zusammenarbeit gewehrt, Aktionen verurteilt, gerade aufgrund der Ideologie, die CasaPound vertritt. Jetzt sollen sie auf einmal die ‘bravi ragazzi’ sein?” Vergessen scheint, dass hinter der Rhetorik und dem Aktivismus von CasaPound, die als selbstlos und uneigennützig dargestellt werden, “etwas ganz anderes steckt”, sagt der SVP-Stadtviertelrat: “Dass alles unter dem Slogan ‘Prima gli italiani’ stattfindet, sagt eigentlich schon alles.” Demokratischer Einsatz für die gesamte Gesellschaft, “auch für jene, die nicht in die eigene Optik passen” sieht für Unterhofer jedenfalls anders aus.
Und außerdem, politische Arbeit in den Stadtvierteln, auf der Straße, mit den Menschen, wie sie sich Baur von CasaPound abschauen möchte, “machen die Stadtviertelräte ja schon”, erinnert Unterhofer. Der einzige Unterschied zu CasaPound: “Wir propagieren es nicht so, spielen es medial nicht derartig aus.”
Ich verfolge sehr aufmerksam
Ich verfolge sehr aufmerksam die Gemeindepolitik in Bozen und diese "Überraschung" des SVP Vizebürgermeisters ist gar nicht so überraschend. Er wollte keine Grünen in der Regierung, er hat sie akzeptieren müssen und jetzt hofiert er schamlos eine Rechtspartei mit Berufung auf "Bürgernähe". Bin gespannt was dazu der Bürgermeister Caramaschi sagt.
Hier scheint manch einer zu
Hier scheint manch einer zu vergessen, mit wem wir es da zu tun haben. Leute die den Gebrauch von Gewalt für politische Zwecke rechtfertigen. Das hatten wir alle schon einmal!!!
Dass diese Herrschaften keinen Hehl daraus machen ihre wahren Werte zu verheimlichen ist auch allen klar. Umso mehr ist die Nachricht ei Watschn!
Diese Leute muss man isolieren, ohne wenn und aber!
http://salto.bz/sites/salto.bz/files/styles/s2_0_970x728_switched/publi…
Bei Aussagen von gewissen
Bei Aussagen von gewissen Politikern der SVP, wie unlängst in Bozen, kommt mir der geläufige Spruch in den Sinn: ….fragen sie ihren Arzt oder Apotheker!
In der Politik und in der Religion sollte man immer den Beipackzettel lesen. Dort steht geschrieben, dass eine Überdosis gefährliche Nebenwirkungen hat, man sollte sie, wenn möglich, vor Kindern fernhalten und besonders eine Überhitzung vermeiden.
Bitte nicht vergessen: Vor Gebrauch Beipackzettel lesen!!