Society | Glauben

Eine neue Heimat

Sonntag war für sechs Flüchtlinge in Vintl ein besonderer Tag. “Es wäre gut, mehr solcher Geschichten zu erzählen”, sagt Philipp Achammer zum heutigen Weltflüchtlingstag.

“Vielleicht wäre es gut, wenn wir viel mehr solcher Geschichten erzählen würden - negative Schlagzeilen gibt es sonst schon genug…” Mit diesen Worten erinnert Philipp Achammer an den Weltflüchtlingstag, der am heutigen 20. Juni begangen wird. Die Geschichten, die er meint, sind jene von Anthony, Banabas, Faith, Peter, Rita und Sekuba. Die sechs Flüchtlinge sind im August 2015 ins Fischerhaus nach Vintl gekommen, wo sie seither wohnen. Gestern (Sonntag, 19. Juni) war ein besonderer Tag für die sechs. In der Pfarrkirche von Niedervintl hat ihnen Bischof Ivo Muser die Sakramente der Taufe, Firmung und Eucharistie gespendet. Auf Wunsch der Flüchtlinge selbst, den sie bereits kurz nach ihrer Ankunft in Vintl geäußert hatten.

Die sechs Flüchtlinge aus dem Fischerhaus mit Bischof Ivo Muser. Foto: Diözese Bozen-Brixen

Bevor es gestern schließlich so weit war, sind die vier Männer und zwei Frauen von der Pfarrgemeinde vorbereitet worden. “Zunächst war wichtig, die Motive für diesen Wunsch zu hinterfragen, auch um die Taufinteressenten vor falschen Erwartungen zu schützen. Denn solche Motive könnten gerade bei Flüchtlingen darin liegen, dass es primär um den Wunsch nach Zugehörigkeit zur Gemeinschaft am neuen Lebensort geht; oder es gibt möglicherweise im Herkunftsland gemachte Vorerfahrung, wonach der soziale Aufstieg leichter gelingt, wenn man der Mehrheitsreligion angehört. Auch ein Ausdruck der Dankbarkeit für am neuen Lebensort erfahrene Hilfe und Unterstützung könnte so ein Motive sein, das es ehrlich zu hinterfragen galt”, schreibt die Diözese in einer Aussendung. Während der mehrmonatigen Vorbereitungszeit hatten die sechs Flüchtlinge Raum und Möglichkeit, den christlichen Glauben kennenzulernen und sich mit ihm auseinanderzusetzen. Bei seiner Predigt wünschte Bischof Muser den neuen Pfarrgemeinde-Mitgliedern Kraft: “Ihr sollt Heimat unter uns erfahren: als Menschen und als unsere Schwestern und Brüder im Glauben.” In der Pfarrkirche von Niedervintl dabei war auch Integrationslandesrat Philipp Achammer, der selbst in Vintl wohnt. Er ist sicher: “Ein Moment, den die Vintler Flüchtlinge, die inzwischen ein Teil der Dorfgemeinschaft geworden sind, wohl so schnell nicht vergessen werden.”