Society | Soziales

Geselligkeit schafft Lösungen

Selbsthilfegruppen: Betroffene im Austausch. Die Methode gilt sogar für Wissenschaftler als wertvoll. Südtirol zählt 200 aktive Gruppen.

Das Bild der Selbsthilfegruppen wird oft belächelt. Wenn Betroffene im Kreis sitzen und etwas plaudern, sich bejammern und auf die Schulter klopfen. Was steckt aber tatsächlich hinter diesem Austausch von Betroffenheit und Erfahrungen? 

„Zur Selbsthilfe gehört auch Geselligkeit“, sagt Julia Kaufmann von der Dienststelle für Selbsthilfegruppen im Dachverband für Soziales und Gesundheit, „miteinander reden spielt eine wichtige Rolle. Es wird besprochen, was einem zu schaffen macht, es werden Tipps für den Alltag ausgetauscht. Und die Unterstützung der Teilnehmer untereinander geht meist über die Treffen hinaus: Viele verabreden sich. Freundschaften entwickeln sich.“

Miteinander reden ist wichtig, aber zur Selbsthilfe gehört auch Geselligkeit. Freundschaften entstehen.

Derzeit gibt es in Südtirol 200 Selbsthilfegruppen zu verschiedensten Themen. Wer das passende Angebot für sich sucht, findet Hilfe in der Selbsthilfe-Kontaktstelle. Die Erfahrung zeigt, dass der Austausch mit Gleichgesinnten wichtig ist. Da spielt es keine Rolle, welches Problem man hat. Eines haben alle gemeinsam: „In den Gruppen treffen sich immer Menschen, um einander beizustehen, um Probleme gemeinsam zu bewältigen. Sie resignieren nicht, sondern stützen sich gegenseitig. Selbstbewusst nehmen sie ihr Anliegen selbst in die Hand“, betont Kaufmann. Jeder kann so viel erzählen, wie er möchte. Das Erzählte bleibt dabei streng vertraulich in der Gruppe. 

In den Gruppen treffen sich immer Menschen, um Probleme zu bewältigen. Sie resignieren nicht, sondern stützen sich gegenseitig. Selbstbewusst nehmen sie ihr Anliegen selbst in die Hand.

Diese Zwischenmenschlichkeit gibt Kraft, das bestätigen selbst wissenschaftliche Untersuchungen. Unter Experten gelten Selbsthilfegruppen inzwischen als wichtige Säule des Sozial- und Gesundheitssystems. Auch finanziell profitieren die Systeme von der Methode des verständnisvollen Miteinanders: Menschen sind unentgeltlich füreinander da und leisten wertvolle Ergänzungen zu anderen Methoden, Behandlungen oder Hilfeleistungen.

„Eine Frau mit Krebs sagte mal zu mir: 'Die Ärzte und Therapeuten wissen zwar viel über meine Erkrankung, aber nicht, wie es sich damit lebt. Dafür bin ich als Betroffene die Expertin'“, erzählt die Leiterin der Dienststelle, Kaufmann.

Die Ärzte und Therapeuten wissen zwar viel über die Erkrankung, aber nicht, wie es sich damit lebt.

Weitere Infos: 
Derzeit arbeitet die Dienststelle an einer Broschüre, in der die aktiven Selbsthilfegruppen im Land vorgestellt werden. Sie wird im Herbst erhältlich sein, bis dahin findet sich eine aktuelle Übersicht im Internet unter www.selbsthilfe.bz.it