Tauziehen um Traktor-Tour

-
Die 7. Stilfserjoch Oldtimer Traktortour, bei der sich heute (21. Juli) 350 Traktoren einfinden, stößt dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz sauer auf. In einer Presseaussendung im Mai schreibt der Verband „[…] in Zeiten der Klimakrise wirkt dies wie ein rückwärtsgewandtes Schauspiel mit schwerem Beigeschmack“. Laut Dachverband sei es Zeit, Veranstaltungen dieser Art ernsthaft zu überdenken, bedenke man die angepeilte Klimapolitik. Diese Woche legte die Umweltgruppe Vinschgau mit Kritik nach: Solche Events würden nicht den Versprechungen eines nachhaltigen Alpenraums entsprechen.
Aus Sicht von Roland Plank, Sachverständiger für Klimaschutz des Dachverbands, sind diese Events nicht zeitgemäß. Sie würden ein „verqueres Bild“ vermitteln, so Plank gegenüber SALTO. Während viele Menschen versuchten, durch Radfahren oder Zugreisen klimafreundlich zu handeln, würden Oldtimer-Events den Eindruck vermitteln, dass motorisierter Individualverkehr weiterhin attraktiv und legitim sei – auch im Alpenraum. Dazu gebe es keine fundierten Berechnungen zur Umweltbelastung durch derartige Veranstaltungen. Die Traktoren müssten meist über weite Strecken transportiert oder gefahren werden, was in der sommerlichen Hochsaison zu zusätzlichem Verkehrsaufkommen, Staus und Emissionen führe. Besonders problematisch sei, dass das Stilfserjoch ein Hotspot des motorisierten Ausflugsverkehrs sei – ein alpines Gebiet, das durch Großveranstaltungen zusätzlich belastet werde.
Die Romantisierung alter Verbrennungsmotoren sei in Zeiten der Klimakrise nicht mehr tragbar.
Auch wenn in der Veranstaltung versucht werde, durch den Einsatz von HVO-Kraftstoff ein gewisses Maß an Klimaverträglichkeit zu erreichen, sei dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Schadstoffe würden trotzdem ausgestoßen, ebenso blieben Lärm und Verkehrsaufkommen bestehen. Die damit verbundene Romantisierung alter Verbrennungsmotoren sei in Zeiten der Klimakrise nicht mehr tragbar.Die Faszination von Technik und Fahrzeugen sei nachvollziehbar, gehöre aber ins Museum und nicht auf Passstraßen.
-
Die Gegenseite
Die Kritik, die der Oldtimer Traktortour entgegengebracht werde, sein unverhältnismäßig und nicht nachvollziehbar. Die Veranstalter hätten klimaverträgliche Maßnahmen getroffen, so Oskar Wegmann, Präsident des Oldtimer Club Vinschgau, gegenüber SALTO. In diesem Jahr würden alle Teilnehmer mit HVO 100 – C02-neutralem synthetischen Diesel – fahren. Jeder Teilnehmer sei verpflichtet mindestens zwanzig Liter HVO 100 zu tanken, um teilnehmen zu können – dies werde strengstens kontrolliert. Dazu würden tagtäglich im Durchschnitt in den Sommermonaten etwa 1.500 Motorräder über das Stilfserjoch, einige hundert großvolumige PKW und etwa fünf- bis sechshuhndert normale PKW fahren, aber wenn der Club für zwei Stunden mit den Traktoren über den Pass fährt, würden plötzlich die unverhältnismäßig großen Proteste kommen, die sonst ausblieben, auch bei ähnlichen und größeren motorisierten Events spare der Dachverband mit dem Protest. Außerdem sei die Teilnehmerzahl auf maximal 350 Traktoren reduziert worden (zuvor 500) und die Stilfserjochstraße ab Trafoi während der Veranstaltung für den restlichen Verkehr gesperrt.
Ein positives Beispiel für die Verbindung von Tradition, Technikgeschichte und modernen Umweltlösungen.
Die Veranstalter betonen ihren Willen zu Nachhaltigkeit und Verantwortung und wollen zeigen, dass Oldtimer-Leidenschaft mit Klimaschutz vereinbar sein kann. Das Ziel sei, den ökologischen Fußabdruck deutlich zu reduzieren. Sie sehen in ihrer Veranstaltung ein positives Beispiel für die Verbindung von Tradition, Technikgeschichte und modernen Umweltlösungen. -
Hintergrund zum Event
Im Rahmen der 200-Jahrfeier der Errichtung der Stilfserjochstrasse findet die 7. Stilfserjoch Oldtimer Traktortour statt. Die Veranstaltung gibt es seit dem Jahr 2010. Die Teilnehmer kommen aus elf Ländern, organisiert wird das Event vom OLDTIMER CLUB VINSCHGAU. Die Veranstaltung generiert eine geschätzte Wertschöpfung für das Gebiet von etwa 700.000 Euro und wird durch knapp 100 lokale Betriebe gesponsort. (Informationen von: Oldtimer Club Vinschgau)
-
Die politische Ebene
Auch die Grünen haben sich dem Thema im Mai per Landtagsanfrage gewidmet. Inhalt: Unter anderem Fragen zur Genehmigung und zur Vereinbarkeit des Events mit dem Klimaplan des Landes. Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider verweist in seiner Antwort diese Woche darauf, dass die Zuständigkeit der Genehmigungen im Bereich des Landeshauptmanns Arno Kompatscher liegen. Die Vereinbarkeit mit dem Klimaplan erkläre sich wie folgt: „Nach Rücksprache mit dem Amt für Lärm und Luft sowie dem Amt für Luftanalyse und Strahlenschutz und in Abstimmung mit den Veranstaltern wurden mehrere Einschränkungen festgelegt. Die wichtigsten davon sind:
- maximale Geschwindigkeit 30 km/h,
- Betankung mit synthetischem Kraftstoff,
- Beschränkung der Teilnehmerzahl auf 350 Fahrzeuge (wobei mehr als 1.000 Bewerbungen aus ganz Europa eingetroffen waren)“.
Die Veranstaltung stelle ein Beispiel dar, wie man historisch gewachsene Veranstaltungen, im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit optimieren kann, ohne auf das kulturelle Erbe zu verzichten.
-
More articles on this topic
Society | VerkehrMit PS über den Pass
Economy | GastbeitragMobilität im Wandel
Der Herr Plank vom…
Der Herr Plank vom Dachverband hat vollkommen recht! Während die Bürger hierzulande angehalten werden in Zukunft nur mehr Elektro-Autos zu kaufen bzw. dies ab 2033 sogar vorgeschrieben werden soll, dürfen 350 Traktoren aufs Stilfserjoch hinauf „stinken“!!
Da passt doch alles nicht mehr zusammen oder?
Und das mit dem verwendeten HVO 100 – C02-neutralem synthetischen Diesel – ist übrigens ein totales GREENWASHING!