Society | Selbstbestimmung

Wünsche-Fragebogen

Neumarkt könnte die erste Gemeinde Südtirols werden, wo Menschen mit Behinderung persönliche Bedürfnisse in einem Register eintragen. Das schlagen die Grünen vor.
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Foto: Judita Tamošiūnaitė
Heute Abend, den 20. Juli, wird im Gemeinderat von Neumarkt der Beschlussantrag „Legge ‚Dopo di noi‘: ‚Progetto esistenziale di Vita‘ – Ein Projekt für das Leben“ behandelt, der auf Gemeindeebene der erste in Südtirol ist. Der Antrag behandelt die Möglichkeit eines Registers, welches die Lebensentwürfe von Menschen mit Beeinträchtigungen erfasst und damit über das 2016 in Kraft getretene Gesetz „Dopo di noi“ hinausgeht.
Es sind weiche Faktoren, die den Menschen im Grunde ausmachen - Sadbhavana Pfaffstaller
Mit dem Gesetz „Dopo di noi“ werden für Menschen mit Beeinträchtigungen nach dem Ableben ihrer Eltern finanzielle und verwaltungstechnisch nötige Informationen festgehalten. Die Grünen-Gemeinderätin Sadbhavana Pfaffstaller fordert nun, weitere Informationen zu persönlichen Bedürfnissen und Wünschen in sogenannte „Lebensentwürfen“ zu schreiben. „Es sind weiche Faktoren, die den Menschen im Grunde ausmachen“, so Pfaffstaller.
 
 

Lebensentwürfe

 
Die Lebensentwürfe sollen von den betroffenen Personen selbst und zusammen mit bestimmten Bezugspersonen verfasst und eingereicht werden. Wenn die primäre Bezugsperson aus bestimmten Gründen nicht mehr für die Person mit besonderen Bedürfnissen da sein kann, geben diese Informationen wichtige Anhaltspunkte für zukünftige Bezugspersonen.
„Das erste Mal wurde das Projekt in der Gemeinde Reggio Emilia umgesetzt“, erklärt Pfaffstaller. „Die Anfrage war so groß, dass in nur 20 Tagen fast 800 Fragebögen ausgefüllt und abgegeben wurden, dies zeigt den enormen Bedarf an Institutionalisierung der Lebensentwürfe. Neumarkt würde für dieses wichtige Projekt die Pilotgemeinde Südtirols werden.“ Aufgrund des hohen Bedarfs, hofft Pfaffstaller, dass der Beschlussantrag in der Gemeinderatssitzung Anklang findet.
 

Update: 21.07.2022

 
In der gestrigen Gemeinderatssitzung wurde der Beschlussantrag der Grünen abgelehnt, in Neumarkt als erste Gemeinde Südtirols ein Register für Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu erstellen. „Es ist schade, dass das Hauptdorf fürs Unterland zu klein ist, zu wenig Personal und Ressourcen hat und dass die Gemeinde – wie in fast allen Begründungen – keine Zuständigkeit bei sich sieht“, sagt Pfaffstaller und fährt fort „die ständigen Anweisungen, sich direkt an den Ausschuss oder an die Kommissionen zu wenden, sind einem Verständnis von demokratischen politischen Gemeindeprozessen nicht würdig“.